Wanne-Eickel. . Edmund Schuitz hat an vielen Stellen in Wanne-Eickel seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Dennoch war sein Name lange unbekannt. Seine Tochter hat nun den umfangreichen Nachlass aufgearbeitet.
Er hat an vielen Stellen in Wanne-Eickel sichtbar seine Spuren hinterlassen: im Arkadengang der Realschule Crange, in den Treppenhäusern des Berufskollegs Steinstraße, in der Luther-, Cranger- , Laurentius- und Friedenskirche, am Haus an der Ecke Röhlinghauser Straße/Harkortstraße, im Hallenbad, in etlichen Firmen und Privathäusern. Und doch: Selbst die einschlägig bekannten Ortskundigen kommen beim Namen Edmund Schuitz ins Grübeln.
Das soll sich nun ändern, hat sich Ingeborg Müller-Schuitz zum Ziel gesetzt, Tochter des vielseitigen Künstlers, der vom Putzschnitt bis zum Aquarell, vom Mosaik bis zur Aktmalerei beinahe alle Techniken beherrschte, die die bildende Kunst bis in die frühen 90er-Jahre zu bieten hatte. Anlässlich des Geburtstags ihres Vaters, der sich 2013 zum 100. Mal jährt, hat sie sich vorgenommen, seinen Nachlass zu ordnen und ein möglichst umfassendes Werkeverzeichnis anzulegen. Dass sie dazu statt der anfangs veranschlagten drei Monate zwei Jahre benötigen würde, hatte sie allerdings nicht erwartet.
215 Besuche im Stadtarchiv
Wenn sie ihrem Vater lächelnd bescheinigt, unordentlich gewesen zu sein, so hat sich diese Eigenschaft auf sie nicht vererbt. Um sich nicht auf mündlich Überliefertes zu verlassen, spürte sie mit unglaublicher Disziplin und Sorgfalt den belegbaren Zeugnissen von Edmund Schuitz’ Werken nach, wobei sie sich im Wesentlichen auf die Berichte in den Wanne-Eickeler Lokalzeitungen verließ, von denen es einmal vier gab. Beinahe täglich besuchte sie im vergangenen Jahr das Stadtarchiv, arbeitete sich ab dem Jahrgang 1946 durch jede einzelne Zeitungsausgabe bis zum Jahr 1992, in dem ihr Vater verstarb. Martina Koch, Mitarbeiterin im Stadtarchiv, die Ingeborg Müller-Schuitz die ganze Zeit über begleitete und unterstützte, hat einmal nachgerechnet: „Nach ihrem ersten Besuch am 2. März 2010 war Frau Müller-Schuitz insgesamt 215 Mal im Stadtarchiv und hat 528 Zeitungsbände durchgearbeitet.“ Und aus dem dünnen Aktenmäppchen, das anfangs dem Stadtarchiv über Edmund Schuitz vorlag, ist nach den zwei Jahren ein stattlicher, sorgfältig gegliederter Ordner geworden. „Solch eine umfangreiche Arbeit“, sagt Koch, „könnten wir gar nicht leisten.“
Durch die intensive Beschäftigung mit seinem Nachlass hat die Tochter einen neuen Blick auf ihren Vater gewonnen. Er sei stets sehr stolz darauf gewesen, ein freischaffender Künstler zu sein, erinnert sie sich. Die Höhen und Tiefen dieser Freiheit bekam sie eher indirekt mit, wenn zum Beispiel das Geld für die Tanzschule fehlte, weil Kunden die Arbeit ihres Vaters einfach nicht bezahlten. „Er war Künstler, kein Kaufmann und verließ sich oft auf einen Handschlag“, sagt Ingeborg Müller-Schuitz. Und das Angebot ihres Mannes Walter, ihm den kaufmännischen Part abzunehmen, habe er zurückgewiesen.
Überrascht sind die Eheleute aber vor allem von der Vielseitigkeit Edmund Schuitz’. Auch wenn sein Schwerpunkt die Kunst am Bau gewesen sei (für seine Glasfenster hatte er sogar ein Patent inne), habe er sich vor allem im Alter wieder auf seine Ursprünge besonnen - die Malerei. Doch kurz vor seinem Tod im Jahre 1992 erhielt der gläubige Katholik und engagierte Vertreter der Ökumene noch einmal einen großen Auftrag: Die Gestaltung eines Glasfensters für den Altarraum der Lutherkirche in Crange. Es zeigt die Auferstehung Christi. Als das Fenster fertig war, erinnert sich Ingeborg Müller-Schuitz, habe ihr Vater gesagt: „Jetzt ist es gut. Jetzt kann ich gehen.“