Herne. Nach der Attacke auf Kabel für den Bahnfunk in Herne haben sich bei der Polizei Zeugen gemeldet. Die Polizei bremst beim Sabotage-Verdacht.
Nach dem Angriff auf das Funknetz der Bahn haben sich bei der Polizei Zeugen gemeldet, die Hinweise zu dem mutmaßlichen Sabotageakt geben wollen. Bislang unbekannte Täter hatten am frühen Samstagmorgen östlich des Herner Bahnhofs ein Kabel für das Bahn-Funknetz GSM-R durchtrennt. In etwa zeitgleich gab es einen ähnlichen Vorfall in Berlin. Dadurch fiel das Netz aus. In Norddeutschland musste der Bahnverkehr eingestellt werden. Der unter anderem vom Bundesverkehrministerium geäußerte Vorwurf gezielter – möglicherweise staatlich gesteuerter – Sabotage lasse sich laut Polizei aktuell weder bestätigen noch widerlegen.
+++ Auch interessant: Sabotage bei der Bahn in Herne? So leicht hatten es die Täter +++
Zeugen werden weiter gesucht: Wer sah was in den Tagen vor der Attacke?
„Es laufen Zeugenbefragungen“, sagt der Bochumer PolizeisprecherFrank Lemanis auf Nachfrage. Nach dem Aufruf der Polizei hätten sich tatsächlich Zeugen gemeldet. „Der Staatsschutz ist dabei, mit den Hinweisgebern zu sprechen.“ Wie weit die Aussagen wertvoll für die Klärung des Verdachts sein können, müsse sich herausstellen. Die Ermittlung sei akribische Kleinstarbeit. Ein vermeintlich unwichtiges Detail könne zur Lösung des Falls beitragen.
Deshalb suche die Polizei auch weiter dringend Zeugen, die im Bereich östlich des Herner Bahnhofes etwas Verdächtiges beobachtet haben können. Dabei sei nicht nur der Zeitraum am frühen Samstagmorgen, 8. Oktober, gegen 2 Uhr, entscheidend. Es könne auch sein, dass in den Tagen zuvor bereits etwas ausspioniert wurde. Die Polizei suche weiter Hinweise auf Menschen, die sich in den Tagen vor dem mutmaßlichen Sabotageakt in dem Bahnbereich aufgehalten haben. „Egal wie unwichtig das jemandem erscheint.“ Die Polizei bittet um Hinweise über verdächtige Beobachtungen unter den Rufnummern 0234 909-4505 oder 0234 909-4441 (Kriminalwache).
Blaulicht in Herne – Lesen Sie auch:
- Herne: Einbrecher steigen nachts in Handyladen ein
- Messerangriff in Herner Hotel: Mann sticht auf Freundin ein
- Szenen einer Ehe: Kuriose Festnahme auf Herner Polizeiwache
- Küken verlaufen sich: Herner Feuerwehr rettet Ententrio
3D-Aufnahmen vom Tatort sollen bei der Ermittlung helfen
Die Beamten hatten am Dienstag noch einmal Spuren im Bereich des Tatortes gesichert. „Es wurde zum wiederholten Mal eine Drohne eingesetzt“, erklärt Frank Lemanis. Durch die Daten könne eine dreidimensionale maßstabsgerechte Skizze des Tatortes erstellt werden. So können sich nicht nur die Ermittler digital durch den Bereich bewegen. Später könnte das System auch im Gerichtssaal bei einem möglichen Verfahren den Beteiligten die virtuelle Bewegung in dem Bereich erleichtern und ein realistisches Bild von Spuren und Tatort liefern. Die Spurensicherung sei nun am Dienstag abgeschlossen worden.
Der bei der Polizei angesiedelte Staatsschutz ermittelt weiter in der Sache. Dabei gebe es auch weiter einen intensiven Informationsaustausch mit Berlin. Mit dem dort ermittelnden Landeskriminalamt gleiche man die erlangten Informationen ab. Zu durchschlagenden Ergebnissen habe das allerdings noch nicht geführt.
Polizei: Noch keine klare Tendenz für Sabotage-Theorie
War es wirklich gezielte Sabotage oder nur ein blöder Zufall, dass Kabeldiebe zufällig nahezu zeitgleich das Hauptkabel in Herne und die Ersatzleitung in Berlin lahmlegten? Die Polizei will sich nicht auf eine Richtung oder einen bevorzugten Verdacht festlegen. „Es gibt keine Tendenz. Man kann nur mutmaßen“, sagt Polizeisprecher Lemanis. Man müsse sich an den Fakten und Spuren entlanghangeln und dürfe sich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegen. Die Ermittlungen laufen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.
Die Kabel lassen sich leicht erreichen. Es komme auch regelmäßig zu Attacken auf die Anlagen in Herne, hieß es gegenüber der Redaktion aus dem Umfeld der Bahn. Dabei spiele oft der Versuch von Kabeldiebstählen eine Rolle. Wiederholt kam es dadurch auch zu Zugausfällen, beispielsweise weil Stellwerke durch unterbrochene Leitungen keinen Zugriff mehr hatten. Die Bahn will trotz aller Schutzmaßnahmen keine Garantie geben. Man könne die Strecken nicht lückenlos sichern, hieß es gegenüber der Redaktion.
Täter - egal welcher Art - dürften es in dem unüberschaubaren Bereich zwischen Herne-Mitte und Horsthausen nicht ganz so leicht haben. „Wir haben das verschärft im Auge“, kündigt die Polizei an. Beim Schutz dieser Infrastruktur sei man sensibler geworden. Auch die für den Schutz der Bahnanlagen zuständige Bundespolizei sei dort aktiv. Die Kontrollen fänden nicht nur mit offenen Kräften statt.