Herne. Das Wirtshaus Herne besticht mit zentraler Lage, modern-rustikaler Einrichtung und deftigen Speisen. So hat es unserer Redakteurin gefallen.

Mitten in der Corona-Pandemie ging das Wirtshaus Herne an den Start: Seit dem Frühjahr 2021 öffnet das Lokal mit bayerischem Einfluss täglich von neun bis null Uhr (sonntags 9.30 Uhr) für seine Gäste. Die zentrale Lage in den Neuen Höfen am Robert-Brauner-Platz trägt sicherlich zur Attraktivität des Restaurants bei und dürfte einige Laufkundschaft anlocken. Das Angebot des jungen Lokals reicht von klassischem und typisch bayerischem Frühstück über Schweinshaxe und Burger bis hin zu Kaiserschmarrn und Kaffeespezialitäten.

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Wirtshaus Herne: So bewertet die WAZ das Lokal

Einrichtung und Konzept überzeugen: Das Lokal punktet mit moderner Einrichtung im Industrail-Stil.
Einrichtung und Konzept überzeugen: Das Lokal punktet mit moderner Einrichtung im Industrail-Stil. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Atmosphäre: Das Lokal ist großzügig geschnitten, der Raum wirkt dank hoher Decken und großer Fensterfront sehr weitläufig. Die Verteilung der Sitzgelegenheiten – von massiven Holzbänken über klassische Bestuhlung – ermöglicht dennoch eine angemessene Privatsphäre. Die Einrichtung ist modern, Holz und Metallelemente im Industrial-Stil dominieren das Bild, ohne das Wirtshaus zu kühl wirken zu lassen. Besonders schön: kleine Details wie Sitzkissen auf den Holzbänken oder Lebkuchenherzen an der Theke („i mog di“) geben dem Restaurant eine persönliche Note, sind dabei aber nicht kitschig. Die Wertigkeit der Einrichtung zieht sich von der Bar über die Sitzgelegenheiten bis hin zu den Speisekarten, die auf farblich perfekt abgestimmten Klemmbrettern aus Holz präsentiert werden. Kritikpunkt: Das Licht ist sehr stark gedimmt.

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Service: Die Bedienung, in Anlehnung an die bayerische Tracht in einem Dirndl-Oberteil gekleidet, ist zuvorkommend und aufmerksam. Das bayerische Bier (Spaten aus München) kommt zügig, ist kalt und mit Schaumkrone gezapft. Die Bestellung des Essens erfolgt unkompliziert, Rückfragen können geklärt werden. Ein weiterer Pluspunkt: Das Dessert wird ganz unkompliziert auf zwei Portionen verteilt.

Angebot und Geschmack: Die Auswahl im Wirtshaus Herne ist recht vielfältig und stark von der bayerischen Küche geprägt. Zum einen sind da Klassiker wie die Schweinshaxe (15,90 Euro) und die Weißwurst mit Brezel (6,50 Euro), aber auch neu interpretierte Standard-Gerichte wie Burger, etwa der Pulled Pork-Burger (13,90 Euro) oder der Hähnchen-Burger Kikiriki (13,45 Euro). Allein: Die Auswahl ist recht fleischlastig. Wer sich vegetarisch ernährt, darf zwischen Käsespätzle (7,90 Euro), Backkartoffel (8,50 Euro), diversen Salat-Variationen oder Spinat-Semmelknödeln in Pilzrahmsauce (8,90 Euro) wählen. Alternativ gibt es noch eine lange Liste an Beilagen, darunter viele Kartoffel-Spezialitäten wie Bratkartoffeln (3,90 Euro), Püree (3,90 Euro) und Rosmarinkartoffeln (3,90 Euro).

Der Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Beilagensalat: Das Fleisch ist der Star des Gerichts.
Der Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Beilagensalat: Das Fleisch ist der Star des Gerichts. © WAZ | Nikolina Miscevic
Ein Klassiker: Leberkäse mit Spiegelei, Kartoffelpüree und Senfsoße – davon reichlich.
Ein Klassiker: Leberkäse mit Spiegelei, Kartoffelpüree und Senfsoße – davon reichlich. © WAZ | Nikolina Miscevic

Aus erster Hand: Der Zwiebelrostbraten ist mit 21,50 Euro zwar nicht das günstigste Gericht auf der Karte des Wirtshauses, aber die Qualität des Roastbeefs rechtfertigt den Preis. Das zarte Fleisch harmoniert ausgezeichnet mit den in Kalbsjus geschmorten, glasigen Zwiebeln. Röstzwiebeln verleihen zudem einen schönen Crunch. Der gemischte Beilagensalat und die Spätzle können dieses Niveau nicht halten; der Salat wirkt fad bis lieblos, die Spätzle sind lauwarm und ein wenig trocken. Der bayerische Klassiker Leberkäs (große Portion mit zwei Scheiben für 10,50 Euro) kommt mit einem Spiegelei, Röstzwiebeln, Kartoffelpüree und reichlich Senfsoße daher. Grundsolide, die Portionsgröße ist dem Preis angemessen.

Der Nachtisch, Kaiserschmarrn mit Rosinen, Mandelblättern, Preiselbeeren und einer Kugel Vanilleeis ist optisch ein Blickfang, geschmacklich allerdings weniger überzeugend. Dem Teig fehlt es an Volumen: Statt fluffig ist er kompakt und eher zäh. Die karamellisierten Mandelblätter sind ein netter Akzent, allerdings sind die Röstaromen hier ein wenig zu stark ausgefallen. Das Vanilleeis und die Preiselbeeren ergänzen das Gericht zwar, können aber nicht über die Mängel hinwegtrösten. Immerhin: Die Portionsgröße ist für den Preis von 8,90 Euro mehr als angemessen.

Der Nachtisch Kaiserschmarrn konnte die Erwartungen leider nicht erfüllen.
Der Nachtisch Kaiserschmarrn konnte die Erwartungen leider nicht erfüllen. © WAZ | Nikolina Miscevic

Fazit: Ein Lokal mit detailorientierter, moderner Einrichtung, einladender Atmosphäre und ausgeprägtem Servicecharakter. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist angemessen, wenn auch einige kleine Makel das Erlebnis etwas getrübt haben.

Bewertung:

Geschmack: 3 von 5 Sternen

Atmosphäre: 4 von 5 Sternen

Service: 5 von 5 Sternen

Preis-Leistungs-Verhältnis: 4 von 5 Sternen

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.

Wo sollen wir als Nächstes essen gehen? Schicken Sie uns Ihre Vorschläge und Tipps gerne per Mail an redaktion.herne@waz.de!