An Rhein und Ruhr. . Zu Weihnachten werden viele Hightech-Geräte wie Smartwatches verschenkt. Warum aber Uhren mit einem mechanischen Herzen noch mehr faszinieren.
Für viele ist Weihnachten Anlass, seinen Lieben ganz besondere Geschenke zu machen – zum Beispiel Schmuck. Auf dem Gabentisch liegen dann neben Ketten, Ringen und anderen glänzenden Geschmeide ebenso Uhren. Immer beliebter werden dabei sogenannte Smartwatches. Diese schlauen Uhren sind mit dem Smartphone synchronisiert und verfügen über zusätzliche Sensoren. So können sie etwa Schritte zählen und E-Mails abrufen.
Trieb- und Zugfeder
„Hightech am Handgelenk, wer so etwas mag...“, sagt Ralf Lehr und lächelt. Für den Inhaber der Manufaktur Uhr-Kraft üben mechanische Uhrwerke eine ungleich größere Faszination aus: „In einer mechanischen Uhr schlägt ein Herz, wir hören es ticken.“ Trieb- und Zugfeder, Räderwerk, Gangregler und Zeigerwerk bilden das Innenleben, eine Smartwatch hingegen bestehe fast nur aus Platinen.
„Während so ein Minicomputer nach zwei, drei Jahren ausgedient hat, ist eine mechanische Uhr ein Stück, das Generationen überdauern kann.“ Bei guter Wartung, versteht sich. „Alle fünf bis sieben Jahre muss so eine Uhr wie ein Auto zur Inspektion. Alles wird auseinandergenommen, geölt, wieder zusammengesetzt. Bis zum nächsten Mal.“
Wasseruhren maßen die „verflossene“ Zeit
Das Bedürfnis der Menschen, Zeit zu messen und damit zwischen Sonnenaufgang und -untergang einen Rhythmus für die Arbeit und eine Struktur für den Alltag zu schaffen, ist uralt. Die ersten Sonnenuhren wurden 1500 vor Christus in Ägypten nachgewiesen. War die Sonne nicht da, wurde dort anhand von Wasseruhren die „verflossene“ Zeit nachvollzogen. Ähnlich funktionierten im Mittelalter Sanduhren sowie jene, die sich der brennbaren Materialen Öl oder Kerzenwachs und einer Skala bedienten.
Die erste Räderuhr soll der Mönch Gerbert (späterer Papst Sylvester II.) um das Jahr 1000 gebaut haben. Ab dem 14. Jahrhundert hatten sich dann Räderuhren in Kirchtürmen und Rathäusern durchgesetzt. Angezeigt wurden aber nur die Stunden.
Chronometer für das Handgelenk ab 1860
Minutenzeiger wurden das erste Mal 1573 zur Präzisierung der Zeiteinheiten auf dem Ziffernblatt montiert – da gab es bereits erste tragbare Uhren für Reisende. Der Sekundenzeiger gesellte sich drei Jahrzehnte später bei den Taschenuhren dazu. Und Chronometer extra für das Handgelenk wurden ab 1860 in größeren Mengen hergestellt.
Der Siegezug der klassischen Armbanduhren mit automatischem Aufzug begann 1920, in den 70er Jahren kamen dann die Quarzuhren auf. Vor allem Hersteller in der Schweiz produzieren seitdem die Uhrenwerke, die in hochpreisigen Nobelmarken verbaut werden.
Produktion in Essen-Kettwig
„So ab 1999 begann ich mich für Uhrenherstellung zu interessieren“, berichtet Ralf Lehr. Der Betriebswirt sollte eigentlich den elterlichen Textilbetrieb übernehmen, sammelte jedoch lieber anderswo Erfahrungen, unter anderem bei den Firmen Schiesser, Adidas und Gerry Weber.
Gemeinsam mit einem Teilhaber gründete er das Unternehmen Uhr-Kraft, das seither in Essen-Kettwig beheimatet ist und sich inzwischen unter den Uhrenherstellern international einen Namen gemacht – wegen seiner hohen Individualität.
Die vier Ur-Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer
„Der Name ist angelehnt an die Urkraft, also die Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer. Es ist die Kraft der Zeit, die wir repräsentieren“, erklärt Ralf Lehr. Wurden die Uhren zunächst im Ausland nach den Designentwürfen der Essener gefertigt, so liegt seit 2011 die Produktion zur Gänze im Ruhrgebiet, nur die Uhrwerke selbst kommen aus der Schweiz. „Jeder Kunde kann sich seine Uhr zusammenstellen – und unseren Uhrmachern über die Schulter schauen, wie das Ganze zusammengebaut wird.“
Noch spannender sei es aber, seine Uhr selbst zu bauen. Unter fachlicher Anleitung. In einem Tagesseminar werde den Teilnehmern gezeigt, wie ein mechanischer Zeitmesser funktioniert und wie die Präzisionswerkzeuge zu handhaben sind. Lehr: „Individueller kann es gar nicht sein. Da kommt kein Minicomputer gegen an.“
>> Uhren ganz individuell selbst zusammenbauen
Wer seine individuelle Uhr unter fachkundiger Anleitung selbst zusammenbauen möchte, kann dies in einem Uhrmacherkurs bei Uhr-Kraft lernen.
Anmeldung und weitere Infos über Preis und Prozedere unter Tel. 02054/1240556 oder über das Kontaktformular auf www.mein-uhrmacherkurs.com.