Herne. Auszeit vom Radio-Einerlei: Der Herner Peter Zontkowski geht mit dem Magazin „Time Out“ zum 100. Mal auf Sendung. Mit den Stones fing alles an.
Vor acht Jahren ist Peter Zontkowski (68) mit seinem monatlichen Magazin „Time Out“ (deutsch: Auszeit) im Herner Bürgerfunk erstmals auf Sendung gegangen. Am Sonntag, 20. November, steht die 100. Ausgabe an. Fünf Schlaglichter auf ein durch Musik geprägtes Leben.
Bescherung mit Mick, Keith & Co.
Nicht der schlechteste Start für eine Rock-Biographie: „Weihnachten 1965 habe ich von den Eltern meine erste Single geschenkt bekommen – ,Satisfaction’ von den Rolling Stones“, erzählt Peter Zontkowski. Die Stones sind bis heute eine feste Größe in den persönlichen Charts des gebürtigen Bochumers und bekennenden Langendreerers. Doch bei der Frage „Stones oder Beatles?“ muss der seit 1986 in Eickel lebende 68-Jährige nicht lange überlegen. „Die Beatles gehen immer! Sie waren einfach feinfühliger, ausgefuchster, besser. Wenn man selber Musik macht, merkt man, wie gut die waren.“
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Seine Verehrung für die Fab Four führte Zontkowski im Oktober 2022 erstmals nach Liverpool, also in die Heimat der Beatles. Sechs Tage lang begab er sich dort auf die Spuren von Paul, John, George und Ringo: „Ein tolles Erlebnis.“ Nachzuhören in der Jubiläumssendung (siehe unten).
In die Wiege gelegt wurde ihm die Leidenschaft für Rock und Pop eher nicht: Sein Vater („er nannte mich Pedro“) – ein Friseur, der aus finanziellen Gründen zum Schweißer umschulen musste – habe viel gearbeitet, aber kaum Musik gehört. Seine Mutter habe immerhin die sanften Beatles-Songs gemocht. Und Brian Ferry von Roxy Music, „weil der wie mein Vater aussah“.
Prägende Radio-Männer und eine nachhaltige Disco-Bekanntschaft
Musik sei für ihn schon in jungen Jahren sehr wichtig gewesen: „Ich hatte das Kofferradio immer dabei.“ Nach den Stones seien zunächst The Who seine Favoriten gewesen. WDR 2-Sendungen wie „Pop-Revolution“ und „Schwingungen“ und vor allem drei Radio-DJs des britischen Soldatensenders BFBS prägten dann ab den 70er-Jahren maßgeblich seinen Musikgeschmack: David Lamb („Saturday-Show“), Alan Bangs („Nightflight“) und John Peel („John Peel’s Music“).
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Zontkowski verdingte sich aber auch selbst als Musik-Dienstleister und legte von 1980 bis 1983 in der Rock-Diskothek „Appel“ in Bochum-Langendreer auf, dem Vorläufer des legendären „Zwischenfall“. Eine kurze DJ-Episode, die bis heute nachhallt: Ein weiblicher Gast habe ihn im „Appel“ mal darum gebeten, eine C 90-Kassette mit Songs der Gruppen Chic und Steely Dan aufzunehmen, erzählt er. Peter Zontkowski kam der Bitte gerne nach und vertiefte anschließend den Kontakt – bis hin zur Eheschließung. Die Familie seiner Frau ist in Herne nicht ganz unbekannt: Ihr Vater war der 2019 verstorbene Fritz Daubitz, ein Urgestein der Wanne-Eickeler SPD, der viele Jahre Stadtverordneter sowie Vorsitzender des Sportausschusses und des Seniorenbeirats war.
