Herne. Die Corona-Pandemie hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kriminalität in Herne. Es gibt aber auch einige negative Entwicklungen.
Die Corona-Pandemie hat einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Straftaten in Herne im vergangenen Jahr. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik 2021 hervor, die das Polizeipräsidium Bochum, das auch für Herne und Witten zuständig ist, am Montag vorstellte. Für das gesamte Präsidium ist die Gesamtzahl der Straftaten so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der positive Trend, der auch in Herne zu sehen ist, gilt jedoch leider nicht für alle Bereiche.
„Es lebt sich recht sicher in Bochum, Herne und Witten“, mit diesen Worten eröffnet Polizeipräsident Jörg Lukat die Pressekonferenz. So wurden in Herne in 2021 insgesamt 12.178 Straftaten bei der Polizei aufgenommen – 630 und somit knapp 5 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Die Häufigkeitszahl, ein Parameter, der die Zahl der Straftaten in Relation zur Einwohnerzahl setzt, zeigt jedoch, dass Herne deutlich „unsicherer“ ist als etwa Bochum und Witten und auch als der NRW-Schnitt. Die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich geblieben.
Straßen- und Gewaltkriminalität in Herne rückläufig
Dennoch gibt es einzelne Bereiche, die eine erfreuliche Entwicklung zeigen: Vor allem im Bereich der Gewalt- und Straßenkriminalität seien „historische Tiefststände“ zu verzeichnen, erläutert Kriminaldirektor Ralf Gromann. Die Straßenkriminalität ist in Herne schon im sechsten Jahr in Folge rückläufig. Sie sinkt um noch einmal 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ob Corona dabei Auswirkungen habe? „Für mich ist es offensichtlich“, sagt Gromann. Straßenkriminalität zeichne sich gerade dadurch aus, dass sie auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen stattfinde. „Wir haben das öffentliche Leben ja für Monate runterfahren müssen, und für mich ist das auch eine Erklärung, warum auch die Straßenkriminalität zurückgegangen ist.“
Auch bei der Gewaltkriminalität, zu der besonders schwere Delikte wie Mord und Totschlag, aber auch räuberische Erpressung oder schwere Körperverletzung zählen, ist diese Entwicklung zu beobachten. Dort sinkt in Herne die Zahl der Fälle auf 331 – in 2020 waren es noch 441 Fälle. Die Polizei verzeichnete in Herne vier „Straftaten gegen das Leben“: einen Mordversuch, einen Totschlag und einen versuchten Totschlag sowie einen Fall von fahrlässiger Tötung. Sämtliche Fälle konnten aufgeklärt werden.
Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt zu
Ein negativer Trend ist hingegen bei der Zahl der Wohnungseinbrüche zu verzeichnen. Die Kripo Bochum hat für das Jahr 2021 insgesamt 254 Fälle aufgeführt, wovon es in 145 Fällen beim Einbruchsversuch geblieben ist. Im vergangenen Jahr war der Trend noch rückläufig, was damals ebenfalls auf die Pandemie und den Corona-Lockdown zurückgeführt wurde. Nun sind die Zahlen wieder um 55 Fälle und immerhin knapp 28 Prozent gestiegen. Dennoch relativiert Gromann: „Das bedeutet in Herne etwa einen Wohnungseinbruch pro Woche mehr“. Gesunken ist hierbei auch die Aufklärungsquote: Nicht einmal jeder zehnte Fall konnte demnach aufgeklärt werden (9,5 Prozent).
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Nachdem 2020 ein Hochjahr der Computerkriminalität war mit 373 Fällen, ist die Zahl in 2021 wieder deutlich zurückgegangen und lag bei 217. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist allerdings in den vergangenen beiden Jahren von 68,5 Prozent auf nur 24 Prozent gesunken. Während die Zahl der Drogentoten in Bochum und Witten deutlich gestiegen ist, hatte Herne insgesamt zehn Tote zu verzeichnen - einer weniger als 2020.
Deutlich mehr Fälle von Kinderpornografie angezeigt
Die Zahl der Sexualstraftaten ist wie schon seit Jahren erneut deutlich gestiegen. „Die Kurve geht rasant nach oben“, sagt Kriminaldirektor Gromann. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich die Zahl der „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ mehr als verdoppelt. Insgesamt 242 Fälle wurden 2021 gemeldet. Während jedoch etwa die Bereiche Vergewaltigung, sexueller Missbrauch und Exhibitionismus vor Kindern rückläufig ist, verzeichnet der Bereich der Kinderpornografie in Herne einen enormen Anstieg – von 47 auf 118 Fälle. Dennoch wertet das der Kriminaldirektor Gromann eher positiv, da hier Straftaten vom Dunkelfeld ins Hellfeld gezogen würden. Soll heißen: Die Bevölkerung sei sensibilisiert für das Thema, es werde weniger weggeschaut, und es komme dadurch vermehrt zu Anzeigen.
Auffällig hierbei sei, dass es sich in der Mehrzahl der Fälle nicht um Pädophile handele, sondern auch Kinder, Jugendliche und Heranwachsende entsprechendes Bildmaterial über Messenger oder soziale Medien verbreiteten und sich so strafbar machten.
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