Herne. Das St. Anna-Hospital in Herne war eine der ersten Kliniken, die Speiserörentumore minimal-invasiv operierte. Eine Patienten (78) blickt zurück.
Die Jahreswende - das ist die Zeit, in der sich die Menschen ein „frohes neues Jahr“ wünschen. Auch Marianne Spaan erhält diese Wünsche. Für die heute 78-Jährige sind sie etwas Besonderes, wie schon in den vergangenen Jahren. Der Grund: Vor neun Jahren erhielt sie die Diagnose Speiseröhrenkrebs. Dass sie gesund und tumorfrei lebt, hat sie einer damals jungen Operationstechnik im St. Anna-Hospital zu verdanken.
Um diesen Zeitraum von neun Jahren einordnen zu können, muss man zurückblenden: Dass irgendetwas nicht stimmt, hatte Marianne Spaan schon ein Jahr vor der Diagnose festgestellt. Wenn sie heiße oder kalte Getränke schluckte, spürte sie ein Brennen in der Speiseröhre. Spaan suchte Rat bei einem niedergelassenen Gastroenterologen, doch die Untersuchungen, die dieser durchführte blieben zunächst ohne Befund. Erst ein Jahr später, als sich Spaan wegen erneuter Beschwerden durchleuchten ließ, stießen die Ärzte auf die Ursache: Speiseröhrenkrebs.
Patienten profitieren enorm von der minimal-invasiven Operation
„Die Diagnose war ein Schock für meinen Mann und mich“, so Spaan im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Ihr Arzt empfahl ihr für die weitere Behandlung Dr. Nurettin Albayrak im St. Anna Hospital in Wanne. Der sei ein Spezialist. Marianne und Wilhelm Spaan folgten diesem Rat. „Es war die beste Entscheidung“, erzählen sie in der Rückschau.
Albayrak war - und ist - ein Spezialist auf dem Gebiet der Speiseröhrenchirurgie, weil er als einer der ersten minimal-invasive Operationstechniken anwendete. Als Marianne Spaan ins Krankenhaus kam, waren eigentlich noch offene Operationen der Standard bei der Entfernung von Speiseröhrentumoren. Doch diese sind mit einer Reihe von Problemen und möglichen Komplikationen verbunden. So müsse neben einem bis zu 30 Zentimeter langen Schnitt im Brustraum die Rippen kaputt gemacht werden, erzählt Albayrak, außerdem bestehe die Gefahr eines Lungeninfekts. Letzteres war gerade für Marianne Spaan ein Risiko, denn sie hatte eine Vorerkrankung an der Lunge.
Herner Chirurg hat den Eingriff mehr als 100 mal durchgeführt
Nurettin Albayrak wandte als einer der ersten Chirurgen bundesweit ein vollständig minimal-invasives Verfahren an. Dabei sind nur kleine Einschnitte von etwa einem Zentimeter im Bauch- und Brustraum erforderlich, durch die die Operationsinstrumente in den Körper eingeführt werden. „Die Patienten profitieren enorm“, so Albayrak, der seit 21 Jahren als Chirurg am Anna-Hospital tätig ist. Marianne Spaan habe schon nach elf Tagen tumorfrei das Krankenhaus verlassen können, zum Vergleich: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt in Deutschland bei etwa 30 Tagen. Durch die kleinen Wunden haben Patienten weniger Schmerzen, der Genesungsprozess schreitet wesentlich schneller voran als bei offenen Operationen.
Wie außergewöhnlich die Technik damals war, offenbart die Tatsache, dass sich Ärzte, bei denen Marianne Spaan in der Folgezeit war, sich den Operationsbericht sofort kopiert hätten. Mittlerweile habe sich die Methode zum Standard entwickelt, so Albayrak, nach mehr als 100 minimal-invasiv entfernten Speiseröhren habe er so viel Erfahrung, dass er die Operationszeit von acht bis zehn Stunden auf fünf bis sechs habe reduzieren können. Die große Expertise spiegelt sich auch in der Tatsache, dass die Klinik ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Speiseröhrenkrebszentrum ist - obwohl das Anna-Hospital keine Uni-Klinik ist.
Vorfreude auf die Diamantene Hochzeit
Mit der erfolgreichen Operation konnte der Chirurg Marianne Spaan auch einen sehnlichen Wunsch erfüllen. Sie wollte unbedingt noch die Goldene Hochzeit mit ihrem Mann feiern. Ein Jahr nach der Operation fand die Feier tatsächlich statt - und als Überraschungsgast tauchte Dr. Albayrak auf. Nun, neun Jahre nach der Operation hat Marianne Spaan nur wenige Einschränkungen, es geht ihr sehr gut. Deshalb hat sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann das nächste Ziel gesetzt: In zwei Jahren möchten sie Diamantene Hochzeit feiern - wieder mit Dr. Albayrak.
>>> OP AUCH MIT ROBOTER-UNTERSTÜTZUNG
■ Die Operationstechnik schreitet immer weiter voran. So wurde vor wenigen Monaten am Marien Hospital Herne eine Speiseröhre minimalinvasiv und roboterassistiert operiert.
■ Neben Herne werde diese roboterassistierte Operation in der Region nur noch in Köln und in Dortmund angeboten