Herne. Von „Der Rausch“ bis „Helden der Wahrscheinlichkeit“: 16 Produktionen mit Anspruch zeigt das Herner VHS Filmforum bis Juni. Und das ist zu sehen.

Klotzen statt kleckern: Das VHS Filmforum präsentiert ab Sonntag, 6. Februar, im neuen Halbjahresprogramm 16 Filme mit Anspruch. Den Schwerpunkt setzt der vom Filmwissenschaftler Martin Hellmold geleitete Beirat diesmal bei heimischen Produktionen: Gleich acht deutsche Filme sind bis zum 15. Juni in der Wochenreihe in der Herner Filmwelt zu sehen.

Dominik Graf adaptiert Klassiker von Erich Kästner

Eine weitere Besonderheit: Zwei Darsteller haben jeweils zwei große „Auftritte“. Mads Mikkelsen bildet so etwas wie die Klammer des neuen Programms. Er ist nicht nur zum Auftakt des neuen Programms in „Der Rausch“ zu sehen (6., 7. und 9. Februar; siehe auch unten), sondern beschließt die Reihe auch vier Monate später in der schrägen dänischen Komödie „Helden der Wahrscheinlichkeit“ (12., 13. und 15. Juni). Und Albrecht Schuch, der zurzeit wohl beste deutsche Filmschauspieler (wer ist Lars Eidinger?) brilliert als DDR-Autor Thomas Brasch im Biopic „Lieber Thomas“ (20., 21. und 23. März) sowie gemeinsam mit Tom Schilling in Dominik Grafs Kästner-Verfilmung„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (22. 23. und 25. Mai).

Mit dem Demenz-Drama „The Father“ - im Bild Anthony Hopkins und Olivia Colman als seine Tochter - beschließt das VHS Filmforum in der Herner Filmwelt den Februar.
Mit dem Demenz-Drama „The Father“ - im Bild Anthony Hopkins und Olivia Colman als seine Tochter - beschließt das VHS Filmforum in der Herner Filmwelt den Februar. © picture alliance/dpa/Tobis Film | Sean Gleason

Ebenfalls im Februar im VHS Filmforum: Die „Schachnovelle“ mit Oliver Masucci frei nach Stefan Zweig (13., 14. und 16. Februar), Christian Schwochows „Je suis Karl“ über das Abdriften einer jungen Frau (Luna Wedler) in die rechte Szene (20., 21. und 23. Februar) sowie das Demenz-Drama „The Father“ mit Altmeister Anthony Hopkins und Olivia Colman (27., 28. Februar und 2. März).

Carey Mulligan nimmt Rache in „Promising Young Woman“

Der März startet mit dem französischen Film „Titane“ (6., 7. und 9. März; siehe auch unten). Außerdem: Maria Speths dreieinhalbstündiger Dokumentarfilm „Herrr Bachmann und seine Klasse“ (13., 14. und 16. März) und der außergewöhnliche rumänische Film „Bad Luck Banging or Looney Porn“, der mit einem unzensierten Amateur-Sexvideo beginnt und am Ende in ein Splatter-artiges Gemetzel mündet (27. 28. und 30. März).

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Der April bietet Maria Schraders hochgelobte Komödie „Ich bin dein Mensch“ (3., 4. und 6. April), die wunderbare Carey Mulligan auf Rachetrip im US-Film „Promising Young Woman“ (24., 25. und 27. April) und dazwischen eine Osterferienpause. Den Mai setzt das Filmforum mit „Nebenan“ von und mit Daniel Brühl fort (2. und 4. Mai) sowie Wes Andersons Starreigen von Bill Murray über Frances McDormand, Tilda Swinton und Christopher Waltz bis hin zu Benicio Del Toro im Episodenfilm „The French Dispatch“ fort (8., 9. und 11. Mai). Schließlich: Das in Wien spielende Nachkriegs-Drama „Hinterland“ von Stefan Ruzowitzky (15., 16. und 18. Mai) und „Minari - Wo wir Wurzlen schlagen“ über eine koreanische Familien in den USA (22., 23. und 25. Mai).

>>> Zwei persönliche Empfehlungen: „Der Rausch“ und „Titane“

Martin Hellmold, Filmwissenschaftler und Vorsitzender des Beirats im VHS Filmforum, empfiehlt „Der Rausch“: „Vier Männer in der Krise suchen Hilfe beim Alkohol, dem ,Sanitäter in der Not’? Die Story klingt vertraut, die Moral scheint vorhersehbar. Aber wenn bei einem Film künstlerisch einfach alles stimmt, vom Drehbuch über das Schauspiel, die Kamera, die Musik, den Schnitt, dann muss die Story gar nicht neu sein, um zu berauschen. Deshalb ist Thomas Vinterbergs Film, auch ganz nüchtern betrachtet, ein Hochgenuss.“

Martin Hellmold
Martin Hellmold © MH

Lars-Oliver Christoph, WAZ Herne, empfiehlt „Titane“: „Das Wort ,radikal’ bekommt in Julie Ducournaus Film eine neue Dimension. Die französische Regisseurin sprengt mit ihrem feministischen Körperhorror-Fantasy-Drama alle Konventionen. Für die verstörend-faszinierende Geschichte von Alexia (grandios: Agathe Rousselle), der als Mädchen nach einem Unfall eine Titanplatte in den Kopf implantiert wird und die als junge Frau beim Sex mit einem Auto schwanger wird, gab es in Cannes die Goldene Palme.“

Die Filme sind jeweils sonntags um 13 Uhr, montags um 17.30 Uhr und mittwochs um 20.15 Uhr in der Herner Filmwelt am Berliner Platz 7-9 zu sehen. Der Eintritt beträgt 5 Euro auf allen Plätzen (Zuschläge bei Überlänge). Weitere Informationen über den jeweils aktuellen Film gibt es auf filmwelt-herne.de, auf waz.de/herne sowie in der Printausgabe der WAZ.