Herne. Mit einem bunten Programm hat die Jugendkunstschule Herne ihr 50. Jubiläum gefeiert. Dabei wurde deutlich: Hier feiert eine große Kultur-Familie.

Ein halbes Jahrhundert Jugendkunstschule Herne. In diesen 50 Jahren hat sie sich zu einer Institution der Kultur in Herne entwickelt. Dieser besondere Geburtstag sollte an diesem Wochenende unter dem Motto „Eine bunte Bühne“ gefeiert werden – mit vielen Aufführungen und Mitmach-Angeboten. Wer zu der Feier in der Künstlerzeche Unser Fritz kam, der merkte vor allem eines: Hier feiert eine große Familie.

Mit dabei am Samstag: Ernst Wissel. Der 90-Jährige ist das letzte noch lebende Gründungsmitglied der Jugendkunstschule (JKS). „Wir haben damals festgestellt, dass in Wanne ein Atelierhaus fehlt“, erinnert sich der gelernte Architekt. „Bei der Suche nach geeigneten Räumen sind wir auf eine alte Schule gestoßen und haben mit der Stadt verhandelt, ob wir das Gebäude als Kunsthaus nutzen dürfen.“ Mit diesem Wunsch hätten sie offene Türen eingerannt. Gemeinsam mit weiteren Kulturfreunden wie Musiker Winfried Kocéa gründeten sie 1972, zwei Jahre nach der Idee, die Jugendkunstschule.

Ernst Wissel (90) ist das letzte noch lebende Gründungsmitglieder der Jugendkunstschule Herne und war am Wochenende ebenfalls zur Feier des 50. Jubiläums in der Künstlerzeche.
Ernst Wissel (90) ist das letzte noch lebende Gründungsmitglieder der Jugendkunstschule Herne und war am Wochenende ebenfalls zur Feier des 50. Jubiläums in der Künstlerzeche. © Kathrin Meinke

Der Gedanke von Kocéa und Co.: Jedes Kind kann singen oder sich künstlerisch ausdrücken. „Angefangen hat alles mit Angeboten für kleine Kinder, mit einer Heranführung an die Musik“, erläutert Dagmar Probst, die zwar kein Gründungsmitglied ist, sich aber seit 1985 in der JKS engagiert. „Zu Beginn war der Musikbereich sehr populär.“ Auch Wissel erinnert sich: „Ich hatte selbst kleine Kinder, die ein Instrument lernen sollten.“

JSK Herne: Teilnehmer von drei bis 72 Jahren

Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre habe sich dann zum musischen der bildnerische Bereich entwickelt. Seit 1983/84 sei die Jugendkunstschule inzwischen so aufgestellt, wie sie es jetzt ist, mit einem vielfältigen Angebot für Kinder ab drei Jahren im künstlerischen, musischen und auch tänzerischen Bereich, so Probst. Und wer einmal dazu gehört, darf auch weitermachen, sagt Probst. Die älteste Teilnehmerin in der Goldschmiede sei 72 Jahre alt. „Wir haben Dozenten, die selbst als Kinder schon hier waren und deren Kinder nun auch zu uns kommen.“

„Wir sind hier eine große Familie“, betont Dagmar Probst. Sie selbst habe eigentlich nur zwei Jahre bleiben wollen; daraus seien bereits 37 Jahre geworden, weil es einfach so schön sei, mit all den engagierten Menschen und den Kindern zusammenzuarbeiten. Rund 500 Teilnehmer seien es im Kunsthaus Crange und im Jugendprojekt derzeit. Zähle man sämtliche Projekte im Jahr, komme man auf etwa 1500 Kinder und Jugendliche.

Jugendliche erhalten Raum für Kreativität

Meral Cenk ist eine von ihnen. Die Schülerin des Pestalozzi-Gymnasiums möchte gerne Designerin oder Kunstlehrerin werden und kommt immer freitags in die Jugendkunstschule, um sich ganz ihrer Leidenschaft zu widmen. „Hier werde ich durch nichts abgelenkt“, beschreibt die 13-Jährige den Vorteil gegenüber dem Malen zu Hause. Es mache einfach Spaß in der Gemeinschaft zu malen und kreativ zu sein. Die Kunst lerne sie dabei nicht. „Die Kunst macht sich selbst“, versucht sie das Gefühl zu beschreiben, wenn sie beispielsweise Kaffee über ein Papier schüttet und daraus etwas entstehe. In der Jugendkunstschule stünden alle Materialien bereit und es werde immer geholfen, wenn es Fragen gibt.

In der Künstlerzeche Unser Fritz präsentierten die Teilnehmer der Jugendkunstschule ihre Projekte – wie hier im tänzerischen Bereich.
In der Künstlerzeche Unser Fritz präsentierten die Teilnehmer der Jugendkunstschule ihre Projekte – wie hier im tänzerischen Bereich. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Meral ist eine von mehreren Jugendlichen, die am Samstag das Bühnenprogramm mitgestalten. Dabei gibt es ein Potpourri aus musikalischen Darbietungen vom Saxophon bis zur Gitarre, Tanzeinlagen aber auch künstlerischen Darbietungen, die zudem in einer Ausstellung präsentiert werden. Am Sonntag sollten sich die jungen Besucher dann selbst bei vielfältigen Mitmach-Aktionen ausprobieren dürfen.

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Wie wichtig es für Kinder und Jugendliche ist, kreativ sein zu können, besonders auch für Kinder, die sonst in ihrem Alltag mit Problemen zu kämpfen haben, betont Oberbürgermeister Frank Dudda, der der Jugendkunstschule ebenfalls einen Besuch abstattete. „Wenn man etwa in der Schule Probleme hat, braucht man andere Bereiche für das Selbstbewusstsein“, sagt er. „Das Selbstwertgefühl ist das A und O und das kann man hier verfolgen.“

Vor allem die Werkstattprojekte der Jugendkunstschule, die Mitte der 80er-Jahre als Zweig integriert wurden, begeisterten ihn. Dort erhielten Jugendliche ohne Schulabschluss, die sonst nicht ins Leben fänden, die nötigen Strukturen, so Dudda. Insofern leiste die Jugendkunstschule einen wichtigen Beitrag – besonders in einer Stadt wie Herne.

Jugendkunstschule feiert 50-jähriges Bestehen

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© FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche
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>>>WEITERE INFORMATIONEN: 50. Geburtstag

  • Die heutige Jugendkunstschule Herne e.V. wurde am 5. Mai 1972 unter dem Namen „Jugendkunstschule Wanne-Eickel“ gegründet.
  • Gründungsmitglieder waren Helmut Hellwig (damaliger 1. Vorsitzender), Joachim Hengelhaupt (damaliger 2. Vorsitzender), Helmut Nowak (damaliger Geschäftsführer), Ernst Wissel (damaliger Beisitzer, später Vorstandsvorsitzender), Reinhold Stuckenbrock (damaliger Beisitzer), Hugo Bolz, Kurt Rahm, Hans Smock (damalige Revisoren), Winfried Kocéa (Musikalischer Leiter der Jugendkunstschule und Urvater des Gedankens einer Jugendkunstschule).
  • Die Jugendkunstschule Wanne-Eickel war die erste Jugendkunstschule in NRW.