Herne. In der Innenstadt ist der Sammlershop Herne seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Handels. Das Geschäft ist in doppelter Hinsicht ungewöhnlich.
Was man so in den toten Winkeln von Schubladen, Dosen oder Schachteln alles findet: eine 5-Gourdes-Münze, die noch von einer Dienstreise nach Haiti stammt, Kopeken aus der Sowjetunion, fünf Pfennige aus dem Jahr 1914 oder Münzen, auf die das Hakenkreuz geprägt ist. Was mögen die noch wert sein? Diese Frage kann Lara Wiegershaus beantworten. Sie ist Inhaberin des Sammlershops Herne in der Herner City.
Dieser Sammlershop ist in doppelter Hinsicht ein ungewöhnliches Geschäft. Einerseits sind Geschäfte, in denen man nach Münzen, aber auch Taschenuhren oder anderen raren Dingen stöbern kann, inzwischen selbst so etwas wie eine Rarität. Andererseits ist die 41-Jährige als Frau eine Ausnahme in dieser Branche, die sie selbst als Männergeschäft bezeichnet.
Um diese Ausnahmestellung zu verstehen, muss man einige Zeit zurückblenden: Ihr Vater hatte sich vor langen Jahren in Essen selbstständig gemacht, damals noch mit einem reinen Briefmarkengeschäft. Später übernahm er ein Geschäft an der Ecke Bahnhofstraße/Schaeferstraße, seit rund 20 Jahren ist der Sammlershop an der Neustraße 2.
Ihr sei der Laden quasi „in den Schoß“ gefallen, erzählt Lara Wiegershaus im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Nach dem Tod ihres Vaters habe sie vor acht Jahren vor der Entscheidung gestanden, ob sie das Geschäft übernehmen soll oder nicht. Obwohl sie beruflich eigentlich in einer anderen Richtung unterwegs gewesen sei - Wiegershaus hat Italienisch studiert -, habe sie sich dazu entschieden, das Erbe ihres Vaters zu bewahren. Sie ging gut vorbereitet an die Aufgabe. Schon in der Schulzeit habe sie bei ihrem Vater mitgearbeitet, später habe sie ihn zweimal für längere Zeit vertreten. So sei sie in die Thematik hineingewachsen.
Briefmarken sind schon lange kein Thema mehr
Die hat sich in den vergangenen Jahren in einer Hinsicht deutlich geändert: Briefmarken seien schon lange kein Thema mehr, da habe sie schon manchen Kunden enttäuscht wieder wegschicken müssen. Andere Sammelgebiete, die längst zusammengebrochen seien: Telefonkarten oder Ü-Ei-Figuren.
Ein stabile Nachfrage gebe es dagegen bei Münzen, sie habe zahlreiche Stammkunden, die auch aus den umliegenden Städten nach Herne kämen. Da gebe es Sammler, die sich auf spezielle alte Münzen spezialisiert hätten, oder jene, die ausländische Exemplare sammeln. Andere suchen Münzen wegen der Edelmetallpreise als Geldanlage. „Das Geschäft ist abwechslungsreich, ich führe viele interessante Gespräche“, so Wiegershaus. Sie könne immer wieder etwas lernen.
Allerdings nichts bei den Münzen, die wir ihr beim Besuch vorgelegt haben. Ihre Expertise ist groß. Ob Gourdes, Kopeke oder Pfennige von 1914: Was für den Laien außergewöhnlich erscheint, ordnet Wiegershaus in die Kategorie „Kiloware“ ein. Lediglich die Münzen mit einem Silberanteil haben einen gewissen Wert: 3,50 Euro. Also weit entfernt von einem Schatz. Doch sie selbst habe auch schon Überraschungen auf ihrer kleinen Ladentheke erlebt.
Ankauf von Gold und Silber bietet eine sichere Basis
Doch das Angebot geht über Münzen deutlich hinaus: Wiegershaus hat Taschenuhren, Orden und andere Militaria-Objekte ebenso in den Regalen des kleinen Ladenlokals wie Silberschmuck oder Ansichtskarten. Bei letzteren ist sie selbst Sammlerin. Als gebürtige Essenerin verfüge sie über eine große Sammlung mit Karten ihrer Heimatstadt.
Ein weiteres Standbein ist der Ankauf von Gold und Silber. Der liefere eine sichere wirtschaftliche Basis, daran habe auch die Corona-Pandemie nichts geändert. Und so werde sie auch in den kommenden Jahren eine feste Adresse für Sammler sein.
>>> WEITERE INFORMATIONEN
■ Detaillierte Informationen, etwa zum Ankauf von Gold und Silber, gibt es auf der Internetseite des Geschäfts: www.sammlershopherne.de
■ Öffnungszeiten und Kontakt: montags geschlossen; Mi. und Fr., 13 bis 17.30 Uhr; Di. und Do., 11 bis 16 Uhr; samstags geschlossen; lara.wiegershaus2112@gmail.com; 02323 98 83 373