Herne. Soziale Medien, Kampfspiele und Internetkonsum: Die Ausstellung „Meta Royal“ bildet die digitale Welt ab, wählt dazu einen besonderen Zugang.

Im März 2020 hatte Tim Thomczyk gerade seine Ausstellung im Alten Wartesaal im Herner Bahnhof aufgebaut, da musste sie wegen des ersten Lockdowns wieder abgesagt werden. Jetzt startet er einen neuen Versuch. „Für uns war es selbstverständlich, dass wir die Ausstellung wiederholen“, erklärt Katrin Lieske, Kuratorin des Alten Wartesaals. In der Zwischenzeit ist viel für den jungen Herner Künstler, der an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert, passiert. Und so stellt er nicht noch einmal seine zwei Jahre alten Bilder aus, sondern hat speziell für den Alten Wartesaal eine neue Idee entwickelt. Unter dem Titel „Meta Royal“ zeigt Tim Thomczyk zum ersten Mal eine große Bodeninstallation.

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Drei fahrbare Gebilde aus Europaletten finden sich im Ausstellungsraum. Drum herum sind völlig unregelmäßig kleine Holzscheiben verteilt, die er selbst schlicht „Pucks“ nennt. Betrachtet man die Holzobjekte näher, entdeckt man, dass sich zwischen den Paletten Bilder auf Leinwand verstecken. Die Hölzer geben mal Einblicke auf die Werke frei, mal verdecken sie aber auch große Teile der Bilder. An anderen Stellen erinnern die Streben der Paletten an hölzerne Gitter, die die Malerei einsperren. Was sich auf den Leinwänden befindet, kann der Betrachter nur ahnen. Da scheinen gegenständliche bis figürliche, aber auch abstrakte Formen durch.

Die „Pucks“ aus Holz dokumentieren den Internetkonsum des Künstlers.
Die „Pucks“ aus Holz dokumentieren den Internetkonsum des Künstlers. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Alter Wartesaal Herne: Ausstellung mit digitalem Bezug

Tim Thomczyk studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf.
Tim Thomczyk studiert an der Kunstakademie in Düsseldorf. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Auch die hölzernen Scheiben geben ihr Geheimnis erst auf den zweiten Blick ein wenig preis. Sie sind mit Fotos aus dem Internet bedruckt und dokumentieren Tim Thomczyks Internet-Konsum während der Pandemie. Da finden sich Fotos und kleine Texte von ganz unterschiedlichen Internetseiten. Mal kann man sie genau erkennen, mal werden sie zu rein grafischen Formen.

Und dann wird vielleicht auch die Anspielung im Ausstellungstitel deutlich. „Meta“ spielt auf einen sich vor kurzem umbenannten Internetkonzern an, der seine Medien gerne als sozial verkauft. „Royal“ zitiert Computerspiele, bei denen sich die Nutzer online bekämpfen können.

Tim Thomczyk gelingt eine eindrucksvolle Inszenierung in dem Ausstellungsraum. Die unverputzten Wände bleiben frei. Zusammen mit den großen grauen Kojen, in denen sonst Bilder hängen, schaffen sie einen passenden Hintergrund für seine Bodenarbeit.

Die Ausstellung „Meta Royal“ ist ab Freitag, 11. März, im Alten Wartesaal im Bahnhof Herne zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 14 bis 18 Uhr. Zum Ende am 10. April findet eine Finissage statt.