Herne. Der Ambulante Hospizdienst Herne schult seit 25 Jahren Ehrenamtliche, die Leute beim Sterben begleiten. Wie das aussieht erzählen zwei von ihnen.
Sechs Monate war die längste, fünfeinhalb Stunden die kürzeste Zeit, die Monika Walper als ehrenamtliche Helferin mit einem todkranken Menschen verbracht hat. „Diesen Satz ‘Also ich könnte das ja nicht!’, den höre ich sehr oft“, sagt die 70-Jährige. „Dabei ist Sterbebegleitung ganz anders, als man es ich vorstellt.“
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Die Friseurin in Rente engagiert sich seit 2018 beim Ambulanten Hospizdienst Herne als Zeitschenkerin. Das bedeutet, dass sie sich ein Mal die Woche für maximal vier Stunden – „manchmal auch häufiger“ – mit Menschen trifft, die wissen, dass sie bald sterben werden. Anstoß gab die Zeit, als Monika Walper ihre Mutter pflegte und bis zum Tode begleitete. „Da habe ich gesehen, dass Sterben auch etwas Schönes sein kann“, erklärt sie. „Ich hatte den Wunsch, das auch anderen Menschen zu ermöglichen.“
100 Stunden Vorbereitungszeit braucht es, ehe sich Ehrenamtliche als Zeitschenkerinnen und Zeitschenker beim Ambulanten Hospizdienst Herne engagieren dürfen. Die drei Koordinatorinnen Karin Leutbecher, Karola Rehrmann und Anja Schröder schulen die Interessierten. „Dabei geht es auch ganz viel um die eigene Persönlichkeit“, erklärt Karin Leutbecher. „Wir möchten, dass unsere Zeitschenkerinnen gut vorbereitet sind.“
Sterbebegleitung in Herne: Supervision für Zeitschenkerinnen
Vorbereitung ist das eine Standbein der Sterbebegleitung, Nachbereitung das andere. „Unsere Ehrenamtlichen haben immer die Möglichkeit, sich bei Problemen an uns zu wenden oder sich miteinander auszutauschen“, sagt Karola Rehrmann. Durch Supervision, Gruppentreffen und Ruhepausen zwischen den einzelnen Begleitungen sollen die Zeitschenkerinnen und Zeitschenker geschützt werden. „Man achtet hier schon sehr auf uns“, sagt Monika Walper. „Wir genießen einen großen Rückhalt.“
Den ambulanten Hospizdienst gibt es nun seit 25 Jahren, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Demografie unter den Ehrenamtlichen aber deutlich verändert. „Es sind einige gegangen, viele dazukommen, gerade junge Menschen“, sagt Karin Leutbecher. Eine von ihnen ist Isabell Hesse. Die 29-jährige Lehramtsstudentin absolvierte die Weiterbildung zur Zeitschenkerin im vergangenen Jahr. „Seit Dezember besuche ich jede Woche eine Dame, die an Demenz erkrankt ist“, sagt die Hernerin.
2016 hat ihr Großvater einen schweren Schlaganfall erlitten und verstarb, „ich war damals aber komplett überfordert mit der Situation.“ Mittlerweile habe sie jedoch jegliche Berührungsängste ablegen können. „Das sind ganz normale Menschen und wir verbringen einfach Zeit zusammen. Der Tod ist gar kein Thema“, erklärt Isabell Hesse. Ziel ist es, die verbleibende Zeit möglichst schön zu gestalten. „Die Leute sollen spüren, dass wir voll zu ihnen stehen“, ergänzt Monika Walper. „Da gibt es keine Vorurteile, sondern einfach menschliche Begegnungen.“
Am Freitag, 13. Mai, feiert der Ambulante Hospizdienst anlässlich des 25-jährigen Bestehens im Garten der Niederlassung an der Bahnhofstraße 137 ein Begegnungsfest mit aktiven und ehemaligen Zeitschenkerinnen und Zeitschenkern. „Wir würden uns freuen, wenn auch Ehemalige kommen. Nicht von jedem haben wir noch den Kontakt“, sagt Karola Rehrmann. Um eine Anmeldung wird gebeten, telefonisch unter 02323 988 290 oder per Mail an info@hospizdienst-herne.de.