Herne. Viele Ukrainer sind wegen des Kriegs nach Deutschland geflohen, verbringen hier nun Ostern. Wie sieht ein typisch ukrainisches Osterfest aus?
Im Hause Beljanin wird in diesem Jahr zwei Mal Ostern gefeiert – ein Mal nach deutschem Brauch und dann eine Woche später nach ukrainischem Brauch. In diesem Jahr fällt das Ostern der orthodoxen Christen, die in der Ukraine den Großteil der Bevölkerung ausmachen, auf das Wochenende nach dem internationalen Ostern (mehr dazu im Infokasten). Für Lena Beljanin, die aus Kiew stammt, bedeutet das viel Vorbereitung, denn „eigentlich fängt die Osterfeier schon Tage vorher an.“
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Der Donnerstag vor dem Osterfest steht ganz im Zeichen der Sauberkeit, wird im Ukrainischen auch als der „saubere Donnerstag“ bezeichnet. „Das ganze Zuhause wird gründlich geputzt, und man badet sich“, erklärt die 40-jährige Hernerin. „Manche fahren dazu auch an einen See, man kann das aber auch in der Badewanne machen.“ Ihr sei es wichtig, die ukrainischen Traditionen an ihre 14-jährige Tochter und die zehnjährigen Zwillingssöhne weiterzugeben – „allerdings sind wir nicht ganz streng gläubig“.
Vor dem Osterfest gibt es eine Fastenzeit
So wird in den 48 Tagen vor dem Osterfest eigentlich gefastet: Eier, Milchprodukte und Fleisch sind in dieser Zeit verboten. „Wir fasten nicht die ganze Zeit, am Karfreitag aber schon“, sagt Lena Beljanin. „Dieser Tag ist in der biblischen Geschichte ein trauriger Tag, deswegen verzichten wir mit dem Fasten auf Genussmittel.“ Umso erfreulicher ist dann der Ostersonntag – hier darf und soll viel gegessen werden, vor allem aber die „Paska", das ukrainische Osterbrot. Ein Hefegebäck, das traditionell bereits am Donnerstag gebacken wird. „Die Kinder mögen das besonders“, sagt die dreifache Mutter. Wer mag, verfeinert die „Paska"" mit Trockenobst oder anderen Zusätzen.
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Bevor jedoch am Ostersonntag mit der ganzen Familie gegessen wird, geht es traditionell in die Kirche – die Beljanins besuchen die russisch-orthodoxe Kirche an der Feldsieper Straße. „In einem Korb nimmt man die ,Paska’", Wein, Käse, Fleisch und die gefärbten Eier mit“, erklärt Lena Beljanin. „Im Prinzip alles das, worauf man in der Fastenzeit vorher verzichtet hat.“ Der Korb und sein Inhalt werden vom Geistlichen während der Messe gesegnet. „Deswegen sollte auch alles aufgegessen und nichts weggeworfen werden“, sagt die gebürtige Ukrainerin.
Ostereier werden traditionell mit Zwiebelschalen rot gefärbt
Den Eiern kommt nach ukrainischem Brauch eine bedeutende Rolle zu, allerdings müssen sie nicht gesucht werden, sondern dienen als Kampfmittel. „Es ist wie ein Spiel“, sagt Beljanin. „Man nimmt sich ein Ei und ein anderes Familienmitglied haut mit seinem Ei drauf. Wer gewinnt, tritt gegen den Nächsten an.“ Traditionell werden die Eier rot gefärbt, vorzugsweise mit Zwiebelschale statt mit chemischen Farben. Außerdem gibt es Folien, mit bunten Mustern, die sich je nach Landesteil unterscheiden. „Die stülpt man über die gekochten Eier, hält sie kurz in heißes Wasser, und die Folie zieht sich zusammen.“ Für die Kinder sei das immer wieder ein Highlight.
„Hristos vaskrese, vaistinu vaskrese“ – „Jesus ist geboren, wahrhaftig ist er geboren“, mit diesen Worten grüßt man sich am Ostersonntag, gefolgt von drei Küssen. Außerdem sind sie oft auch auf den traditionellen „rushniks“, bestickten oder bedruckten Handtüchern, abgebildet. „Mit den Tüchern decken wir die ,Paska’ ab oder auch den Korb in der Kirche“, sagt Lena Beljanin. Mittlerweile gäbe es auch viele moderne Designs, in der Ukraine an jeder Ecke zu kaufen, „aber ich mag am liebsten die, die meine Mutter mit der Hand bestickt hat.“
>>> Christlich-orthoxe Ostern
- Das Datum des Osterfestes richtet sich nach dem Mondkalender. Ostersonntag fällt auf den ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. In der orthodoxen Kirche wird nach dem Julianischen Kalender gerechnet, der mittlerweile 13 Tage hinter dem gebräuchlichen Gregorianischen Kalender zurückliegt.
- Bei der Kalenderreform durch Papst Gregor, den Dreizehnten, 1582 wurden zehn Tage gestrichen – auf Donnerstag, den 4. Oktober, folgte direkt Freitag, der 15. Oktober. Weil der Julianische Kalender einige Schalttage mehr hat als der Gregorianische, ist die Differenz mittlerweile auf 13 Tage angewachsen.
- Hin und wieder fallen die Osterfeste auf das gleiche Datum, etwa in drei Jahren sind beide am 20. April. Das wird aber immer seltener der Fall sein – langfristig wandert das orthodoxe Osterfest in den Sommer.
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