Herne. Die Cranger Kirmes zieht wieder Millionen Besucher an. Für einige Anwohner ist das eine große Herausforderung. Aber nicht alle sind genervt.

Die Cranger Kirmes ist im vollen Gange. Alleine am ersten Kirmeswochenende besuchten 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher den Rummel. Die Stadt rechnet mit dem zweithöchsten Besucheraufkommen der letzten zehn Jahre – also mit mehr als vier Millionen Besuchern über den gesamten Zeitraum.

In den vergangenen Jahren ärgerten sich die Anwohnerinnen und Anwohner immer wieder unter anderem über die schlimme Parkplatzsituation und die Hinterlassenschaften einiger Besucherinnen und Besucher. Wie ist die Situation in diesem Jahr? Wir haben bei Anwohnerinnen und Anwohnern nachgefragt.

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Heike Hübner lebt schon ihr ganzes Leben direkt an der Kirmes – oder besser gesagt auf der Kirmes. Sie wohnt im Dorf Crange mit direktem Blick auf den Rummel. „Wir haben mit der Kirmes keine Probleme“, sagt sie. „Es ist in jedem Jahr das Gleiche – wir kennen es ja nicht anders.“ Allerdings verlasse sie während der elf Tage abends nicht mehr das Haus, um mit dem Auto wegzufahren. Das sei nicht möglich wegen der Verkehrssituation. Vor dem Zugang zum Kirmesgelände sei ein Tor mit Sichtschutz aufgebaut, das von Security-Leuten bewacht werde, sodass keine Kirmes-Besucherinnen und -Besucher in die Straßen vom Dorf gelangen könnten. Allerdings mache der Wachdienst zum Ende der Kirmes – also unter der Woche um 24 Uhr und am Wochenende um 2 Uhr – Feierabend, „die Leute sind dann aber ja noch nicht alle weg“. Manche von ihnen blieben bis 3 oder 4 Uhr auf dem Platz und liefen zum Teil betrunken durch die Straßen. „Aber auch das sind wir gewohnt.“

Heike Hübner wohnt nur wenige Meter von der Kirmes entfernt. Das ist der aktuelle Blick aus ihrer Wohnung im Dorf Crange.
Heike Hübner wohnt nur wenige Meter von der Kirmes entfernt. Das ist der aktuelle Blick aus ihrer Wohnung im Dorf Crange. © Hübner

Während der Kirmeszeit nehme sie sich immer Urlaub, „weil man nicht schlafen kann“, sagt Hübner. Sie gehe selbst auch ab und zu über die Kirmes – „aber nicht exzessiv.“ Und in diesem Jahr sowieso nicht – die Hernerin ist gerade hochschwanger.

Wanne-Eickelerin: „Einfach nur noch eine rücksichtslose Gesellschaft“

Bei anderen Anwohnerinnen und Anwohnern teilt sich die Meinung zur diesjährigen Kirmes. Für die einen ist die Cranger Kirmes, und alles, was dazu gehört, ganz normal, andere ärgern sich. Auf der Facebook-Seite der WAZ Herne schreibt Sonja Richter: „Wir erleben das jetzt zum ersten Mal. Uns war schon bewusst, dass es laut wird. Alles gut. Aber das Benehmen der Leute scheint dann fortan vergessen zu sein. Es wird wild neben dem Haus uriniert und Müll in den Vorgarten geworfen (es steht dort eine Mülltonne seitens der Stadt). Einfach nur noch eine rücksichtslose Gesellschaft. Traurig und schade.“

Ähnlich sieht es Jasmin Brinkhoff. „Wir wohnen sehr nah an der Kirmes. Und mit Hund und Kind kann man eigentlich nur sagen, es ist ekelhaft“, schreibt sie. Die Wiesen und Gehwege seien voll mit Müll und Scherben, „abgesehen davon, was so manche Leute in den Vorgärten hinterlassen“. Die Absperrungen seien dieses Jahr die „reinste Katastrophe“ und die Regelungen für die Einfahrten in dem abgesperrten Bereich bezeichnet sie als „unterirdisch“. „Man wird gezwungen, sich abends in den Stau zu stellen, um nach Hause zu kommen.“

„Ich freu mich schon auf nächstes Jahr Crange“

Ganz anderer Meinung ist Simone Krois. Sie wohne nur ein paar Meter von der Kirmes entfernt, schreibt sie. „Wir müssen auch jeden Morgen früh raus, aber warum sollen andere darauf Rücksicht nehmen und auf ihren Spaß verzichten?“ Während der Kirmes erwarte sie das erst gar nicht. Einmal im Jahr herrsche halt Ausnahmezustand und Chaos in Wanne. „Das sollte man berücksichtigen, wenn man in Kirmesnähe zieht. Da muss man durch.“

Und auch Bettina Dietz findet es in diesem Jahr „super entspannt“. „Ich wohne 1300 Meter vom Festgelände entfernt. Die Straßen in Unser Fritz sind nicht verstopft von Leuten, die Parkplätze suchen.“ Außerdem sehe sie noch mehr Leute mit dem Rad kommen als in den vergangenen Jahren – „und da muss ich mal ein Lob aussprechen für die bewachten Fahrradparkplätze“. Das Festgelände könne man als Wanne-Eickler gut umfahren, es gebe genügend Schleichwege, so Dietz. „Ich freu mich schon auf nächstes Jahr Crange!“