Herne. Die Angst vor einer Gasknappheit und kalten Wohnungen im nächsten Winter zeigt erste Wirkungen. In Herne steigt die Nachfrage nach Heizlüftern.

Sommerwetter - da beschäftigten sich Verbrauchertipps zurzeit damit, wie man der Hitze begegnen kann, in Geschäften mit Elektroartikeln stehen mobile Kühlgeräte in der ersten Reihe. Doch spätestens seit Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller die Deutschen im WAZ-Interview vor wenigen Tagen auf eine sich verschärfende Lage bei der Gasversorgung eingestimmt hat, gibt es erste Anzeichen, dass auch die Herner nach Möglichkeiten suchen, um massiv steigenden Gaspreisen zu begegnen oder sich vor einer kalten Wohnung im Winter zu wappnen - zum Beispiel mit Heizlüftern.

Bereits im März hatte Dirk Eichhorn, mittlerweile einer der größten Kaminholzhändler in NRW, im WAZ-Interview berichtet, dass er von Anfragen förmlich überrannt werde. „Viele Kunden bevorraten sich auch mit deutlich mehr Holz als früher, denn sie befürchten weitere Preiserhöhungen, womit sie leider recht haben. Außerdem möchten Sie sich nicht ganz abhängig machen von ihren jetzigen Öl- oder Gasheizungen.“

Der Herner Holzhändler Dirk Eichhorn wird schon seit Monaten von Anfragen geradezu überrannt.
Der Herner Holzhändler Dirk Eichhorn wird schon seit Monaten von Anfragen geradezu überrannt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die gleiche Beobachtung hat Roger van Bürck gemacht, der den Hornbach-Baumarkt an der Bochumer Straße leitet. Die Nachfrage habe schon vor eineinhalb Jahren angezogen, deutlich verschärft habe es sich mit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Hornbach selbst bekomme Holz oder Pellets auf Grund der Knappheit nur noch sporadisch. „Und wenn wir eine Lieferung bekommen, ist es eine Sache von teilweise nur Minuten, bis die Kunden bestellen, reservieren und kaufen“, so van Bürck im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Die Kunden würden überall nach Holz schauen, und wenn sie etwas fänden, griffen sie sofort zu. Und wenn Kunden früher ein oder zwei Säcke Pellets mitgenommen hätten, würden sie jetzt nach einer Palette fragen.

Experte: Mit Elektroheizgeräten können ein oder zwei Räume beheizt werden

Was van Bürck darüber hinaus aufgefallen ist: Waren elektrische Heizlüfter in früheren Jahren im Sommer der komplette Ladenhüter, von dem gar kein Gerät verkauft worden sei, gebe es nun erste Nachfragen. „Ich gehe davon aus, dass das eine Reaktion auf die derzeitige Situation ist“, so van Bürck. Auch wenn die Regale noch sehr gut gefüllt seien, spüre man, dass sich die Menschen bevorraten, weil sie nicht wüssten, was sie im Winter erwarte.

Brennholz und Pellets werden nicht lange im Hornbach-Lager in Herne liegen bleiben.
Brennholz und Pellets werden nicht lange im Hornbach-Lager in Herne liegen bleiben. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Erste Nachfrage gebe es bei elektrischen Konvektoren. Dabei handelt es sich um Geräte, die aussehen wie Heizkörper, die eine Flüssigkeiten enthalten, die mit Strom erwärmt wird. Wie viele Räume einer Wohnung man mit solchen Geräten beheizen könne, hänge von der Größe der Räume und der Leistungsfähigkeit der Geräte ab. Die simpelsten Geräte kosteten weniger als zehn Euro, noch oben gehe es auch deutlich in den dreistelligen Eurobereich.

Auch Reinhard Loch, Leiter der Gruppe Energieeffizienz bei der Verbraucherzentrale NRW, hat ein gestiegenes Interesse an Elektroheizgeräten registriert. Das können durchaus eine sinnvolle und vielleicht auch notwendige Alternative zum Gas sein. Damit könne man sich zumindest so einrichten, dass ein oder zwei Räume einer Wohnung beheizt werden könnten. Einen flächendeckenden Einsatz sieht Loch allerdings kritisch. Denn wenn diese Geräte gleichzeitig liefen, könne das zu Problemen mit dem Stromnetz führen. Diese Bedenken bestätigt Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa und ergänzt, dass man auch die elektrische Hausinstallation prüfen solle, bevor man mehrere Heizgeräte in Betrieb nehme.

Heizlüfter sind nicht für den unbeaufsichtigten Dauerbetrieb geeignet

Für einen Dauerbetrieb empfiehlt der Experte Heizlüfter sowieso nicht, unter anderem, weil die Heizspirale sehr heiß werde. Damit bestehe die Gefahr, dass es bei Störungen zu Verschmorungen kommt. „Die Geräte würde ich nur unter Aufsicht betreiben. Dann merkt man sofort, dass etwas stinkt und nicht stimmt und kann sofort ausschalten.“

Besser seien die mobile Radiatoren geeignet, die thermostatisch gesteuert seien und eine Zeitschaltuhr hätten. Da mache es Sinn, auch mal 200 Euro zu investieren. Eine andere Alternative seien Infrarotgeräte, die sich auch für den Dauerbetrieb eigneten.

Reinhard Loch warnt davor, mit Geräten zu heizen, die für Innenräume völlig ungeeignet sind. Als Beispiel nennt er Heizpilze. Diese dürften nur im Außenbereich betrieben werden, weil sie Emissionen produzieren, die weggeführt werden müssten. Auch andere Gasheizgeräte seien für Innenräume zugelassen. Wer einen alten Kamin wieder in Betrieb nehmen wolle, müsse vorher sicherstellen, dass der Abgasweg frei ist.

>>> ZOOM NACH SIEBEN ZUM THEMA „LUXUSWARE ENERGIE?“

■ Die Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne (GfI) befasst sich in ihrer Reihe „Zoom nach sieben“ mit dem Thema „Luxusware Energie?“

■ Moderatorin Andrea Darwiche hat als Gäste Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale Herne und Dominik Lasarz von den Stadtwerken Herne.

■ Der Zoom nach Sieben findet am Dienstag, 12. Juli, um 19 Uhr statt. Zugangsdaten: Meeting-ID: 864 5589 6386; Kenncode: 230435