Herne. . Zu Beginn des Jahres steht in vielen Herner Geschäften die Inventur an. Gezählt wird immer noch per Hand.

Fahrradschlösser, Schraubenzieher, Briefkästen – über 8000 Artikel gibt es bei Eisenwaren KWL an der Kreuzkirche. Wie viele es genau sind, mussten die Mitarbeiter jetzt wie in vielen anderen Geschäften nachzählen. Denn: Die Inventuren stehen an.

„Wir haben die Inventur schon hinter uns, pünktlich zum Jahresende haben wir das gemacht“, sagt Inhaberin Silke Koffler. Ungefähr ein Wochenende lang haben sie und ihre Mitarbeiter gezählt, gezählt und gezählt. „Wir haben aber auch schon vorher sortiert und an manche Regale die Anzahl drangeschrieben, das schafft man ja sonst alles nicht.“ Damit die ganze Inventur möglichst reibungslos abläuft, führt sie in ihrem Geschäft das ganze Jahr über eine Lagerfortschreibung, weiß also eigentlich immer, wie der Bestand aussieht. Die elektronischen Listen werden für die Inventur dann ausgedruckt und mit dem wirklichen Bestand verglichen: „Meistens stimmen die Listen“, so Koffler. „Aber es kann schon mal passieren, dass auf der Liste eine fünf steht und wir haben aber nur noch drei davon.“ Deshalb sei es ihrer Meinung nach trotzdem sinnvoll, sich einmal im Jahr diese Arbeit zu machen.

Scanner in der Buchhandlung

Andere inhabergeführte Geschäfte in Herne haben die Inventur für das vergangene Jahr noch vor sich: „Bei uns steht das so Mitte Januar an“, sagt eine Mitarbeiterin von „Wein & Spezialitäten Martina Vössing“. Dort bekomme jeder dann einen bestimmten Bereich zugeteilt, in dem er den Bestand zählen müsse. Also zum Beispiel den Wein oder Schmuck. Auch in der Buchhandlung Koethers und Röttsches steht die Inventur in diesem Jahr noch an, allerdings erst im März: „Man hat da immer so ein bisschen Spielraum, und das passt uns zeitlich einfach besser“, sagt Elisabeth Röttsches. Die Inventur läuft bei ihr im Geschäft schon seit über zehn Jahren gleich ab: „Wir benutzen hier Scanner für die Artikel, so werden die Daten direkt elektronisch verarbeitet.“ Alle Mitarbeiter bekommen einen Scanner in die Hand und machen sich an den Bücherregalen oder Kalendern an die Arbeit. „Wir laufen hier dann bestimmt mit zehn Scannern gleichzeitig rum“, so Röttsches. Und die Technik scheint sich zu bewähren: innerhalb eines Tages sei man hier meist mit der Inventur fertig. „Und man ist dann doch immer wieder erstaunt, wie viele Bücher in so ein Bücherregal passen“, sagt Elisabeth Röttsches.

Jede Menge Bücher scannen die Mitarbeiter bei Koethers & Röttsches bei der Inventur, die im März ansteht.
Jede Menge Bücher scannen die Mitarbeiter bei Koethers & Röttsches bei der Inventur, die im März ansteht. © Rainer Raffalski

Schnellere Datenbereitstellung

Auch bei großen Handelsketten wie C&A funktioniert die Inventur zunächst noch auf ganz altmodische Art und Weise: „Die erste Zählung erfolgt per Hand“, sagt Jens Völmicke von C&A. Anschließend gebe es aber noch eine zweite, elektronische Zählung. Die immer besser werdende Technik führe vor allem dazu, dass es heutzutage wesentlich schneller geht: „Insbesondere die nachgelagerten Tätigkeiten konnten wir durch schnellere und zuverlässigere Datenbereitstellung beschleunigen“, so Völmicke.

Doch nicht alle Geschäfte zählen ihre Waren selbst. „Wir engagieren dafür schon seit vielen Jahren Dienstleister“, sagt Florian Preuß vom Baumarkt Hornbach. Die Mitarbeiter seien deshalb selbst gar nicht mehr an der Inventur beteiligt. Das habe vor allem einen Grund: „Wir wollen, dass unsere Kunden von einer Inventur nicht beeinträchtigt werden, dass sie das quasi gar nicht mitbekommen“, so Preuß. Bevor Hornbach andere Firmen mit der Inventur beauftragt habe, mussten oft Mitarbeiter aus anderen Filialen aushelfen, damit die Bestandsaufnahme überhaupt zu bewältigen war. Deshalb habe man sich entschieden, diese Arbeit abzugeben.

Ein bisschen mithelfen müssen die Mitarbeiter dann aber doch: „Natürlich schaffen wir für die Dienstleister vorher Ordnung in unserem Bestand“, so Stefan Preuß. „Die müssen sich ja schließlich zurechtfinden.“

>> INVENTUR IST GESETZLICH PFLICHT

Eine Inventur ist eine Bestandsaufnahme eines Unternehmens, die l ückenlos alle Vermögensgegenstände und Schulden aufzeichnet.

Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, für jedes Geschäftsjahr eine Aufstellung des Inventars vorzulegen. Außerdem steht eine Inventur immer dann auf dem Programm, wenn ein Unternehmen neu gegründet oder aufgelöst wird.