Herne. In der Herner Remondis-Niederlassung ist eine Lagerhalle binnen Minuten ausgebrannt. Ein Alltagsgegenstand könnte den Brand ausgelöst haben.

  • Eine Lagerhalle des Recyclingunternehmens Remondis ist am 4. April ausgebrannt, der Sachschaden liegt im siebenstelligen Bereich.
  • Die Dachkonstruktion der Halle ist einsturzgefährdet. Noch ist unklar, ob das Gebäude abgerissen werden muss.
  • Als Brandursache wird ein Lithium-Ionen-Akku vermutet, allerdings laufen die Ermittlungen der Polizei noch.

Über zehn Stunden Löscharbeit, akute Einsturzgefahr und ein Sachstaden in siebenstelliger Höhe: Das ist die erste Bilanz nach dem Großbrand, der am Montagmorgen in einer Lagerhalle des Recyclingunternehmens Remondis ausgebrochen war (wir berichteten). Ob die Halle an der Hafenstraße abgerissen und komplett neu aufgebaut werden muss, sei nach jetzigem Stand noch unklar. „Wir wissen durch ein erstes Gutachten bislang nur, dass die gesamte Dachkonstruktion einsturzgefährdet ist“, erklärt Henning Schulte-Geldermann, Geschäftsführer der Herner Remondis-Niederlassung.

Rückblick: Es ist Montagmorgen, 9.53 Uhr, ein Mitarbeiter verteilt mit einem Radlader kommunalen Papiermüll aus Gelsenkirchen, der in einer Ecke der Lagerhalle aufgetürmt ist. Plötzlich entsteht auf der Spitze des Abfallhaufens eine Flamme, breitet sich schnell aus. Aufzeichnungen der Überwachungskameras zeigen deutlich, wie der Mitarbeiter den brennenden Abfall mithilfe der Radlader-Schaufel vom Papierberg entfernt. „Zu diesem Zeitpunkt war es aber schon zu spät“, sagt Schulte Geldermann. Immer mehr Mitarbeiter eilen herbei und versuchen, das Feuer zu löschen. „Um 9.57 Uhr haben wir per Funk alle angewiesen, die Halle zu verlassen. Es hat sich sehr schnell sehr viel Rauch gebildet“, sagt Dominik Billeb, Leiter der Disposition. „Dabei“, betont Geschäftsführer Schulte-Geldermann, „haben sich alle nach dem Protokoll verhalten und sämtliche Sicherheitsmaßnahmen haben gegriffen.“

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Zur Brandursache liege nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesicherte Erkenntnis vor, dafür aber ein Verdacht. „Wir gehen davon aus, dass ein Lithium-Ionen-Akku den Brand ausgelöst hat“, so Schulte-Geldermann. Auch wenn der Papierabfall auf Metallrückstände, etwa durch falsche Mülltrennung geprüft werde, „die Akkus können leider nicht detektiert werden.“ Ein kleiner Ruck reiche oft schon aus, um an den kleinen Akkus, die beispielsweise in Geburtstagskarten verbaut sind, einen Funken auszulösen. „Umgeben von Papier ist das fatal“, sagt der Geschäftsführer.

Großbrand in Herne: Lithium-Ionen-Akku war mögliche Ursache

Aufnahmen der Wärmebildkamera zeigen, dass kurz vor Ausbruch des Brandes in dem Papierabfall aus Gelsenkirchen eine Temperatur von rund 30 Grad geherrscht habe. „Das bestätigt unseren Verdacht“, sagt Schulte-Geldermann. Abschließende Sicherheit könne allerdings nur die Ermittlung der Kriminalpolizei bringen, die derzeit noch laufen – zumal das gesamte Material nahezu vollständig verbrannt ist. Für das Unternehmen ein großer Verlust. „Anders, als man vielleicht denken würde, übernimmt unsere Versicherung nicht die gesamten Kosten“, erklärt der Geschäftsführer. Die Eigenbeteiligung sei sehr hoch. „Wir rechnen mit Kosten im siebenstelligen Bereich.“ Betriebsleiter Benedikt Breitenstein erinnert sich: „2018 haben wir die Lagerhalle noch aufwenig renoviert und viel Geld investiert.“ Das mache die Ereignisse besonders ärgerlich.

Kaputte Fenster, zerstörtes Dach: Der Sachschaden liegt nach aktuellem Kenntnisstand in einem siebenstelligen Bereich.
Kaputte Fenster, zerstörtes Dach: Der Sachschaden liegt nach aktuellem Kenntnisstand in einem siebenstelligen Bereich. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dass niemand verletzt wurde, bezeichnet Breitenstein als „Glück im Unglück“. Und auch der Betrieb könne Dank einer Sondergenehmigung der Bezirksregierung weiterlaufen, „nun aber an einer anderen Stelle auf unserem Gelände“. In Absprache mit der Bezirksregierung sei das Brandgut in Container verladen worden und werde in die Müllverbrennungsanlage in Oberhausen geliefert.

Einen besonderen Dank richtet Geschäftsführer Henning Schulte-Geldermann an die Feuerwehr: „Die Einsatzkräfte waren binnen fünf Minuten vor Ort und haben wirklich stundenlang unermüdlich gearbeitet.“ Und auch an die Nachbarn geht ein Dank. „Varia Küchen waren so freundlich, die Einsatzkräfte und unsere Mitarbeiter bei sich zu bewirten.“

>>> Lithium-Ionen-Akkus als Gefahr

  • Remondis appelliert an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, Akkus – und seien sie noch so klein und unscheinbar, wie zum Beispiel in singenden Grußkarten – auf keinen Fall in einer der Abfalltonnen im Haushalt zu entsorgen.
  • Lithium-Ionen-Akkus und Batterien könnten sich spontan bei mechanischer Einwirkung, wie sie in einem Zwischenlager oder einer Sortieranlage üblich seien, entzünden. Dies gefährde nicht nur die Recyclinganlagen, sondern im Extremfall sogar Menschenleben.
  • „Daher die dringende Bitte: Lithium-Ionen-Akkus und Batterien immer entweder zurück in den Fachhandel geben, oder am Wertstoffhof abgeben.“