Herne. Streetart-Künstler mit Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion zeigen gemeinsam ihre Werke in Herne. Was in der Ausstellung zu sehen ist.
Im Alten Wartesaal im Herner Bahnhof ist eine neue Ausstellung zu sehen. Sie wird gestaltet von Künstlern, die aus der ehemaligen Sowjetunion kommen. Außerdem zeigt ein Gastkünstler aus Israel seine Werke. Die Ausstellung „KOFFER 2.022“ nimmt die Besucherinnen und Besucher vom 20. August bis 18. September mit auf die Flucht, bringt sie an die Grenzübergänge von Ost und West – und direkt zwischen die Fronten.
Die ausstellenden Künstler seien alle als Kinder der sogenannten Kontingentflüchtlinge nach Deutschland bzw. Israel gekommen und seien im Laufe ihrer Identitätssuche zu bekannten Vertretern der Streetartszene geworden, erklärt Kurator Konstantin Zayka von „Haseläuft“. „Die Künstler sind alle seit zehn bis fünfzehn Jahren in Deutschland.“ Mit dabei sind Deso aus Israel, der von Petrozavodsk ins israelische Haifa gekommen ist, Epema kam von Odessa nach Dortmund, Isakov von Sewastopol nach Berlin, Kartel von Tiraspol nach Hannover und KJ263 von Krasnodar nach Düsseldorf. Durch ihre Kunst hätten all die Künstler einen Weg gefunden, ihre Erfahrungen an der Grenze zu verarbeiten.
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Wanderausstellung wurde zuvor in Neuss eröffnet
Die Ausstellung „KOFFER 2.022“ habe ihre Premiere in der Alten Post Neuss gefeiert und erreiche nun die zweite und erweiterte Station in Herne. Als die Ausstellung in Neuss eröffnet worden sei, habe in der Ukraine noch kein Krieg geherrscht, sagt Zayka. Damals sei die Ausstellung in Nostalgie entstanden, die Exponate hätten die Grenzsituation während der Flucht beschrieben. Durch den Krieg sei die Nostalgie in Trauer umgeschwenkt. Nun zeige die Ausstellung beispielsweise einen Mann, der zum Soldaten wird, aber gar nicht wie einer aussieht, oder auch eine geschlossene Schranke. Alle Ausstellungsstücke zeigten, wie es sich für Jugendliche anfühle, aus ihrer Heimat zu fliehen, so Zayka.
Und wie ist der Titel „KOFFER 2.022“ entstanden? „Ein Koffer ist ein quaderförmiges, mit einem Deckel versehenes, verschließbares Behältnis für den manuellen Transport von Gegenständen. Aber auch Sinnbild für das, was wir alle mit uns schleppen. Beim Unterwegssein. Beim Überqueren von Grenzen, da, wo etwas aufhört und etwas Anderes anfängt. Beim Verlassen und Ankommen. Oder in Geist und Seele“, heißt es im Ankündigungstext für die Wanderausstellung.
Ausstellung wird am Samstag eröffnet
Noch befindet sich die Ausstellung von Pottporus und Haseläuft, die in Kooperation mit dem Alten Wartesaal im Bahnhof Herne und der Stadt Herne entsteht, im Aufbau. Die Vernissage findet am 20. August von 18 bis 21 Uhr statt. „Wir haben uns extra dafür entschieden, dass wir schon Samstag starten, so können Interessierte am Sonntag noch nach Dortmund-Hörde fahren, auch dort sind derzeit Werke des israelischen Künstlers Deso zu sehen“, sagt Uta Graßhoff, Pressesprecherin von Pottporus.
Die Ausstellung ist vom 20. August bis 18. September zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 16 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 18 Uhr. Ort: Alter Wartesaal im Bahnhof Herne, Konrad-Adenauer-Platz 1. Der Eintritt ist frei.