Von den „Blue Tunes“ zur „Auszeit“
Zum Bürgerfunker wurde Peter Zontkowski im Jahr 2004, als der damalige Baumkontrolleur des Grünflächenamtes mit der Sendung „Blue Tunes“ Premiere auf der Frequenz von Radio Herne feierte. „Ich wollte den Leuten Musik anbieten, die sie sonst in dieser Radiolandschaft nicht mehr hören.“ Nachdem die schwarz-gelbe Landesregierung den Radio-Amateuren in NRW 2007 Auflagen machte – die Inhalte der Sendungen mussten fortan lokale Bezüge haben – war 2007 schon wieder Schluss: „Darauf hatte ich keine Lust.“
2014 feierte er dann als Vorruheständler („der Rücken war kaputt“) ein Radio-Comeback mit dem Format „Time Out“, das er mit „Musik und Plauderei“ beschreibt. Bei den Wortbeiträgen lasse er sich bisweilen auch durchs Tagesgeschehen beeinflussen – zum Beispiel durch „den Wahnsinn der Baumfällungen in Herne“, sagt er. Der Titel der Sendung geht zurück auf einen Besuch mit seiner Frau in Prag, wo er auf einen kleinen Plattenladen dieses Namens stieß (und sich dort eine CD von John Lee Hooker kaufte).
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Bei der Songauswahl spannt er in seinem Monatsmagazin je nach Lust und Laune einen weiten Bogen von den 50er-Jahren bis in die Gegenwart. „Ich bediene mich in meiner CD-Sammlung.“ Mehr als 1000 Alben umfasse diese mittlerweile. Vinyl besitzt er dagegen nicht mehr: „Meine Schallplatten habe ich auf dem Trödelmarkt verkauft.“
Ein bisschen Blues ist immer
Vom Radio ins Rampenlicht: Auch Peter Zontkowski suchte in den vergangenen Jahren mehrfach die Bühne – als Musiker und Autor. So präsentierte „Zonte“ beispielsweise in der Flottmann-Kneipe unter dem Titel „Ein bisschen Blues ist immer“ neben Songs auch Kurzgeschichten aus seiner Feder. In der Kulturbrauerei Hülsmann las das langjährige Mitglied der VHS-Schreibwerkstatt aus seinen Texten. Und auch in Bochum trat er bereits mehrfach auf.
Just for fun sind die regelmäßigen Gitarren-Sessions mit Angelo Valoroso in dessen Eickeler Eiscafé Dolomiti. Nach Geschäftsschluss um 20 Uhr greift das Duo immer wieder dienstags zur Klampfe. Ausschließlich Konsument ist dagegen Peter Zontkowski bei den (durch die Pandemie nicht mehr so zahlreichen) Konzertbesuchen. „In diesem Jahr habe ich nur Element of Crime in Recklinghausen und Erdmöbel in Dortmund gesehen“, erzählt der Vater eines Sohnes (35).
Die Allzeit-Favoriten des Peter Z.
Seine fünf liebsten Songs und Alben aller Zeiten? „Darüber muss ich erst einmal in Ruhe nachdenken“, so Zontkowskis Reaktion auf die Anfrage der WAZ. Denn: Musik hänge ja immer auch von der persönlichen Stimmung ab. Nach längerer Überlegung entschied er sich für diese Auswahl.
Songs. Talking Heads: „Heaven“; The Beatles: „She Said“ und „Rain“; Todd Rundgren: „I Saw The Light“; Beach Boys: „Let’s Go Away For A While“. Alben. The Go-Betweens: „Live at the Tivoli“; Steely Dan: „Countdwon to Ecstacy“; Teenage Fanclub: „Songs Form Northern Britain“; Rolling Stones: „Beggars Banquet“; The Beatles: „Rubber Soul“.
>>> Die Jubiläumssendung von „Time Out“
Die 100. Sendung von Peter Zontkowskis „Time Out“ steht inhaltlich und musikalisch ganz im Zeichen seiner jüngsten Beatles-Reise nach Liverpool.
„Time Out“ beginnt am Sonntag, 20. November, wie üblich um 19.05 Uhr auf der Frequenz von Radio Herne (90.8) und endet um 20 Uhr. Und das soll auch in Zukunft so sein: „Ich mache ,Time Out’, so lange ich kann“, sagt Peter Zontkowski.