Herne. Die Reise in frühere Zeiten hat in Herne mit dem Mittelaltermarkt Tradition. Nun findet er erstmals als mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt.

Die Zeitreise in frühere Zeiten hat in Herne mit dem Mittelaltermarkt Tradition. Nun findet er bis zum 19. Dezember erstmals als mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt. Die Herner WAZ hat sich umgeschaut.

Historische Gruppen aus ganz Deutschland lagern vor der Kulisse des 778 Jahre alten Wasserschlosses in Herne – Händler und Handwerker wie Schmiede, Schneider, Drechsler, Seifensieder, Weber, Bader, Löffelschnitzer und viele andere geben Einblick in längst ausgestorbene Berufe des Mittelalters.

Eine besondere Attraktion für Jung und Alt bieten die Bogenschießturniere, bei denen sich die Marktbesucher beweisen können. Für Musik sorgen verschiedene mittelalterliche Gruppen, wie die „Streuner“ oder „Rapauken“. In rund 50 Hütten und Zelten, die im Park aufgestellt werden, wird gehandelt, gefeilscht und gearbeitet. Ganz wie in der guten alten Zeit der Rittersleut zu Strünkede.

Im Schlosshof gibt es allerlei handgefertigte Waren

Beim Betreten des Mittelaltermarkts taucht man ein in die Welt des 6. bis 15. Jahrhunderts sei es das Handwerk oder Speis und Trank. Menschen in mittelalterlich anmutenden Gewändern laufen herum. „Ich bin ein großer Fantasy-Fan“, sagt Betty Finke. Die 66-jährige trägt einen dunkelbraunen Mantel und ein Fuchsfell um den Hals. Für viele ein nostalgisches Ritual, für andere ist das Gewand aber viel mehr: „Unsere Gewänder halten uns warm, wir tragen mehrere Schichten“, sagt Sabine Brüssing. Sie trägt ebenfalls einen braunen Mantel. Darunter trägt sie ein blaues, seidenes Oberteil und eine Hose. „Ich fühle mich wohl in der Kleidung. Es ist mehr als nur ein Kostüm, denn wir gehen so auch gerne durch die Stadt, die Mode früher war einfach schöner“, erklärt die 61-jährige.

Besucher Engelbert III. von der Mark alias Michael Mummenhoff ist ein Anhänger des Mittelalters.
Besucher Engelbert III. von der Mark alias Michael Mummenhoff ist ein Anhänger des Mittelalters. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Eine Schalmei erklingt, und vom Stand des Garbräters zieht Würstchenduft durch den Park. Es duftet nach Brot, Lederwaren, Holz, Glühwein und Feuer. Musiker, Gaukler und Stelzenläufer finden sich auf den Wegen im Park. Aus der Ferne vernimmt man schon die heitere mittelalterliche Musik, die zum Singen und Staunen einlädt. Das mittelalterliche Ambiente wird unterstrichen von festlichen Wappengirlanden und leuchtenden Sternen in den Bäumen. Im Innenhof des Schloß Strünkede finden Besucher allerlei handgefertigte Waren: Waffen, Naturseife, Lederwaren, Felle, Holzwerkzeug, Gewänder. Feuerschalen helfen am Abend, um der Kälte zu trotzen.

Der mittelalterlichen Winter war eine schwierige Zeit für die Bevölkerung

Der mittelalterliche Winter zeichnet sich aus durch kurze Tage, lange Nächte und eisige Kälte. Der Winter war eine bittere Zeit für die Bevölkerung, vor allem für jene, die nur über notdürftige Kleidung und unzureichende Behausung verfügten. Sie fanden nur in der Nähe des Viehs oder des Herdfeuers ein wenig Wärme. Die Kleidung spielte eine große Rolle, so Antje Fröck. Die 52-Jährige sitzt an einem Webstuhl. Behutsam fädelt sie die Fäden ein, dann tritt sie auf ein Pedal und zieht den Faden von rechts nach links, und die Weberei geht wie von selbst. Auf dem Mittelaltermarkt werden auch Schafsfelle verkauft. Früher trugen die Leute Felle oder schliefen auf ihnen, um der Kälte zu trotzen.

Jessica Wittig, Gaby Bügler und Katharina Laurich (v.l.) am Grill. Heiße und fettreiche Speisen hielten die Menschen im Mittelalter im Winter warm.
Jessica Wittig, Gaby Bügler und Katharina Laurich (v.l.) am Grill. Heiße und fettreiche Speisen hielten die Menschen im Mittelalter im Winter warm. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ein paar Stände weiter verkauft Nicole Ebert verschiedenste Gewänder. „Früher wurden Stoffe in die Dörfer gebracht, und daraus haben meistens die Frauen Kleidung genäht. Preiswerter war es natürlich, die Sachen der Älteren den jüngeren zu übergeben.“ Besonders warm hielt im Winter Wolle, das sei praktisch gewesen, da die meisten Leute früher Schafe besaßen, so Ebert.

Michael Mummenholt ist verkleidet als Engelbert der Dritte aus Hamm. Seine rot-weiß karierte Mütze und das Gelbe Gewand spiegeln die Stadtfarben von Hamm, erklärt der 58-jährige. „Ich bin sehr geschichtsinteressiert und es macht mir Spaß mich zu verkleiden.“ Er weiß: Im Mittelalter seien zahlreiche Menschen Hungersnöten und Kriegen ausgesetzt gewesen. Wölfe wanderten schlichen um die Häuser. Zur Verteidigung fertigten sich die Menschen Waffen an, wie in der Schmiede auf dem Mittelaltermarkt. Um sich warmzuhalten eigneten sich heiße, fettreiche Speisen, besonders wurde Braten empfohlen.

>>> ÖFFNUNGSZEITEN UND PREISE

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 14 bis 20 Uhr; Freitag 17. Dezember, 14 bis 21 Uhr; Samstag 18. Dezember, 11 bis 21 Uhr; Sonntag 19. Dezember, 12 bis 19 Uhr;

Eintrittspreise: Montag bis Donnerstag 3 Euro für Erwachsene, Kinder 2 Euro; Freitag, Samstag und Sonntag: 5 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder;

■ Es gilt 2G und Maskenpflicht in Warteschlangen.