Herne. Viele Herner Kinder sind bei ihrer Einschulung zu dick. Das ist das Ergebnis des aktuellen Gesundheitsberichts. Was außerdem auffällig ist.

In Herne sind viele Kinder zu dick. Das ist das Ergebnis des Gesundheitsberichts des Gesundheitsamtes, der jetzt im Schulausschuss vorgestellt worden ist. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Schuleingangsuntersuchung werden alle Kinder um den sechsten Geburtstag vor ihrer Einschulung durch den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes untersucht.

Dabei habe sich herausgestellt, dass der Anteil der adipösen Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung 2019 in Herne bei 6,2 Prozent und damit über dem NRW-Schnitt von 4,6 Prozent lag. Untersucht wurden damals 1356 Mädchen und Jungen.

Kinder in Herne sind häufig von Übergewichtig betroffen

Bei Adipositas handele es sich um starkes, krankhaftes Übergewicht – umgangssprachlich auch „Fettleibigkeit“oder „Fettsucht“ genannt – bei dem sich das Fettgewebe im Körper über das Normalmaß hinaus vermehrt. Ebenso wie andere verdichtete Städteregionen im Ruhrgebiet zähle Herne zu den Kommunen, in denen Einschulkinder häufiger von Übergewicht und Adipositas betroffen seien, geht aus dem Bericht hervor. Adipöse Kinder seien nicht nur in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, sie trügen ein hohes Risiko, vorzeitig an Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkranken zu erkranken und erführen zudem oft psychosoziale Benachteiligungen.

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Das Besondere: Während die Kinder eher zu dick sind, ist ihre Körperkoordination besser als im NRW-Schnitt. So liegen die Auffälligkeiten in diesem Bereich bei 7,6 Prozent – im NRW-Schnitt bei 9,7 Prozent. „Das sind zwei wichtige Marker für Kinder, die einen niedrigen sozialen Bildungsstatus haben“, sagte Kathrin Klimke-Jung vom Gesundheitsamt in der Sitzung des Schulausschusses. „Viele Kinder, die aus dieser Schicht kommen, sind zu dick, können sich aber gut bewegen.“ Da alle Herner Kinder aus allen Stadtteilen untersucht würden, „haben wir sehr valide Daten“, so Klimke-Jung. So waren 4,2 Prozent der Kinder aus Familien mit hoher Bildung adipös, bei Familien mit niedriger Bildung waren es 7,3 Prozent.

Das Ergebnis des Berichts zeige: „Wir müssen uns Gedanken machen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen müssen.“ So gebe es beispielsweise zu wenig Anlaufstellen für adipöse Kinder und Jugendliche in der Stadt. „Da hinken wir noch hinterher.“

Jedes fünfte Herner Kind zeigt Auffälligkeiten beim Sehen

Neben dem Gewicht und der Körperkoordination wird bei der Schuleingangsuntersuchung auch das Hörvermögen und das Sehvermögen kontrolliert. Bei 9,4 Prozent der Herner Kinder gibt es Auffälligkeiten im Bereich der auditiven Wahrnehmung (NRW-Schnitt: 10,6). Dieser Begriff beschreibe die Fähigkeit, akustische Reize zu differenzieren und zu verarbeiten. Kinder, die Laute sicher differenzieren und in ihrem Arbeitsgedächtnis abspeichern können, verfügten über gute Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb, heißt es in dem Bericht.

Eine herabgesetzte Sehschärfe könne – wenn sie nicht ausreichend behandelt wird oder unerkannt bleibt –das Lernverhalten beeinträchtigen. Ein gutes Sehvermögen sei eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Schulunterricht. Jedes fünfte Herner Kind zeigte bei der Einschulungsuntersuchung 2019 einen auffälligen Befund im Sehscreening (19,3 Prozent). Herne liegt damit im kommunalen Vergleich knapp unterhalb des NRW-Durchschnittswertes von 19,8 Prozent.

>>>Weitere Informationen: Pandemie hatte Einfluss auf Schuleingangsuntersuchungen

  • Die Corona-Pandemie habe erheblichen Einfluss auf die Durchführung der Schuleingangsuntersuchungen genommen. Zwar sei es dem schulärztlichen Team gelungen alle Kinder der Einschulungsjahrgänge 2020/2021 und 2021/2022 zu untersuchen, aufgrund von Hygieneauflagen und der erheblich reduzierten Personalkapazität sei der Untersuchungsablauf jedoch auf wesentliche Aspekte verschlankt worden.
  • Für den aktuellen Gesundheitsbericht sei daher weitgehend auf die Untersuchungsdaten des letzten vorpandemischen Einschulungsjahrganges 2019/2020 zurückgegriffen worden. Die Untersuchung dieser Kinder habe im Zeitraum Herbst 2018 bis Sommer 2019 stattgefunden.