Herne. Patienten mit einem transplantierten Organ haben ein erhöhtes Risiko einer tödlichen Corona-Infektion. Was Wissenschaftler nun herausfanden.
Patienten mit einem transplantierten Organ haben ein hohes Risiko für eine tödliche Covid-19-Infektion. Grund dafür ist, dass Transplantationspatienten eine immunsuppressive Therapie benötigen, um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu vermeiden, teilt die St. Elisabeth Gruppe mit. Diese Therapie schwäche das Immunsystem und mache Betroffene für das Coronavirus besonders empfänglich. Auch die Schutzentwicklung nach einer Impfung sei durch die Immunsuppression erschwert. In den meisten Fällen biete eine Zweifachimpfung keinen ausreichenden Schutz, heißt es weiter.
Ein Forscherteam des Marien-Hospital Herne hat nun untersucht, wie sinnvoll eine dritte Impfung für diese Patienten ist. In früheren Untersuchungen fand das Team des Centrums für Translationale Medizin der Medizinischen Klinik I des Marien-Hospitals Herne bereits heraus, dass die Schutzraten nach einer zweifachen Corona-Schutzimpfung bei Transplantationspatienten etwa um die Hälfte geringer ist als bei gesunden Patienten. Aus diesem Grund haben die Forscher nun untersucht, inwiefern eine dritte Impfung schützt: Die Studie zeigte, dass sechs der zehn untersuchten Nierentransplantationspatienten nach einer dritten Dosis mit einem mRNA-Impfstoff ausreichend Antikörper entwickeln.
Nachweis neutralisierender Antikörper und T-Zellen
Nach der dritten Impfung entwickelten etliche Transplantationspatienten einen ausreichenden Schutz: „Die Antikörperspiegel waren bei diesen Patienten nach der dritten Impfung ähnlich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung“, so Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I. Bei den Antikörpern handelte es sich um sogenannte neutralisierende Antikörper. Neutralisierende Antikörper sind solche, die an ein Viruspartikel anbinden und verhindern, dass diese Viruspartikel in die Zelle eindringen und sie infizieren, teilt die Krankenhausgruppe mit.
Auch in Bezug auf die T-Zellen konnten die Forscher nach eigenen Angaben eine Reaktion beobachten. T-Zellen spüren vom Virus befallene Zellen auf, um sie zu zerstören und so eine weitere Virusausbreitung im Körper zu verhindern. Nach der dritten Impfung ließen sich bei den untersuchten Transplantationspatienten Signalmoleküle nachweisen, die die antivirale Funktion der T-Zellen anregen.
Dritte Impfung kann gegen schwere Verläufe schützen
„Insgesamt haben wir festgestellt, dass trotz der Immunsuppression eine dritte Dosis eines mRNA-Impfstoffs bei Transplantationspatienten gegen einen schweren Verlauf schützen kann“, fasst Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrums für Translationale Medizin mit Schwerpunkt Immunologie, die Ergebnisse der Studie zusammen. „Dies trifft leider nicht auf alle Transplantationspatienten zu und die Immunantwort sollte bei allen routinemäßig überwacht werden, aber dennoch wird eine dritte Impfung viele Patienten vor schweren Verläufen schützen.“