Herne. Sind die Mosaike im Hallenbad Eickel erhaltenswert? Darüber ist in Herne ein erbitterter Streit entbrannt, bei dem die NS-Zeit eine Rolle spielt.
Sind die beiden Mosaike des heimischen Künstlers Edmund Schuitz (1913-1992) im Hallenbad Eickel erhaltenswert? Die SPD im Bezirk Eickel hat diese Frage vor dem Hintergrund des drohenden Abrisses des Bades vor knapp fünf Jahren eindeutig mit ,Ja’ beantwortet und eine entsprechende Initiative gestartet. Die Stadt hielt sich dagegen fortan öffentlich weitgehend bedeckt. Nachdem die Verwaltung vor vier Monaten im Kulturausschuss auf eine politische Anfrage nach dem „Stand der Planungen für den Erhalt“ überraschend mitteilte, dass Schuitz von 1936 bis 1945 Mitglied der NSDAP war, droht die Debatte zu eskalieren.
Schwere Vorwürfe an die Stadt
Aus Sicht der Schuitz-Nachfahren bzw. des von ihnen eingeschalteten Historikers und früheren Denkmalpflegers Hans H. Hanke hat die Eskalation aber längst stattgefunden, ausgelöst durch die Verwaltung. Ihr Vorwurf: Obwohl Schuitz „kein Nazi war“, bringe die Stadt das Argument der NSDAP-Mitgliedschaft vor, um den kostspieligen Erhalt der Putzmosaike zu verhindern und soKunst in öffentlichem Besitz zu „vernichten“. Und auch das kritisieren Hanke und Ingeborg Müller-Schuitz, die Tochter des Künstlers: Die Politik sei im Mai im Kulturausschuss „unvollständig und unzureichend“ informiert worden.
Die Kulturverwaltung hatte im Ausschuss unter anderem erklärt, dass die Rolle Schuitz’ in der NS-Zeit „kritisch zu betrachten“ sei. Und: Die durch einen Zufallsfund in einem Archiv entdeckte NSDAP-Mitgliedschaft des Künstlers sei „massiv förderschädlich“, sprich die Chance auf finanzielle Unterstützung durch das Land sei erheblich gesunken. Die Kosten für den Erhalt der in den 50er-Jahren erschaffenen Wandmosaike werden auf rund 100.000 Euro geschätzt.
Bereits in der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Bildung am Donnerstag, 21. September (ab 16 Uhr in den Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers), werden die Wandmosaike erneut Thema sein, wenn auch wohl nur am Rande: In einer Anfrage rückt die Linken-Fraktionsvorsitzende Veronika Buszewski Kontroversen in den Mittelpunkt, die offenbar 2018 innerhalb der Stadtverwaltung über den Denkmalwert des Hallenbads Eickel geführt worden waren.
Die WAZ kommt in Kürze ausführlich auf die Auseinandersetzung über die Schuitz-Mosaike und die Hintergründe zurück.