Herne. Dem Weihnachtsmarkt auf dem Robert-Brauner-Platz in der Herner Fußgängerzone wird von viel Trostlosigkeit bescheinigt. Aber woran liegt das?
Profitiert die Herner Innenstadt vom Weihnachtsmarkt oder schadet er vielleicht sogar? Vor allem das gut besuchte Café Extrablatt verschwindet in den Abendstunden hinter einer Wand aus meist geschlossenen Buden. Die aufgestellten Weihnachtsbäume machen den Robert-Brauner-Platz abends zusätzlich dunkel. Das Stadtmarketing verteidigt den Weihnachtsmarkt. Es gehe nicht darum – wie anderswo – in erster Linie den Abend zu bespielen.
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Trostlosigkeit auf dem Robert-Brauner-Platz schon abends um 20 Uhr
Ein verregneter Wochentag abends um 19.45 Uhr: Auf dem Robert-Brauner-Platz ist fast nichts mehr los. Ein einsames Pärchen schlürft den Rest aus seiner Glühweintasse. Der letzte Budenbesitzer klappt gerade die Läden herunter. Vom Café Extrablatt, das sonst gemeinsam mit dem Wirtshaus den Platz auch nach Geschäftsschluss belebt aussehen lässt, ist nichts mehr zu sehen.
„Wir wollen kein Event-Weihnachtsmarkt sein“, sagt Alexander Christian vom Stadtmarketing. Ziel sei, vor allem tagsüber Passanten, Besuchern der Geschäfte und Menschen, die in der Innenstadt arbeiten, eine ansprechende Abwechslung zu bieten. Der Abend stehe dabei nicht im Vordergrund.
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Glühweinbuden könnten deutlich länger öffnen
Dass an manchen Abenden schon früh alles geschlossen ist, sei dennoch nicht unbedingt so beabsichtigt. „Auf Wunsch der Glühweinbuden“ sei den Betreibern die Möglichkeit eingeräumt worden, die Stände bis 22 Uhr zu öffnen. Das mache aber jeder Anbieter von der Nachfrage abhängig.
Gut 15 Stände zählt der Weihnachtsmarkt in der Summe. Einige Beschicker wie die Eierpunschhütte haben sich verabschiedet. „Unsere Stammbeschicker halten uns aber die Treue“, sagt Christian. So stehe etwa die Gastronomie Wachsmann schon seit Jahren an derselben Stelle auf dem Robert-Brauner-Platz.
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Warum stellt man aber einen Riegel aus Buden und sogar einen Versorgungswagen vor die bestehende Gastronomie? „Das sehen wir anders“, sagt Alexander Christian. Die Hütten und Wagen stünden so wie schon seit vielen Jahren. Es müssten auch Rettungswege eingehalten werden, Fluchtwege vom Platz zugänglich sein. Durch die Eröffnung des Wirtshauses im ehemaligen Karstadt (Neue Höfe) sei der Platz sogar noch enger geworden. Auch der Lieferverkehr müsse noch durchkommen.
Warum arbeiten Stadt und Gastronomie nicht zusammen
Warum arbeiten Stadtmarketing und Gastronomie nicht zusammen? Extrablatt-Geschäftsführer Julian Rommel will sich auf WAZ-Anfrage nicht zu diesem Thema äußern. Rommel betreibt seit 2018 das Café Extrablatt. Seine Frau Britta führt seit 2021 das Wirtshaus direkt gegenüber.
Könnte man nicht zusammen mehr erreichen und gemeinsam einen viel attraktiveren Weihnachtsmarkt auf die Beine stellen? Es seien Gespräche mit Anliegern geführt worden, sagt Alexander Christian. „Es gab aber nicht mehr Vorschläge von der Gastronomie.“ Dass jetzt das Wirtshaus am Rand des Weihnachtsmarktes selbst – getrennt von den anderen Buden – einen Stand mit Heißgetränken anbiete, begrüße das Stadtmarketing aber – so wie man auch den langjährigen Anbietern auf dem Weihnachtsmarkt alles Gute wünsche: „Wir wünschen den Beschickern ein gutes Miteinander und gute Geschäfte.“