Herne. 2 Euro Eintritt zum Cranger Weihnachtszauber - die Reaktionen sind empört. Ein Experte erklärt, warum der Eintritt berechtigt, aber verpönt sei.

Der geplante Eintritt beim Cranger Weihnachtszauber erhitzt die Gemüter beim Publikum. Vergleichbare Regelungen gibt es in Deutschland kaum. Weihnachtsmarkt- und Kirmesorganisatoren scheuen die oft wütenden Reaktionen der Besucherinnen und Besucher. Ein Kirmes-Fachmann sieht dennoch einen nicht zu unterschätzenden Kostenaufwand bei den Schaustellerinnen und Schaustellern. Die Veranstalter des Weihnachtszaubers hatten angekündigt, in diesem Jahr erstmals 2 Euro Eintritt zu nehmen.

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Experte zum Weihnachtszauber: Eintritt ist beim Publikum sehr verpönt

„Beim Publikum ist Eintritt sehr verpönt“, sagt Kirmes-Experte Markus Wassmuth. Der Journalist arbeitet für das Fachmagazin „Kirmes & Park Revue“ (externer Link). Er bereist seit Jahren Kirmesveranstaltungen und Jahrmärkte deutschlandweit, kennt Neuheiten und Entwicklungen. Während der Corona-Zeit seien viele Veranstalter in die Situation gekommen, das Gelände einzäunen zu müssen.

Oft wurde der Aufwand für die „Freizeitparks“, die als Kirmesersatz dienten, mit einem Euro Hygienepauschale berechnet. Corona habe sich jetzt aber aus Sicht vieler Besucher erledigt. Dementsprechend seien nur wenige Menschen bereit, noch Eintritt fürs Gelände zu zahlen. So einen Eintritt wie er für den Weihnachtszauber geplant sei, gebe es seines Wissens aktuell nur in Magdeburg, sagt Wassmuth. „Dort scheint es nach meinem Gefühl vor dem Aus zu stehen.“

Einnahmen über große Fahrgeschäfte sind im Winter viel kleiner als im Sommer

Der Experte zeigt aber auch deutliches Verständnis für die Veranstalter. „Man muss einen erheblichen finanziellen Aufwand treiben.“ Gerade in der Weihnachtszeit seien die großen Fahrgeschäfte wegen der kühleren Außentemperaturen weniger ausgelastet als in den Sommermonaten. In Westdeutschland gebe es keine Tradition, Weihnachtsmärkte mit Großfahrgeschäften zu kombinieren. „Das ist auf den Märkten im Osten anders.“

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Wassmuth erinnert auch daran, dass die Schausteller während der Corona-Zeit erhebliche finanzielle Einbußen erleiden mussten – bei weiterlaufenden Kosten. Auch die Parkgebühr müsse man als Beitrag zu den Gesamtkosten der Veranstaltung mit Strom, Aufbauten und der kompletten Infrastruktur sehen.

Schausteller-Branche erlebt Shitstorm, der „angezettelt wird“

Parallel dazu erlebe die Kirmesbranche nicht nur auf Crange gerade eine Wutwelle, die von einigen wenigen Nutzern im Netz gezielt gesteuert werde. „Dieser Shitstorm wird angezettelt“, sagt der Crange-Kenner. Er rechnet vor, dass ein Großfahrgeschäft eine Millioneninvestition sei, die sich nur über die Eintritte für das jeweilige Fahrgeschäft refinanzieren lasse. Wer als Schausteller Mut zu Investitionen zeige, werde dafür oft noch öffentlich verhauen. „Das ist ehrlich gesagt eine Katastrophe, wie da einige Menschen meinen, die Meinungsführerschaft zu haben.“

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Das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben soll beim Weihnachtszauber, der vom 17. November bis zum 30. Dezember gehen soll, längst nicht an eine Sommerkirmes heranreichen. Die Veranstalter reagierten bereits auf Kritik und versuchen mit kleineren Angeboten auf Familien zuzugehen. Veranstalter Sebastian Küchenmeister ging bei der Vorstellung des Weihnachtszaubers davon aus, dass die Besucherzahl von 230.000 im Vorjahr in diesem Jahr übertroffen werde.

Küchenmeister reagiert auf Kritik und wendet sich auf Facebook-Seite an WAZ-Leser

Weihnachtszauber-Veranstalter Sebastian Küchenmeister.
Weihnachtszauber-Veranstalter Sebastian Küchenmeister. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Sebastian Küchenmeister reagierte auch auf die umfangreiche Kritik beim Publikum und wandte sich auf der Facebookseite der WAZ-Redaktion direkt an die Kritiker: „Nach den Einschränkungen durch die Pandemie 2020 und 2021 wollen wir den Besuchern ein volles, noch nie dagewesenes Entertainment-Programm bieten – das ist der Grund für den Eintrittspreis von 2 Euro und nicht die Energiekrise!“

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Küchenmeister argumentiert mit zahlreichen Attraktionen wie einer Weihnachtsparade, Live-Akteuren, spektakulären Shows und einem Feuerwerk. Im Zwei-Euro-Eintritt sei zudem ein Ein-Euro-Gutschein fürs Riesenrad mit geschlossenen Gondeln enthalten. Er appelliert: „Überzeugt Euch wirklich selbst!“