Herne. Autos verstopften 2021 die Straßen rund um den Cranger Weihnachtszauber. Mehr Parkplätze sollen nun für freie Fahrt sorgen. Die SPD lehnt das ab.

Mehr öffentliche Parkplätze und eine neue Ampelschaltung: Damit sollen Autos beim „Cranger Weihnachtszauber“ (17. November bis 31. Dezember 2022) in Herne flüssiger rollen und die Straßen im Stadtteil entlastet werden. Darauf hatten sich die Stadt Herne und der Veranstalter der Winterwunderwelt zuletzt geeinigt. Die SPD schäumt: Diese Maßnahmen seien der völlig falsche Weg, kritisiert die Fraktion.

Staus rund um den Cranger Kirmesplatz, die Parkstreifen in den Anliegerstraßen zugeparkt: Im vergangenen Jahr ärgerten sich die Anwohnerinnen und Anwohner in Stoßzeiten über die Blechlawinen von Besucherinnen und Besuchern des Cranger Weihnachtszaubers. Der Verkehr war zeitweise lahmgelegt. Für Entlastung sorgen soll in diesem Jahr ein Anwohner-Parkplatz mit 100 Plätzen an der Ecke Dorstener Straße/Heerstraße, den der Veranstalter einrichtet. Für die Gäste will er den Parkplatz 2 auf dem Gelände auf 450 Plätze vergrößern, so dass insgesamt dann 1000 kostenpflichtige Parkplätze zur Verfügung stehen. Damit die Anreise einfacher sei, will die Stadt außerdem die Ampelschaltung an der Kreuzung Dorstener Straße/Heerstraße verbessern.

Herne: Mehr Parkplätze sorgen für noch mehr Autos

In den Anliegerstraßen sind Parkplätze beim Weihnachtszauber knapp, außerdem werden Autos gnadenlos zugeparkt.
In den Anliegerstraßen sind Parkplätze beim Weihnachtszauber knapp, außerdem werden Autos gnadenlos zugeparkt. © OH

Die SPD ist auf dem Baum. Für die Anwohnerinnen und Anwohner sei der Cranger Weihnachtszauber „eine Vollkatastrophe“, schimpfte SPD-Ratsherr Michael Zyweck im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur (DIM) und Mobilität. Grund sei der Ansturm der Besucherinnen und Besucher mit ihren Autos. Mit den zusätzlichen Parkplätzen und der neuen Ampelschaltung werde sich an den Problemen gar nichts ändern. Im Gegenteil: „Mehr Parkplätze ziehen mehr Autos an.“ Noch mehr Menschen, prophezeit Zyweck, werden dadurch in diesem Jahr mit ihrem Auto anreisen. Folge: Es werde noch voller auf den Straßen rund um den Kirmesplatz. Die Maßnahmen, auf die sich Stadt und Veranstalter geeinigt haben, seien also „kontraproduktiv“.

Die Verwaltung sieht sich dabei aber nicht in der Hauptverantwortung. Die Stadt, sagte Tibo Zywietz vom städtischen Fachbereich Öffentliche Ordnung im Ausschuss, stehe zwar im intensiven Austausch mit dem Veranstalter. Und auch, wenn dieser durch die Stadt „intensiv und kooperativ“ beraten werde: Sämtliche Probleme müsse der Veranstalter selbst lösen. Eine Entlastung der Anwohnerinnen und Anwohner durch die Verwaltung könne daher „leider nur mittelbar erfolgen“.

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Das will SPD-Ratsherr Zyweck so nicht gelten lassen. Stadt und Verwaltung müssten viel intensiver miteinander sprechen, um die Verkehrsprobleme gemeinsam in den Griff zu bekommen, forderte er im Ausschuss. Die Verwaltung sage immer wieder, dass sie – im Gegensatz zur Cranger Kirmes – für den Weihnachtszauber nicht als Veranstalter verantwortlich sei und dass sie deshalb nicht viel machen könne. Das dürfe nicht sein: Die Stadt müsse sich deutlich mehr einschalten und etwa als Berater dabei helfen, um Lösungen für das Verkehrschaos zu finden. Mehr Parkplätze seien jedenfalls keine Lösung.

Fordert Alternativen für eine nachhaltige Mobilität: SPD-Ratsherr Michael Zyweck.
Fordert Alternativen für eine nachhaltige Mobilität: SPD-Ratsherr Michael Zyweck. © SPD

Was denn dann? Damit der Verkehr rund um den Kirmesplatz abnehme, müssten attraktive Park- & Ride-Angebote geschaffen werden, sagte Zyweck nach der Sitzung zur WAZ. Denkbar sei dabei etwa, dass dafür der Parkplatz der Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen genutzt werden kann. Mit einem Shuttlebus seien es nur wenige Minuten nach Crange.

Darüber hinaus, fordert er, müssten auch Alternativen für eine nachhaltige Mobilität geschaffen werden. Ähnlich wie zuletzt bei der Cranger Kirmes könnten Fahrrad-Parkplätze, möglicherweise auch E-Scooter-Parkplätze eingerichtet werden. Die Winter seien nicht mehr alle streng wie früher, so dass Besucherinnen und Besucher – zumindest zeitweise – auch mit diesen Verkehrsmitteln zur Kirmes fahren könnten. Mindestens ein Test, um die Akzeptanz zu prüfen, biete sich an.