Herne. Reise in die Kindheit: Das bedeutet ihr Hobby für viele Kunststofffiguren-Sammler. Warum sie teils Hunderte Euro für eine Figur zahlen.

Angefangen hat alles auf dem Trödelmarkt. Stephan Kuckuck war damals noch ein junger Mann, als ihm auf dem Flohmarkt zwischen Blechdosen, Ledertaschen und Porzellan ein paar bunte Spielzeugfiguren von Cowboys und Rittern in die Hände fielen. "Dann hat mich irgendwie die Sammelgier gepackt", sagt er und deutet auf Kisten voller bunter Kunststofffiguren, die er auf dem Parkplatz vor den Flottmannhallen aufgebaut hat.

Genau wie 18 weitere Aussteller ist der Herner zur 50. Deutschen Kunststoffbörse gekommen. Zum zweiten Mal in diesem Jahr fand die Messe als Outdoor-Veranstaltung statt. Heute will Kuckuck seine Cowboys mit Pistolen auf Pferden, seine Ü-Ei-Figuren und die Dutzenden kleinen Soldaten allerdings wieder loswerden und ist nicht mehr auf der Jagd nach neuen Figuren. "Ich habe lange genug gesammelt, jetzt nutze ich das Geld lieber für Urlaub", sagt der 53-Jährige.

300 Euro für eine Figur

Schon mehr als 30 Mal hat er die Kunststofffigurenbörse besucht, kennt die Szene in- und auswendig, hat ein Gespür für den Seltenheitswert von den kleinen Plastikfiguren. "Man sammelt meist nach Hersteller, zum Beispiel alle Figuren von Timpo, Britains oder Elastolin", erklärt er. Die meisten Sammler seien Männer. "Alle etwas verkorkst, aber total sympathisch. Vom Angestellten bis zum Universitätsprofessor ist alles dabei", sagt Kuckuk.

Er selbst hat schon einmal knapp 300 Euro für eine Kunststofffigur, wenige Zentimeter groß, ausgegeben. "Das war ein römischer Standartenträger, eine meiner Lieblingsfiguren", sagt Kuckuck. Er selbst verkauft seine Sammelobjekte meist für Preise zwischen 50 Cent und 15 Euro. Originalverpackt seien die Figuren deutlich mehr wert. "Ich habe auch Figuren in Läden und im Internet gekauft. Die meisten stammen aus den 70er Jahren", sagt der Herner. 

Mehr als 50.000 Figuren

Warum es Spielzeugfiguren geworden sind und keine Briefmarken oder Blechschilder? "Ich finde das Sammeln von Spielzeugfiguren besonders lebendig, weil man mit den Figuren Szenen nachstellen kann - zum Beispiel in einer Berglandschaft oder mit Kutschen und Eisenbahnen", sagt er. Außerdem sei auch Kreativität gefragt: Manche Figuren hat Kuckuck selbst auseinandergebaut und neu zusammengesetzt oder selbst bemalt. 

Während er seiner Sammelleidenschaft nun ein Ende setzt, ist Sammler Detlef Heerbrand aus Meschede noch auf der Suche nach neuen Figuren. "Es fehlt immer etwas", sagt er. Er habe zwar bereits mehr als 50.000 Figuren, allein eine bestimmte Cowboy-Figur von Jean Höfler gäbe es aber in vier verschiedenen Farben. "Durch das Sammeln der Figuren kommen bei mir Kindheitserinnerungen wieder hoch", erklärt er. 

Faible für Starwars-Figuren

Auch für Thomas Hustadt hat das Sammeln weit mehr Bedeutung als das reine Besitzen von verschiedenen Figuren. "Ich sammele teilweise mit meinem Sohn zusammen, das verbindet Generationen", sagt er. Außerdem gebe es eine richtige Kunststofffigurenszene, die sich auf den Börsen immer wieder treffe.

"Man kann sich in eine bestimmte Richtung spezialisieren, das ist sehr vielfältig. Ich habe ein besonderes Faible für Lego und Starwars-Figuren und insgesamt bestimmt schon mehrere tausend Euro ausgegeben", verrät er. Wenn er sich etwas Teures kaufe, gebe er dafür aber wieder etwa anderes ab. "Ich habe zuhause einen komplett "vitrinisierten" Raum, dort bewahre ich alles auf", erklärt er.

Auswirkungen von Corona

Fündig geworden ist er dafür bereits: Neben einer Wühlkiste mit Schlümpfen hat Hustadt einen Playmobilritter und zwei Pelikane entdeckt. "Ich brauche aber von der Playmobilfigur nur den Kopf, um ihn auf eine andere Figur zu setzen", sagt er.

Die Corona-Krise hat die Sammler nicht von ihrer Leidenschaft abgehalten. "Im Gegenteil sie hat sich positiv ausgewirkt, denn jetzt ist ja viel mehr Zeit dagesessen", sagt Veranstalter Peter Bergner. Das Geschäft habe sich aber teilweise ins Internet verlagert. Am Samstag, 3. Juli, war der Andrang deshalb noch nicht so groß wie üblich: 19 Aussteller boten ihre Ware an den Flottmannhallen an - üblicherweise sind es etwa 50. 

Nächster Termin im Dezember

Die Kunststofffigurenbörse fand am Samstag, 3. Juli, auf dem Außengelände der Flottmannhallen an der Straße des Bohrhammers 5 statt. Eine Maskenpflicht herrschte nicht. 

Die Sammler aus ganz Deutschland treffen sich üblicherweise im Kulturzentrum am Willi-Pohlmann-Platz 1. 

Ein weiterer Termin ist im Dezember geplant, Informationen dazu gibt es unter www.ksfb.de. Dort finden sich auch Informationen über angebotene Ware, Eintrittspreise und Standpläne.