Herne. Die Weihnachtskonzerte des Gospelprojekts fanden statt, trotz mehrerer Corona-Fälle in der Vorwoche. Wieso der Krisenstab nun alarmiert ist.

„Christmas Promise“ – unter diesem Titel hat der Verein Gospelprojekt Ruhr in Herne auch in diesem Jahr wieder zu seinen Weihnachtskonzerten eingeladen. Am vierten Adventwochenende fanden die sechs Konzerte statt; eines am Freitag, drei am Samstag und zwei weitere am Sonntag. Die Veranstalter zeigten sich im Nachgang zufrieden (wir berichteten). Nun werden aber Vorwürfe an der Konzertreihe laut. Daniela Stefanski (34), die Mutter einer Zehnjährigen, bezeichnet die Veranstalter als „unverantwortlich“, den Umgang mit dem Coronavirus als „verharmlosend“.

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Rückblick: Daniela Stefanskis Tochter nimmt am 10. Dezember an einem sogenannten „Friday Light“ des Gospelprojekts teil, eine wöchentliche Veranstaltung der Gesangsgruppe „Spotlight Kids“. An diesem Abend sind 54 Kinder in der Ruhrstadtarena versammelt. Die Zehnjährige zeigt zwei Tage später für das Coronavirus typische Symptome: Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Halskratzen. Am 15.12. wird sie positiv getestet. Mittlerweile ist klar: Es handelt sich um die Omikron-Variante. An diesem Tag haben sich nachweislich insgesamt sieben Menschen mit dem Coronavirus infiziert, zwei davon mit der Omikron-Variante. Das teilt Stadtsprecherin Nina-Maria Haupt am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage mit.

Strenge Hygieneauflagen während der Weihnachtskonzerte

„In dieser Zeit hatten wir täglich Kontakt mit dem Gesundheitsamt“, erzählt Daniela Stefanski. Die Kontakte sollten nachverfolgt werden können. „Meine Tochter sollte unter anderem von den Abläufen dort erzählen, zum Beispiel wie sehr dort auf Abstand geachtet wird.“ Christa Merle, Leiterin des Gospelprojekts, versichert: „Alle Kinder, die im Anschluss an das ‘Friday Light’ positiv getestet worden sind, waren seitdem nicht mehr bei uns in der Ruhrstadtarena.“ Die sechs Konzerte haben allesamt unter Einhaltung strenger Hygieneauflagen stattgefunden, alle Beteiligten mussten einen tagesaktuellen, negativen Coronatest vorlegen. Bei den Veranstaltungen und Proben vorab habe man sich auf die Testungen in den Schulen verlassen.

„Mit den tagesaktuellen Tests konnten wir Infektionen ausschließen“, sagt Merle. Dennoch habe sie täglich gebangt, ob die Konzerte stattfinden können. „Das war für uns eine Abwägung zwischen den Tatsachen und unserem Ziel, die Menschen in dieser Zeit zu bestärken.“ Dass die Konzerte bei einem aktuell positiven Coronafall abgesagt worden wären, sei für sie selbstverständlich. „Glücklicherweise ist es dazu nicht gekommen.“

Alle Teilnehmenden mussten vor der Teilnahme an den Konzerten einen tagesaktuellen, negativen Coronatest vorlegen.
Alle Teilnehmenden mussten vor der Teilnahme an den Konzerten einen tagesaktuellen, negativen Coronatest vorlegen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Krisenstab ist über Infektionsketten alarmiert

Daniela Stefanski setzt andere Maßstäbe: „In dem Moment, in dem ich positive Fälle habe, habe ich auch potenziell einige negativ getestete Überträger. Es ist mir unbegreiflich, wie man so eine Veranstaltung guten Gewissens verantworten kann.“ Die Stadt Herne teilt auf Nachfrage mit, dass über die sieben Fälle vom „Friday Light“ hinaus „aus dem Umfeld des Vereins vier positive Testergebnisse plus sieben Fälle der Omikron-Variante nachgewiesen sind“. Zu dem genauen Datum könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angabe machen, es sei aber noch vor dem 10. Dezember zu diesen Entwicklungen gekommen. Sämtliche Betroffene haben nicht an den Weihnachtskonzerten mitgewirkt. Auf weitere Testergebnisse werde noch gewartet. „Die Information über diese Infektionsketten hat den Krisenstab alarmiert“, so Stadtsprecherin Haupt.

Man stehe in engem Austausch zu den Veranstaltern, die ausgesagt haben, dass alle Coronaregeln bei den Weihnachtskonzerten eingehalten wurden. Nach aktuellen Erkenntnissen sei es bei den Weihnachtskonzerten trotz der großen Anzahl von Besucherinnen und Besuchern und Teilnehmenden zu keiner Infektion gekommen. „Die Stadt Herne wird weiterhin in engem Austausch mit dem Gospelprojekt Ruhr bleiben, um effektiv Infektionsketten zu durchbrechen“, heißt es weiter.

>>> Weihnachtskonzerte des Gospelprojekts

  • Das Gospelprojekt hat in diesem Jahr am vierten Adventswochenende sechs Weihnachtskonzerte veranstaltet. Auf der Bühne standen dabei rund 50 Kinder, mehrere Tanzgruppen sowie einige Solisten.
  • Im Publikum gab es 280 Plätze, alle Gäste mussten neben einem Impf- oder Genesenennachweis einen tagesaktuellen, negativen Corona-Test vorlegen. Die Eintrittskarten wurden für 24,80 Euro (ermäßigt 16,80 Euro) verkauft.