Herne. Wie kann die Internationale Technologiewelt an den ÖPNV in Herne angebunden werden? Ein Herner hat nun seine Ideen zusammengefasst.

Auf der Zechenbrache General Blumenthal soll eine Internationale Technologiewelt entstehen: Der Rat gab im Sommer 2020 grünes Licht für den Start der umfangreichen Planungsarbeiten. Laut ersten Planungen ist eine Seilbahn von der Technologiewelt in Richtung Wanner Innenstadt geplant. Aber gibt es noch Alternativen zur Anbindung an den ÖPNV? Und wie können die Gleise des direkt benachbarten Hauptbahnhofs genutzt werden?

Diese und viele weitere Fragen hat sich Horst Lautenschläger gestellt und Antworten gefunden. In einer kleinen Broschüre hat der 69-Jährige, der seit zwei Jahren Mitglied bei den Herner Grünen ist, seine Ideen zusammengefasst und der Stadtplanung übergeben, „bisher habe ich aber noch kein Feedback bekommen“, sagt Lautenschläger.

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Anlass für die ausgiebige Befassung mit den Themen „Blumenthal“ und „Verkehrswende“ sei die Sorge gewesen, „ob Kommunalpolitik und Regionalverwaltung das Richtige tun, wenn sie das eine ohne das andere zu denken und dabei sogar das dritte – die Klimavorsorge – zu vergessen scheinen“, heißt es in der Einleitung der Broschüre. In dieser vertiefe er seine Einwendungen, die er bereits am 3. September bei der Stadt vorgelegt hat. „Wir sympathisieren mit der Idee, Forschungseinrichtungen in Herne anzusiedeln, die unserer Region helfen, die Zukunft unserer Kinder zu sichern“, heißt es weiter. „Jedoch halten wir es für untragbar, dass neuer Verkehr entstehen soll, der weiter den Straßenraum unserer Stadt missbraucht und gleichzeitig unserem Klima schadet.“

Herner: Existierende Straßenbahnverbindung kann genutzt werden

Der Herner Horst Lautenschläger (Grüne) hat Ideen für die Anbindung an die Internationale Technologiewelt entwickelt.
Der Herner Horst Lautenschläger (Grüne) hat Ideen für die Anbindung an die Internationale Technologiewelt entwickelt. © Lautenschläger

Der „Missbrauch von Straßenraum“ durch steigenden Autoverkehr könne überwunden werden, wenn eine kommunal organisierte Direktanbindung des Geländes an den ÖPNV entstehe. Zwar beinhalte die derzeitige Planung eine Idee zur Installation einer Seilbahn, welche die Gleisanlagen der Deutschen Bahn überbrücken soll. Allerdings gebe es keinerlei erhärtete Erkenntnisse über Machbarkeit und Nutzen.

Laut Lautenschläger gibt es verschiedene Alternativen und weitere Ideen – hier nur eine kleine Auswahl: Unter anderem könne die bereits existierende Straßenbahnverbindung 306 genutzt werden. Sie biete eine „hervorragende“ Ausgangslage. Möglich wäre laut Lautenschläger eine Anbindung durch eine kurze Untertunnelung der Gleisanlagen am Hauptbahnhof von Wanne-Eickel. Auch das Fahrrad soll künftig nicht nur als Freizeitgerät reduziert, sondern als Mittel für den Berufsverkehr genutzt werden. Im Fahrradwegeplan der Stadt Herne sei „bezeichnenderweise“ ein Anschluss der ITW an das Netz nicht vorgesehen. „Wir empfehlen dringend, dass die Planung eine gute Anbindung an die Radwegeverbindungen vorsieht“. Eine seiner neusten Ideen, die noch nicht Einzug in die Broschüre gefunden hat: Ein Tunnel, der bereits unter dem Hauptbahnhof existiere, könne reaktiviert und weiter ausgebaut werden. So könnten Besucherinnen und Besucher der ITW unterhalb des Hauptbahnhofs mit einem Förderband, wie man es von Flughäfen kennt, transportiert werden.

Herner war ehrenamtlich bei Amnesty International tätig

„Mit unseren Ausführungen möchten wir helfen, notwendige planerische Vorfestlegungen mit gebotener Weitsicht zu treffen. Denn nichts wäre dümmer, als später sagen zu müssen: ‘Ach hätten wir das doch vorher gewusst’.“ In einem nächsten Schritt will Lautenschläger mit verschiedenen Institutionen ins Gespräch kommen und gemeinsam weitere Ideen erarbeiten – er nennt unter anderem die lokalen Verkehrsbetriebe, die Stadtplanung und die Bochumer Hochschule Georg Agricola.

Durch seine berufliche Laufbahn habe er reichlich Kontakte in die Logistikbranche. Aber auch zu wissen, wie er ein Problem angehen, mit den richtigen Leuten sprechen und Strategien erarbeiten müsse, habe er in seinem Job und bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei Amnesty International gelernt. „Man muss beharrlich sein“, sagt er. „Wenn man weiß, dass eine Idee gut ist, dann muss man nur lange genug dran bleiben.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Die ITW

Auf der Fläche am Hauptbahnhof in Wanne-Eickel wird unter dem Projekttitel „International Technology World Herne“ eine gewerbliche Entwicklung mit technologischem Schwerpunkt geplant.

Das Nutzungsspektrum umfasst die Bereiche Hochschule, Forschung und Entwicklung, Handwerk, Büronutzung, Kongress, Hotel und Gastronomie. Der Rat der Stadt Herne hat am 23. Juni vergangenen Jahres einen Grundsatzbeschluss zu der Entwicklungsabsicht gefasst.