Herne. Herne ist als erste Stadt der Region Teil eines millionenschweren Klima-Projekts des Landes und der Wasserverbände. Was sich bald verändern soll.
Die Bilder der Flutkatastrophe im Ahrtal aus dem Juli 2021 gingen um die Welt und dürften vielen Menschen vor Augen geführt haben, dass die Folgen des Klimawandels eine reale Gefahr sind. Genau dort setzt die Förderrichtlinie mit dem Titel „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ (KRIS) an. „Zugegebenermaßen ein etwas sperriger Name“, sagt Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser am Mittwochnachmittag auf einem Rasenstück in der Wohnsiedlung des Bauvereins Sodingen an der Mont-Cenis-Straße.
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Das Quartier rund um die Wohnsiedlung ist einer der ersten Betrachtungsräume, die im Rahmen der KRIS-Förderrichtlinie umgestaltet werden sollen. „Das hier ist ein typisches Beispiel für eine Bebauung, wie wir sie in vielen Ruhrgebietsstädten vorfinden“, sagt Heinen-Esser. Das Konzept des Ruhrkonferenz-Projekts wurde über mehrere Jahre entwickelt. Neben dem Land als Fördermittelgeber sind die Emschergenossenschaft sowie andere Wasserverbände der Region und der Regionalverband Ruhr an der Zukunftsinitiative Klima.Werk beteiligt.
Die Maßnahmen zur Stärkung gegen die Folgen des Klimawandels sollen zu 60 Prozent vom Land getragen werden, den Rest zahlen die Wasserverbände – zumindest bei kommunalen Projekten. „Unternehmen, Vereine und Institutionen können auch gefördert werden“, erklärt Emschergenossenschafts-Vorstand Uli Paetzel. „Allerdings wird dann auch ein Anteil Eigenbeteiligung erwartet, rund zehn bis 20 Prozent.“
Förderungssumme liegt insgesamt bei 250 Millionen Euro
Das Budget für die Umsetzung der KRIS-Maßnahmen liegt bei 250 Millionen Euro, die bis 2030 an die Städte und Gemeinden des Regionalverbands Ruhr verteilt werden sollen – davon 120 Millionen Euro aus dem NRW-Umweltministerium. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Uli Paetzel. „Wir wünschen uns, dass da eine gewisse Dynamik entsteht.“ Ziel sei es, bis 2030 rund ein Viertel der befestigten Flächen in den Betrachtungsräumen von der klassischen Mischwasserkanalisation abzukoppeln und die Verdunstungsrate um zehn Prozent zu steigern.
Konkrete Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen seien im Herner Betrachtungsraum etwa die Abkopplung der Dachflächen von der Kanalisation, so könne Regenwasser in den Ostbach umgeleitet werden. Potenzielle Kandidaten dafür seien das umliegende Otto-Hahn-Gymnasium und die Mont-Cenis-Gesamtschule. „Generell ist das aber theoretisch bei jedem Dach möglich“, so Paetzel. Die Begrünung von Flachdächern und Häuserfassaden habe sich laut Ursula Heinen-Esser in den vergangenen Jahren ebenfalls etabliert, etwa „bei der Müllverbrennungsanlage in Oberhausen und einer Mietshausfassade in Essen“. Unter die Förderung fielen aber auch Machbarkeitsstudien, Rigolen (unterirdische Wasserspeicher), Baumpflanzungen und Flächenentsiegelungen.
Oberbürgermeister Frank Dudda sieht in der Förderrichtlinie das, was Herne noch gefehlt habe: „Bislang hatten wir zwar einen vernetzten Plan, aber die umfassende Förderung fehlte noch.“ Mit dem Ruhrkonferenz-Projekt sehe er die Region vom Hölkeskampring bis hin zum Gysenbergpark, der aktuell aufwendig umgebaut wird, als neuen grünen Standort der Stadt: „Im Prinzip wird der Osten Hernes damit zu einer großen grünen Insel, indem wir die bisherigen Standorte verbinden.“
>>> Voraussetzungen für die Förderung
- Das Land fördert bis Ende 2023 Machbarkeitsstudien für die Festlegung von Betrachtungsräumen und bis Ende 2030 die Umsetzung von Maßnahmenbündeln. Ab 2024 erhalten nur die Kommunen Fördermittel, die mindestens einen Betrachtungsraum definiert haben.
- Zusätzlich besteht die Möglichkeit, wasserwirtschaftlich relevante Einzelprojekte außerhalb der Betrachtungsräume über das Förderprogramm zu finanzieren. Der Antrag erfolgt im RVR-Raum über die Service-Organisation der Zukunftsinitiave Klima.Werk in der Emschergenossenschaft.