Herne. 2020 gab es in Herne weniger Straftaten – aber nicht in jedem Bereich. Durch die Pandemie habe sich die Kriminalität verändert, so die Polizei.

Die Zahl der Straftaten in Herne ist im vergangenen Jahr wieder gesunken. Ebenfalls auf dem Rückmarsch: die Zahl der Einbrüche sowie die Straßen- und Gewaltkriminalität. Die Verbrechen im Bereich Computerkriminalität sind 2020 in Herne jedoch deutlich gestiegen. „Mit der Kriminalität verhält es sich ein bisschen wie mit Wasser: Sie sucht sich neue Wege, wenn althergebrachte blockiert sind. Die Corona-Pandemie hat die Rahmenbedingungen deutlich verändert“, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat.

Im vergangenen Jahr zählte die Polizei in Herne insgesamt 12.808 Straftaten, 192 weniger als 2019. Das teilte die Polizei am Montagnachmittag bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2020 mit. Das entspricht einem Rückgang von 1,48 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 53,51 Prozent, etwas weniger als 2019.

Zahl der Einbrüche in Herne deutlich zurückgegangen

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Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging im fünften Jahr in Folge zurück und ist so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. 2020 verzeichnete die Polizei in Herne „nur“ noch 199 Wohnungseinbrüche – 24,33 Prozent weniger als 2019. „Wir führen diese positiven Zahlen unter anderem auf den Lockdown zurück“, so Lukat. Allerdings ging auch die Aufklärungsquote bei den Einbrüchen deutlich zurück. Nur noch 12,06 Prozent wurden aufgeklärt – 2019 waren es noch 30,04 Prozent. Grund des Rückgangs: Die Polizei, sagt Andreas Dickel, Leiter der Direktion Kriminalität, habe andere Schwerpunkte gesetzt, wodurch die Aufklärung bei den Einbrüchen etwas gesunken sei.

An vielen Stellen habe sich die Kriminalität durch die Pandemie verlagert – oftmals drifteten Täter ab in die digitale Welt. Das zeigen die steigenden Zahlen in den Deliktfeldern der Computerkriminalität sowie der Kinderpornografie. „Die Leute sitzen im Lockdown mehr vor dem Computer“, sagt Dickel. Gab es in der Computerkriminalität 2019 noch 241 Verbrechen, ist die Zahl 2020 auf 373 und damit um 56 Prozent gestiegen. Zu diesem Bereich zählen laut Polizei unter anderem das Abfangen von Daten oder Softwarepiraterie.

Die Corona-Pandemie hat die Rahmenbedingungen verändert, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat.
Die Corona-Pandemie hat die Rahmenbedingungen verändert, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

„Besonders schändlich finde ich den Umstand, dass organisierte Banden, die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen begehen, nun auch mit angeblichen Impfterminen versuchen, besorgten Senioren das mühsam ersparte Geld aus der Tasche zu ziehen“, sagt Lukat.

2020 gab es in Herne keinen Mord

Auch die Straßenkriminalität in Herne ist weiter auf dem Rückmarsch, nun im fünften Jahr: Sie sank diesmal um 1,69 Prozent von 2783 auf 2736. Dazu gehörten unter anderem Raubüberfälle, Diebstahl von Autos und Fahrrädern sowie Körperverletzungen und Handtaschenraub. Auch hier spiele die Corona-Pandemie eine Rolle. „Es halten sich weniger Leute auf den Straßen auf“, sagt Dickel. Betrachtet man aber die Handtaschendiebstähle allein, so stieg die Zahl von 392 auf 425 – der höchste Wert in Herne seit 2011.

Nicht zuletzt: die Gewaltkriminalität. Sie ging im vergangenen Jahr zurück – jedoch nur um 0,45 Prozent auf 441 Fälle. Dazu gehören Mord und Totschlag, aber auch räuberische Erpressung und Körperverletzung mit Todesfolge. Konkret gab es laut Statistik 2020 in Herne keinen Mord, zwei Fälle von Totschlag, keine fahrlässige Tötung und einen Schwangerschaftsabbruch. Alle Fälle seien aufgeklärt worden.

„Ich bin sehr zufrieden mit der gesamten Aufklärungsquote“, so Dickel. Es zeige sich, dass der Bereich des Polizeipräsidiums Bochum zu den sichersten in der Region gehöre. „Viele Bürger haben das Gefühl, dass es in den letzten Jahren gefährlicher geworden ist. Unsere Statistik zeigt: Das ist nicht so“, sagt Lukat. Die insgesamt niedrigen Kriminalitätszahlen seien eine der wenigen positiven Nebenfolgen der Pandemie.

>>>Deutlich mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Die Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung, zu der auch die Kinderpornografie zählt, sind in Herne stark angestiegen. Dabei gebe es jedoch nicht mehr Taten. „Die Opfer sind nur mutiger geworden und zeigen öfter die Täter an“, so Dickel. 205 Taten waren es im vergangenen Jahr. 2019 waren es 144. 2020 gab es 15 männliche und 136 weibliche Opfer.

In Herne gab es im vergangenen Jahr 11 Drogentote. 2019 waren es vier.

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