Herne. Wegen ihres Kopftuchs ist eine Frau (24) in Herne aus ihrem Praktikum geworfen worden. Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen reagiert entsetzt.

Eine Praktikantin ist im St. Marien Hospital in Herne-Eickel wegen ihres Kopftuchs nach zwei Wochen rausgeworfen worden. Dazu nimmt Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen Stellung. Wir haben die Stellungnahme gekürzt.

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„Inwieweit das Kopftuch zum Islam gehört, sollen die Frauen selbst entscheiden. Das möchten wir erst gar nicht diskutieren. Frauen, die das Kopftuch freiwillig und selbstbestimmt angelegt haben, dürfen nicht diskriminiert werden. Das ist unser Standpunkt in der ewigen Diskussion ums Kopftuch.

Minderheiten in Deutschland haben es nicht leicht. Die Mehrheitsgesellschaft hat nichts gegen Juden und Muslime, aber, so verstehe ich das, sollen unbemerkt und unsichtbar sein. Nicht die christlich-abendländischen Blicke stören. Ja, die Kirchen haben Hausrecht und können selbst entscheiden, mit wem und wie sie arbeiten. Dann sollen sie es auch offen sagen und sich nicht hinter absurden Ausreden verstecken. Ich zitiere: ,Unvoreingenommenheit und Zuwendung sind im Kontakt mit den Patienten für uns wichtig. Entsprechend erwarten wir von unseren Mitarbeitern ein neutrales Erscheinungsbild am Arbeitsplatz, an dem die Behandlung der Patienten im Fokus steht.’ Als ich das gelesen habe, musste ich erst lachen. Eine katholische Einrichtung, deren Name St. Marien heißt, überall sichtbar (und das ist gut so) das Kreuz aufgehängt, verlangt von ihren Mitarbeitern neutrale Erscheinung!

„Sie stellen praktizierende Muslima unter Generalverdacht“

Dann verging mir aber das Lachen. Bedeutet das, dass eine Muslima, die Kopftuch trägt, nicht unvoreingenommen sein kann? Ist das euer Ernst? Sie stellen praktizierende Muslima unter Generalverdacht. Ihr seid die Kirche. Nicht eine atheistische Einrichtung. Religion steht bei euch wortwörtlich in eurem Namen. Seht ihr nicht, dass dieser Weg, den ihr eingeschlagen habt, auch die christlichen Symbole aus unserer Gesellschaft wegradiert? Wenn eine Organisation oder Behörde das eine verbietet, muss sie künftig auch das andere untersagen. Im Namen der Nichtdiskriminierung fallen also Kreuz und Kippa mit dem Kopftuch gleichermaßen weg.

Verlangt ihr auch von euren Ordensschwestern oder dem Herrn Pfarrer, „in zivil“ zu erscheinen? Nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in allen kirchlichen Einrichtungen? Erst dann werdet ihr glaubwürdig. Wer jetzt sagt: „Der Islam hat keinen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet“, der liegt falsch. Denn das Kopftuch eint die zwei christlichen Konfessionen und bringt sie zusammen in der Einigkeit beim Kopftuchverbot. Herzlichen Glückwunsch!“