Herne. Nach drei Jahren Corona-Pause ist der Herner Spielewahnsinn wieder zurück. Im Kulturzentrum gibt es allerhand Neuigkeiten aus der Szene zu sehen.

„Na, das ist doch wirklich einfach“, sagt Carsten Reuter vom Schwerkraft Verlag. Die Spieler decken ihre Karten auf und stellen fest, dass die Zahlen nicht übereinstimmen. Stöhnen, ein Leben weniger. Beim Spiel „Ensemble“ geht es darum, gemeinsam in stummer Abstimmung die am besten passende Erinnerungskarte zur ausliegenden Herausforderungskarte zu finden. Dass jeder dabei andere Assoziationen haben kann, sorgt für viel Gelächter in dieser Testspielrunde. Die Stimmung beim Spielewahnsinn im Kulturzentrum ist am Samstag ohnehin blendend – Verlage, Vereine und Besucher sind einfach froh, dass der Spielewahnsinn nach drei Jahren endlich wieder stattfindet.

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Ausprobieren und einfach drauf losspielen: Beim Spielewahnsinn werden die Neuheiten der Szene vorgestellt.
Ausprobieren und einfach drauf losspielen: Beim Spielewahnsinn werden die Neuheiten der Szene vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

„Ensemble ist für zwei bis zehn Spieler und wurde von einem Matheprofessor aus Italien erfunden, der normalerweise hochkomplexe Spiele entwirft“, erklärt Carsten Reuter. Es kam bereits auf der Spielemesse in Essen im letzten Oktober so gut an, dass das Spiel aktuell nachgedruckt wird. „Das Tolle ist, dass man es mit allen spielen kann – egal ob jung oder alt, und dass man jederzeit ein- oder aussteigen kann“, findet auch Moritz Schuster, Lehrer aus Herne und selber Spieleautor, der eigentlich sein aktuelles Projekt „Fabelland“ präsentieren wollte. Die Lieferverzögerungen der Pandemie wirken noch nach, so dass er lediglich einen Prototypen des Spiels hat, der grade als Rezensionsexemplar unterwegs ist.

„Fabelland“ ist ein Familienspiel ab zehn Jahren, das sich an etwas spielerfahrenere Familien richtet. „Meine Idee war, ein Kirmesspiel zu machen“, erklärt Moritz Schuster. Vorbild war natürlich die Cranger Kirmes. Beim Verlag sind die bekannten Fahrgeschäfte dann aber in eine Märchenthematik überführt worden. Im Spiel gibt es drei Karussells und Ziel ist es, möglichst viele Besucher glücklich zu machen. „Man kann es sehr freundlich spielen und den anderen etwas gönnen – denn in jedem meiner Züge profitieren die anderen – man kann aber auch konfrontativer spielen.“ Das Crowdfunding für das Spiel (externer Link) läuft aktuell bei der Spieleschmiede.

„Monopoly Sonic Boom“ kommt gut bei den Besucherinnen und Besuchern des Spielewahnsinns an.
„Monopoly Sonic Boom“ kommt gut bei den Besucherinnen und Besuchern des Spielewahnsinns an. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Spieletische und Stände im Kulturzentrum sind allesamt gut besucht. Während die einen an einem riesigen „Vier gewinnt“ gegeneinander antreten, testen andere Neuerscheinungen. „Das ,Monopoly Sonic Boom’ hat mir bislang am besten gefallen“, sagt Leon. Die Begeisterung des 15-Jährigen, der mit seiner Mutter Isabelle Kasprzak durch die Gänge schlendert, ist auch trotz Maske gut zu sehen. Die Augen strahlen. „Wir haben auch ,Bohnanza’ und ,Snowhere’ ausprobiert.“ Zu Hause spielten sie meist Klassiker wie „Uno“ oder „Skip-Bo“. Philipp (13) und Emilia (12) haben auch schon einiges getestet. „,Catch the moon’ hat uns bislang am besten gefallen.“

Für den Verlag Asmodee ist der Spielewahnsinn die erste Messe seit Beginn der Pandemie. „Alle sind super motiviert und die Stimmung ist toll“, sagt Community-Manager Marco Reinartz, der zum ersten Mal dabei ist. Brandneu im Gepäck hat er beispielsweise „Unlock Kids“ für Kinder ab sechs Jahren. „Das ist ein guter Einstieg in die Escape-Games, kindgerecht und ohne, dass man zum Spielen eine App braucht.“ Es trägt das Label „Toggo-Toys“, das solche Spiele erhalten, die bedenkenloses Spielvergnügen für Kinder bieten. „Das Schöne am Spielewahnsinn ist, dass es nicht so überlaufen ist und man sich wirklich Zeit für die Besucher nehmen kann. Ich bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“

Marco Reinartz, Community-Manager beim Verlag Asmodee, sagt: „Ich bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“
Marco Reinartz, Community-Manager beim Verlag Asmodee, sagt: „Ich bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“ © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Dass Nachhaltigkeit auch in der Spielewelt ein Thema ist, zeigt sich an verschiedenen Stellen. Zahlreiche Verlage setzen vermehrt auf Holzteile – bei der Spielewerkstatt im Westerwald sind sogar alle Spiele komplett aus Holz. Relativ neu ist „Lass die Kirche im Dorf“. „Ziel ist, mit seinen Bausteinen eine zusammenhängende Stadt um die Kirche zu bauen“, erklärt Elke Schauf von der Spielewerkstatt. Der Trick: Die Häuschen dürfen nur in Giebelrichtung versetzt werden. Steckt man fest, darf man den Pfarrer um Hilfe bitten.

Spielewahnsinn in Herne: Neues Konzept kommt gut an

Beim Nürnberger-Spielekarten-Verlag (NSV) stellt man nach und nach um: „Seit Mitte letzten Jahres gibt es neue Verpackungen“, erklärt Anke Flankenstein, die den Verlag auf Messen vertritt. Die Spieleboxen sind jetzt in einem Pappschuber geschützt und nicht mehr in Plastik eingeschweißt. „Außerdem enthält die Box ein Saatpapier als Werbeflyer, Würfel aus Holz, nachhaltig produzierte Holzstifte und doppelseitig bedruckte Spieleblätter, um Material zu sparen.“ Mit der Zeit solle das auf alle Spiele übertragen werden.

Thomas Moder vom Spielezentrum ist zufrieden mit dem Verlauf des Spielewahnsinns.
Thomas Moder vom Spielezentrum ist zufrieden mit dem Verlauf des Spielewahnsinns. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Das neue Konzept (wir berichteten) bei der Planung des Spielewahnsinns geht gut auf. Im Erdgeschoss sind Verlage, Vereine und Spieletische. Im Untergeschoss findet die Memory-Meisterschaft statt und es gibt eine Sitzecke zum Essen und Trinken. Die Finale der „Carcassonne“- und der „7 Wonders“-Meisterschaft sind ins Archäologiemuseum ausgelagert, so dass alle genug Platz haben. „Wir sind wirklich zufrieden“, sagt Thomas Moder, Chef vom Spielezentrum, der in der kleinen Lounge hinter der neuen Theke aus beleuchteten Klemmbausteinen alles im Blick hat. „Es ist eigentlich wie immer, nur mit Maske.“