Herne. Der Herner Dieter Jedamzik (70) hat ein besonderes Hobby: Er baut Dinge aus Streichhölzern. Sein neustes Projekt: eine Rakete im Maßstab 1:10.

Gebastelt hat er schon immer gern. Mit 15 baute Dieter Jedamzik sein erstes Werk ganz aus Streichhölzern: eine holländische Windmühle. Es folgten zahlreiche weitere Projekte wie ein Haus, ein Karussell und ein Riesenrad, aber auch ein ganz besonderes – eine Rakete Nike Hercules im Maßstab 1:10, die der 70-Jährige in Kürze an das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Berlin spendet.

Doch wie kam der gebürtige Wanne-Eickeler dazu, eine solche Rakete zu bauen? „Ich habe 1972 mit vier Kameraden meinen Wehrdienst geleistet und wir waren in der Raketenbasis Holzwickede stationiert“, erzählt der umtriebige Rentner, der 36 Jahre lang bei Heitkamp als Baumaschinenschlosser und später auch als Personaldisponent in der Maschinentechnischen Abteilung tätig war.

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Bei den sogenannten Drills mussten er und seine Kameraden Raketen auf simulierte Ziele schießen. Eine Schießübung führte die Truppe sogar nach Kreta, wo sie das beste Schießergebnis erzielten und im Anschluss noch drei Tage auf der Insel verbringen durften. „Das war eine tolle Zeit.“

Herner wurde vom damaligen Verteidigungsminister eingeladen

Die fünf Kameraden – Karl-Heinz Leßmann, Dietmar Grosspietsch, Hans-Georg Rosenthal, Rainer Güse und Dieter Jedamzik – verloren sich nach ihrer aktiven Bundeswehrzeit nicht aus den Augen. „Wir haben uns jedes Jahr getroffen, später auch mit unseren Frauen, und gemeinsam tolle Ausflüge unternommen“, sagt Dieter Jedamzik augenzwinkernd. In einem dicken Fotoalbum haben die Freunde all dies festgehalten.

Dieses Haus hat Dieter Jedamzik ebenfalls aus Streichhölzern gebaut.
Dieses Haus hat Dieter Jedamzik ebenfalls aus Streichhölzern gebaut. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Zum 25-Jährigen wurden die fünf vom damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping eingeladen, ihre alte Raketenbasis zu besuchen. „Wir durften sogar das neue Patriot System sehen. Das war spannend.“Doch zurück zur Streichholzrakete. Eines Tages beschloss Dieter Jedamzik die Rakete, mit der er und seine Kameraden sich so intensiv befassen mussten, nachzubauen. „Vom Norden bis nach München haben Freunde und Bekannte Streichhölzer für mich gesammelt und sie mir geschickt.“ Die ganzen Tütchen sortierte der leidenschaftliche Bastler zunächst nach gerade und krumm. Dann klebte er sie – ganz nach Bedarf – zusammen. Für die Rakete baute er zudem eine Unterkonstruktion, damit später auch alles stabil ist.

Rakete kommt ins Militärhistorische Museum in Berlin

Mit der Pinzette setzte Dieter Jedamzik alle Hölzchen in mühevoller Kleinarbeit zusammen. „Ich habe das immer nach und nach gemacht“, verrät er. Nach rund eineinhalb Jahren war die gut 1,20 Meter hohe Rakete aus zwei Teilen mitsamt Booster fertig. „Letztens habe ich so darüber nachgedacht, was mal damit passiert“, erklärt Jedamzik, der zwar mittlerweile in Castrop-Rauxel wohnt, aber immer noch fest in Wanne-Eickel verwurzelt ist. „Mein Sohn und meine Enkel haben keinen Bezug dazu und dass sie irgendwann auf dem Müll landet, dazu ist sie zu schade.“

Also besprach er sich mit seinen Freunden. „Dietmar Grosspietsch hat viele Kontakte, er hat auch damals den Kontakt zu Herrn Scharping aufgenommen.“ So kam der Kontakt zum Militärhistorischen Museum zustande. „Der Museumsleiter war selbst in den 80ern als Radaroperator bei Nike und freute sich über unsere Anfrage“, sagt Dieter Jedamzik. Er bot ihm zwei Optionen: entweder er hole die Rakete bei einer Dienstfahrt ab oder die Freunde bringen sie im September selber nach Berlin. „Für uns war klar, dass wir sie selber dorthin bringen, zumal wir dann mit unseren Frauen nicht nur eine Tour durch Berlin machen, sondern auch das Museum erkunden können.“

>>> Langstrecken-Flugabwehrrakete

  • Die Nike Hercules war eine Langstrecken-Flugabwehrrakete der Zeit des Kalten Krieges aus US-amerikanischer Produktion.
  • Die ehemalige Raketenstation in Holzwickede bekundete ebenfalls Interesse an Dieter Jedamziks Nachbildung, aber die Freunde entschieden sich für das Berliner Museum.