Herne. Ein Herner soll eine geflüchtete Ukrainerin bei sich aufgenommen und vergewaltigt haben, sitzt nun in U-Haft. Was die Stadt zu dem Vorfall sagt.
Weil er eine aus der Ukraine geflüchtete Frau vergewaltigt haben soll, sitzt ein Herner seit dem 18. März in Untersuchungshaft. Der Fall gelangte nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ (externer Link) an die Öffentlichkeit. „Sexualdelikte werden sehr zurückhaltend behandelt, deswegen sind wir nicht aktiv an die Presse herangetreten“, erklärt der Bochumer Oberstaatsanwalt Jan Oelbermann im Gespräch mit der WAZ.
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Demzufolge sei die 25-jährige Ukrainerin mit ihrem Sohn nach ihrer Flucht bei dem 43-jährigen Tatverdächtigen in Herne untergekommen. Der Kontakt soll über ein privates Unterkunftsangebot zustande gekommen sein. In der Wohnung soll es dann zu dem Übergriff gekommen sein. Dem Opfer sei es gelungen, Angehörige per Handy über den Vorfall zu informieren. Diese alarmierten umgehend die Polizei, die den Beschuldigten festnahm.
„Die Ermittlungen dauern noch an“, sagt Oelbermann. Derzeit steht Aussage gegen Aussage. Noch sei unklar, wann der Fall vor Gericht verhandelt wird: „Natürlich sind wir bestrebt, so bald wie möglich Anklage zu erheben.“
Stadt Herne vermutet eine private Vermittlung
Die Stadt Herne zeigt sich indes „betroffen und entsetzt über das mutmaßliche, schwere Verbrechen“. Dass der Kontakt zwischen dem Tatverdächtigen und der 25-jährigen Frau über das Koordinierungsangebot der Stadt erfolgt sein soll, sei unwahrscheinlich. „Da es sich [...] um ein privates Unterkunftsangebot gehandelt haben soll, gehen wir davon aus, dass es keinen städtischen Kontakt gab“, erklärt Pressesprecher Christoph Hüsken auf Nachfrage.
Die Stadt Herne vermittele keine Untermietverhältnisse in einzelne Zimmer von Privatwohnungen. Solche Unterbringungen kämen nur auf privaten Wegen und ohne Wissen der Stadt Herne zustande. „Es kann und soll auch schutzsuchenden Menschen nicht verboten werden, sich bei Verwandten, Freunden, Bekannten oder Helfenden anzumelden, wenn diese einvernehmlich zusammenleben wollen“, so Hüsken weiter.
Vergewaltigungsfall auf Düsseldorfer Hotelschiff
Es ist der zweite Vergewaltigungsfall einer geflüchteten Ukrainerin in NRW seit dem Beginn des Krieges. Auf einem Düsseldorfer Hotelschiff, in dem 88 ukrainische Geflüchtete untergebracht worden waren, soll eine 18-jährige Ukrainerin vor dreieinhalb Wochen durch einen gebürtigen Nigerianer und einen Tunesier nacheinander vergewaltigt worden sein. Zumindest Letzterer verfügte über einen echten ukrainischen Aufenthaltstitel. Wie der gebürtige Nigerianer auf das Schiff kam, ist noch unklar.
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NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) verurteilte beide Taten. Es sei schlimm, „wenn durch Krieg und Flucht traumatisierte Menschen erneut zu Opfern werden, nachdem sie bei uns angekommen sind und sich eigentlich in Sicherheit wiegen dürfen“. Insgesamt registriert das NRW-Innenministerium bisher sechs Sexualdelikte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. (dpa/nik)