Herne. 2021 sollten in Herne alle Sirenen fertig sein, um die Bevölkerung im Katastrophenfall zu informieren. Daraus wird nichts. Das sind die Gründe.
Kommt es in Herne zu einem Katastrophenfall, dann heulen im Fall der Fälle überall in der Stadt Sirenen – soweit die Pläne. Seit fünf Jahren ist die Verwaltung mit dem flächendeckenden Aufbau der Warnanlagen beschäftigt, aber noch immer gibt es im Sirenennetz große Lücken. Anfang November war gerade mal die Hälfte der geplanten 26 Sirenen aufgestellt, im Dezember kamen zwei weitere hinzu. Immerhin: Im kommenden Jahr sollen dann (fast) alle weiteren folgen.
Mit den lauten Warntönen der Sirenen sollen Bürgerinnen und Bürger – so wie bereits im letzten Jahrhundert üblich – bei Naturkatastrophen, Hochwasser oder einem Störfall gewarnt werden. So könnten die Menschen schnell Schutz suchen und sich in den Medien oder über Warn-Apps wie Nina über die Lage informieren. Die erste neue Sirene wurde vor anderthalb Jahren an der Künstlerzeche Unser Fritz aufgebaut. Das war kein Zufall: Sie liege im Überschwemmungsgebiet der Emscher, erklärte Feuerwehrdezernent Frank Burbulla damals. Vor Wetterkapriolen wolle die Stadt als erstes warnen, denn die hätten deutlich zugenommen. Eine andere Sirene war sogar schon seit Jahren einsatzfähig: die auf dem Cranger Kirmesplatz.
Herne: Stadt musste immer wieder neue Standorte finden
Nach und nach sollten dann bis Ende dieses Jahres alle weiteren Sirenen aufgebaut werden. Das klappt nicht. Grund sei vor allem Corona, sagte Feuerwehr-Mitarbeiter Benjamin Grunau zuletzt im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung. Konkret: Die Corona-Pandemie habe nicht vor der Firma Halt gemacht, die die Sirenen aufstellt. Soll heißen: Mitarbeiter seien krank geworden, Anlagen deshalb nicht installiert worden. Mal eben auf eine andere Firma umzuschwenken, auch das sei nicht möglich gewesen, vor allem deshalb nicht, weil nun viele Städte die Anlagen aufbauen: „Es gibt in Deutschland nicht ganz so viele Hersteller, die Sirenen aufbauen können.“
Nicht zuletzt musste die Stadt in den vergangenen Jahren immer wieder neue Standorte suchen. Ob Pumpwerk Röhlinghausen, Grete-Fährmann-Seniorenzentrum, Emschertal-Berufskolleg oder Realschule Crange: Viele Standorte hätten sich als ungeeignet herausgestellt oder müssten noch um- oder neugebaut werden, entsprechend müssen neue Standorte gefunden werden. Das Problem dabei: Auch die Sirenen an den neuen Orten müssen dafür sorgen, dass es in der Stadt einen lückenlosen Krach gibt.
Sirenenwarntag zeigte, dass das System funktioniert
Bis Ende 2022 sollen immerhin 22 der 26 geplanten Sirenen aufgestellt sein, berichtete Feuerwehr-Mitarbeiter Grunau der Politik. 2023 soll eine weitere an der Grundschule Forellstraße installiert werden, die am Lackmanns Hof neu gebaut wird, 2024 die nächste an der neuen Feuerwehr-Hauptwache an der Werkshallenstraße in Horsthausen, anschließend eine an der Grundschule Claudiusstraße, die von Grund auf saniert und erweitert wird; ein Datum für die Aufstellung nennt die Stadt aber noch nicht. Und dann muss noch ein ganz neuer Standort gefunden werden: Der bislang geplante an der Holthauser Straße, im ländlichen Bezirk Sodingen an der Grenze zu Bochum, sei ungeeignet. „Wir haben noch keinen Alternativstandort gefunden“, sagte Grunau.
Den Verantwortlichen der Stadt Herne scheint die Verzögerung keine Bauchschmerzen zu bereiten, und auch in der Politik, die darüber informiert wurde, gab es kein Stirnrunzeln. Das lag vielleicht auch daran, dass Feuerwehr-Mann Grunau mit einer positiven Nachricht nicht hinter dem Berg hielt: Am Sirenen-Warntag, an dem sich Herne im September 2020 beteiligte, hätten drei Sirenen geheult. Man habe dabei feststellen können, dass das System funktioniere. Und auch wenn noch nicht alle Anlagen installiert seien: Bewohnerinnen und Bewohner könnten auch weiter entfernte Sirenen hören – und wären entsprechend gewarnt.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Das sind die Sirenensignale
Bei Gefahren gibt es einen Heulton (auf- und abschwellend). Ist die Gefahr vorbei, folgt eine Entwarnung (Dauerton). Bei Probealarmen, die künftig regelmäßig durchgeführt werden sollen, gibt es eine Kombination aus den Tönen (Entwarnung - Warnung - Entwarnung).
Es sei auch möglich, die Feuerwehrleute selbst mit Sirenen zu informieren (Dauerton, zweimal unterbrochen), diesen Service wolle die Feuerwehr aber nicht nutzen. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr in Herne würden per Funkalarm informiert.