Herne. Ein halbes Jahrhundert - so lange hat Monika Klemz (65) bei dem Herner Unternehmen Ifürel gearbeitet. Nun geht sie in Rente und blickt zurück.

50 Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber - das hat heutzutage fast schon Seltenheitswert. „Ich wollte nie irgendwo anders hin“, sagt Monika Klemz aus Herne rückblickend. Sie gehört zu den dienstältesten Mitarbeitern des Herner Industriedienstleisters Ifürel.

„Wir haben schon ein paar langjährige Mitarbeiter“, so Ifürel-Chef Henrich Kleyboldt, „aber 50 Jahre schaffen nicht so viele.“ Klemz’ goldenes Jubiläum wurde im Büro am 2. August 2021 gefeiert - genau ein halbes Jahrhundert nach ihrem ersten Arbeitstag. „Der 2. August 1971 war sogar auch ein Montag“, weiß die erfahrene Buchhalterin noch genau.

Klemz ist in Herne geboren und im Stadtteil Constantin aufgewachsen. Bis zu ihrem 14. Lebensjahr besuchte sie die Volks- oder später Hauptschule. Kurz vor ihrem Schulabschluss wurde ihr ein Praktikum als Verkäuferin vermittelt, doch die Jugendliche stellte schnell fest: „Ne, sowas willste nicht werden.“ Als sie zufällig mitbekam, dass der Elektrogroßhandel Schlenkhoff - eine Schwestergesellschaft der Firma Ifürel - Auszubildende suchte, bewarb sie sich dort und erhielt eine Zusage. „Mit 14 wusste man ja noch gar nicht, was man werden wollte“, erinnert sich Klemz. „Aber ich war nachher froh, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Büro, das war mein Fall.“

Arbeiten früher und heute: Hernerin hat den Wandel miterlebt

Monika Klemz erinnert sich noch gut an die Zeit, als sie und ihre Kollegen noch alles handschriftlich erledigten.
Monika Klemz erinnert sich noch gut an die Zeit, als sie und ihre Kollegen noch alles handschriftlich erledigten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Als Monika Klemz 1971 ihre dreijährige Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau bei Schlenkhoff begann, lief dort noch alles analog. „Wir hatten große Bretter, da kamen die Journale drauf und die Kontenblätter und dann wurden die Zahlungen dort eingetragen“, das sei schon viel Schreibarbeit und vor allem viel Papierkram gewesen. „Wir haben Ordner ohne Ende gehabt und jeden Tag Berge von Rechnungen“, berichtet Klemz kopfschüttelnd. Es sei gut, dass das heute alles elektronisch funktioniere.

Dabei sei ihr der Übergang zum digitalen Arbeiten nicht ganz leichtgefallen. „Mit Computern hatte ich nie viel zu tun“, erzählt die Hernerin. Aber mit ein bisschen Hilfe von den Kollegen habe sie sich daran gewöhnt: „Wenn man das täglich macht, hat man es irgendwann raus.“ Ein großer Vorteil: Mit den elektronischen Buchungsprogrammen müsse man nicht mehr so viel rechnen. „Früher hatte man die Kontenblätter und die Journale und wenn dann etwas nicht stimmte, ging die Rechnerei wieder von vorn los“, so Klemz. „Da konnte man sich gut mit aufhalten.“

Plötzlich Chauffeurin: Firmengründer zu Hause abgeholt

In ihren 50 Jahren bei Ifürel hat Monika Klemz die Höhen und Tiefen des Unternehmens miterlebt. Ihr Ex-Chef Henrich Kleyboldt verrät: „Schon bei ihrem 40. Jubiläum sagte Frau Klemz: Wenn ich mal in den Ruhestand gehe, schreibe ich ein Buch über die ganzen Geschichten.“ Das habe sie erstmal nicht vor, winkt Klemz ab. An eine Geschichte erinnere sie sich aber besonders gern und die handelt ausgerechnet von Kleyboldts Großonkel und Firmengründer Albert Schlenkhoff. Vor Jahren, so Klemz, habe der sie mal zu Hause angerufen und gebeten, ihn zur Arbeit zu fahren. „Sein Fahrer war nicht mehr da und da bin ich eben eingesprungen“, lacht Klemz, die auch eine Zeit lang als Chefsekretärin gearbeitet hat. „Ich habe ihn dann abgeholt und in die Firma gebracht.“

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Trotz schöner Erinnerungen an ihren Beruf fiel Monika Klemz der Abschied vom Unternehmen im Dezember vergangenen Jahres nicht schwer. „Ich habe mich schon auf die Rente gefreut“, sagt die 65-Jährige. Und auch ihr Mann sei froh, sie nun öfter bei sich zu haben. Außerdem sind mit dem Ruhestand längst nicht alle Verbindungen zu ihrem langjährigen Arbeitgeber gekappt. Am 6. Mai 2022 steht dort nämlich wieder ein Jubiläum an: Ifürel wird 90 Jahre alt. Die Verwaltung zieht zu diesem Datum in ein neues Gebäude am Bahnhof um. „Frau Klemz kommt sicherlich mal vorbei, um zu sehen, wie es aussieht“, hofft ihr ehemaliger Chef Henrich Kleyboldt. „Das muss ich unbedingt machen“, stimmt Klemz zu. „Sobald Sie da rüber gezogen sind, komme ich mal gucken.“

>>> WEITERE INFORMATIONEN: FIRMA IFÜREL

  • Ifürel wurde am 6. Mai 1932 als elektronischer Installationsbetrieb von Albert Schlenkhoff gegründet. Die Schwestergesellschaft Schlenkhoff KG kam 1934 hinzu. Schlenkhoff blieb bis zu seinem Tod im Alter von 92 Jahren Geschäftsführer.
  • Henrich Kleyboldt trat in den frühen 2000er-Jahren in das Unternehmen seines Großonkels ein und übernahm die Geschäftsleitung. Er ist außerdem Vize-Präsident der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet.