Herne. Einige Städte führen ab Mitte Januar in Kitas PCR-Tests ein, Herne setzt aber weiter auf Selbsttests. Das kritisiert eine Kita-Leiterin scharf.
Angesichts der zu erwartenden Omikron-Welle setzen einige Städte in NRW - wie beispielsweise Essen - ab Mitte Januar auch in den Kitas auf PCR-Testungen per Lolli-Test. Diese finden allerdings – anders als in den Grundschulen – auf freiwilliger Basis statt. Die Stadt Herne hat sich gegen dieses Modell entscheiden und möchte auch weiter auf Selbsttests setzen. Das kritisiert eine Kita-Leiterin aus Herne scharf.
„Die Selbsttests stoßen bei den Eltern der Kita-Kinder auf eine hohe Resonanz und sie werden gut akzeptiert und frequentiert“, erläutert Stadtsprecher Christoph Hüsken die Entscheidung der Stadt gegen die PCR-Tests. „Es besteht daher bereits jetzt eine hohe Testdichte, so dass wir dieses bewährte und erfolgreiche System wie die meisten Kommunen bis auf Weiteres beibehalten. Bislang hatten wir in den Kitas zudem beherrschbare Infektionsgeschehen.“ Am Montag verzeichnete die Stadt vier durch PCR-Tests bestätigte Infektionen und drei positive Schnelltests bei den Kita-Kindern. Betroffen seien fünf Einrichtungen.
Kitas: Neuer Lollitest soll bei Omikron besser anschlagen
Hüsken weist darauf hin, dass die PCR-Tests in den Kitas nur freiwillig wären und die neuen Antigen-Lolli-Tests laut Ankündigung des NRW-Familienministeriums omikron-sensibel seien. „Die Lieferung von Antigen-Lolli-Tests wird so ausgeweitet, dass die Kinder dreimal in der Woche von den Eltern getestet werden könnten“, so Hüsken. Einige Kommunen verzichteten auf die Lieferung dieses Lolli-Antigen Tests des Landes und erbäten einen Zuschuss zum selbst angeschafften PCR-Pool-Test. „Die Stadt Herne gehört jedoch nicht zu diesen Kommunen.“ Zudem reichten nach Einschätzung des Ministers die Kapazitäten der Labore in NRW zu einer flächendeckenden Umsetzung der PCR-Pool-Tests nicht aus, so der Stadtsprecher weiter.
„Wir sollten alles tun, um mehr Sicherheit zu gewährleisten und dazu zählen auch PCR-Tests in den Kitas“, sagt Livia Leichner, Leiterin der Kita des evangelischen Familienzentrums Dreifaltigkeit. „Überall sind Tests verpflichtend, nur in den Tageseinrichtungen nicht – warum? Ich verstehe das nicht!“ Denn gerade die kleinen Kinder seien bei der hoch ansteckenden Omikron-Variante besonders gefährdet, da die meisten nicht geimpft seien und auch eng miteinander spielten.
Kita-Leiterin: „Aufwand von Tests ist überschaubar“
Während viel über die Sicherheit in Schulen diskutiert werde, finde die Situation in den Kitas zu wenig Beachtung. Allein an die Vernunft der Eltern zu appellieren, dass sie ihre Kinder freiwillig zu Hause testen, sei zu wenig. Deshalb hat sie nach einigen Corona-Fällen in ihrer Kita schon angefangen, dass die Eltern dreimal wöchentlich unterschreiben müssen, dass sie ihr Kind getestet haben. Wirklich sicher fühle man sich dennoch nicht – zumal die Erfahrung gezeigt habe, dass die Selbsttests „sehr sehr unsicher“ seien.
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Dass die Durchführung der Lolli-Pooltests in der Kita zu Problemen führen könnte, sieht Leichner nicht. „Die Einzigen, die wirklich ein Problem damit haben, sind die Erwachsenen“, sagt sie. Der Aufwand solcher Testungen in der Kita sei überschaubar und eine Sache von fünf Minuten, so ihre Einschätzung – auch wenn die U3-Kinder dabei natürlich Hilfe bräuchten. Für das Mehr an Sicherheit für Tests, die in Laboren ausgewertet werden, wären sie und ihre Mitarbeiter aber gerne bereit, den Aufwand in Kauf zu nehmen.
Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kitas des Evangelischen Kirchenkreises, hat da etwas mehr Bedenken: „Wir sind skeptisch, ob wir das mit den Kapazitäten, die uns zur Verfügung stehen, wirklich umsetzen können.“ Schließlich seien die Kita-Kinder in der Entwicklung nicht mit Schulkindern gleichzusetzen und die richtige Durchführung der Tests entscheidend für ein zuverlässiges Ergebnis.
Quarantänen würden bei PCR-Pooltests häufiger
Die Awo als Träger zeigt sich generell offen für alle Maßnahmen, „die für ein größeres Sicherheitsgefühl in unseren Einrichtungen sorgen können und zur Eindämmung der Pandemie beitragen“, teilt Sprecher Christopher Becker mit. Eines müsse bei einer möglichen Einführung flächendeckender Pool-Testungen aber feststehen: „Da aus Datenschutzgründen zunächst der gesamte Pool ausgewertet wird, kann es zu größeren Quarantänemaßnahmen kommen, bis einzelne Testergebnisse vorliegen.“
Zudem gebe es derzeit einige Diskussionen mit Eltern über gruppenscharfe Trennungen. „Diese können wir zu den Kernzeiten auch vornehmen. Für die Randzeiten früh morgens und spät nachmittags bräuchte es jedoch ebenfalls eine Landesverordnung zur Reduzierung der Betreuungsstunden, wie zu Anfang der Pandemie geschehen“, so Becker. Auch die Stadt und die evangelischen und katholischen Kitas arbeiten weiter gruppenübergreifend, da es anders personell nicht möglich sei.
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„Uns ist mulmig zumute“, sagt Kita-Leiterin Livia Leichner. Schließlich hätten sich zum Jahresende schon vier Mitarbeiter trotz doppelter Impfung infiziert. Inzwischen seien zwar alle geboostert, aber das schütze ja nicht vor der Erkrankung. „Ich bin nicht entspannter als im letzten Jahr, ich ziehe ein bisschen den Kopf ein, wie es jetzt nach den Weihnachtsferien weitergeht, wo doch viele auch verreist waren“, so Leichner. Soweit es die personelle Situation zulasse, sei ihr aber eines für die Kinder und auch die Eltern wichtig: „Die Kitas müssen geöffnet bleiben.“
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Mehr Testungen zum Schulbeginn
• Die Schulen sind mit neuen Regeln beim Testen gestartet. Grund- und Förderschüler geben ab jetzt zwei mal wöchentlich zwei Proben ab: eine für den Pool und ein individuelles Stäbchen. Dieses wird im Labor nur dann ausgewertet, wenn der Pooltest positiv ist. So müssen Eltern nicht extra einen Einzeltest an der Schule abgeben.
• An den weiterführenden Schulen werden nun wieder alle Kinder und Jugendlichen dreimal wöchentlich getestet, auch wenn sie bereits geimpft oder genesen sind. Am Montag sollten die Kinder aller Jahrgänge in der ersten Stunde einmal getestet werden.