Herne. Bei Hörgeräte Vogel in Herne werden Hörgeräte aller Art verkauft. Was es für Besonderheiten gibt und wieso häufig Musiker zu den Kunden gehören.

Patrick Jung ist seit fünf Jahren der Inhaber von Hörgeräte Vogel, er unterhält neben Herne eine weitere Filiale in Sprockhövel. Hier verkauft er nicht nur Hörgeräte an schwerhörige Kunden, sondern auch Kopfhörer nach Maß an professionelle Musiker, die bis zu 1300 Euro in die Geräte investieren. „Im Geschäft wird eine Abformung der Ohren angefertigt, die dann mit einem 3D-Scanner eingescannt wird“, erläutert Jung, „bis vor kurzem waren wir im Umkreis von rund 50 Kilometern die einzigen, bei denen man solche Maßanfertigungen auch probehören konnte“, sagt der 29-Jährige.

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Je mehr Lautsprecher in den Kopfhörern verbaut sind, umso differenzierter der Klang und umso teurer die Kopfhörer, ergänzt er. Diese Kopfhörer, die gemeinsam mit dem Partner „Hörluchs“ hergestellt werden, könnten zudem individualisiert werden – ein Angebot, das laut Jung viele Kunden nutzen. „Die einen lassen sich ein Logo auf die Kopfhörer drucken, eine Kundin hat sogar Bilder ihrer Enkel drauf drucken lassen.“

Jannis Hülsmann, Schlagzeuger bei „Aggressive“ und „Sonic Orange“, hat sich für solche Kopfhörer entschieden, da neben dem deutlich besseren Hörgenuss sein Gehör durch die umfassendere Abschirmung geschont werde, erklärt der Musiker, „was bei zwanzig Konzerten im Jahr und der wöchentlichen Probe für mich ein wichtiger Faktor ist.“

Doch neben der eher ungewöhnlichen Sparte seien der Großteil von Patrick Jungs Geschäfts noch immer Hörgeräte. „Meine Arbeit, der Mix aus Kundenkontakt, Handwerk und Personalführung ist definitiv mein Traumberuf, auch weil sie sinnvoll ist“, erklärt der Unternehmer. „Denn Menschen mit Schwerhörigkeit ziehen sich oftmals aus dem gesellschaftlichen Leben zurück, nehmen weniger an Gesprächen teil, aus Angst, etwas misszuverstehen.“ Deshalb sei es wichtig, jedem Menschen gutes Hören zu ermöglichen – und das wird es in Deutschland auch: Stellt der HNO-Arzt eine Schwerhörigkeit fest, schickt er den Patienten zum Hörakustiker – eine gute Regelversorgung mit Hörgeräten wird über die Krankenkasse finanziert. „Alles, was darüber hinausgeht, zum Beispiel bessere Störgeräusch-Unterdrückung, ist Komfort und muss extra bezahlt werden – mit 100 bis 2000 Euro pro Hörgerät“, so Jung.

Herner Unternehmer spendet Hörgeräte

Dass diese Versorgung nicht selbstverständlich ist, zeigt sich mit einem Blick über die deutsche Landesgrenze. Patrick Jung hat bereits zwei Mal Hörgeräte für hörgeschädigte Menschen in Marokko gespendet, die der Herner Mansour Zerguit in seinem Heimatland verteilt: „Es gibt viele Menschen in Marokko, die sich Hörgeräte nicht leisten können“, erklärt der 78-Jährige, „wichtig ist aber auch, dass jedes Gerät auf den Träger abgestimmt werden muss, das muss ich dann immer erklären.“

Hörschutzgeräte für Musiker sind eines der Standbeine des Unternehmens. Sie können individuell gestaltet werden.
Hörschutzgeräte für Musiker sind eines der Standbeine des Unternehmens. Sie können individuell gestaltet werden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das richtige Hörgerät zu finden und auf den Träger abzustimmen, ist bei Hörgeräte Vogel ein Prozess aus Probehören im eigenen Umfeld, Nachjustieren im Geschäft sowie Vergleich-Probehören mit einem oder mehreren weiteren Geräten, erläutert Jung. „Jedes Hörgerät ist damit ein Unikat, der Prozess geht bei uns so lange, bis der Kunde zufrieden ist.“ Bereits mit 18 Jahren hatte Jung die Hörakustiker-Ausbildung absolviert und machte dann auch den Meister. „Als Herr Vogel mich fragte, ob ich die Geschäfte übernehmen will, habe ich sofort ja gesagt.“ Es sei ihm eben wichtig gewesen, dass es ein familiärer Betrieb bleibt und nicht von einer großen Kette geschluckt wird, erklärt er.

Besonders viel Freude mache es ihm, wenn er Personen mit Tinnitus, also dauerhaften Ohrgeräuschen, helfen kann. „Dafür habe ich in Sprockhövel und in Herne jeweils einen Mitarbeiter mit Hörtherapeuten-Zusatzausbildung, der dann mit einem Hörtraining, das über sechs Wochen geht, helfen kann.“ Das Training sei zwar nicht für jeden Tinnitus-Fall geeignet, oftmals haben die störenden Ohrgeräusche nämlich eine ganz andere Ursache. „Ob man geeignet ist, finden wir aber bei der ersten Beratung heraus.“

>>> Eckdaten zum Unternehmen

  • Die Herner Filiale gibt es bereits seit 1994. Weitere Informationen finden sich im Internet unter: www.vogel-hoergeraete.de.
  • Bei Hörgeräte Vogel arbeiten insgesamt fünf Mitarbeiter, die Herner Filiale ist mit 85 Quadratmeter der Hauptsitz, die Dependance in Sprockhövel hat 50 Quadratmeter.
  • Für eine Beratung sollte man eine gute Stunde Zeit einplanen und dafür einen Termin vereinbaren, via Email an: info@hoergeraete-vogel.de oder telefonisch: 02323 52327.