Das Mittelalter-Spektakel im Schlosspark Strünkede lockte wieder zahlreiche Besucher nach Herne. Die Aussteller versuchen, ihre Arbeiten zu rekonstruieren.

  • Mittelalter-Spektakel im Schlosspark Strünkede wieder ein Erfolg
  • Händler und Aussteller versuchen alte Arbeiten ins Heute zu bringen
  • Handwerkskunst, die ausgestorben ist, wird wiederbelebt

Das jährliche Mittelalter-Spektakel im Schlosspark Strünkede brachte am vergangenen Wochenende wieder viele Gaukler, Ritter und Handwerker nach Herne.

Der Bäcker

Ein Handwerk was früher wie auch heute unverzichtbar für die Menschen war, ist das des Bäckers. So backt die Hobbybäckerin Agnieszka Schneider mittlerweile zum fünften Mal mit ihrem Stand auf dem Mittelalterfest. „Aufgrund der vielen Vorschriften können wir nicht so backen wie im Mittelalter. Aber wir versuchen dem so nahe wie möglich zu kommen“, so die Bäckerin. So nah wie möglich bedeutet, alles mit der Hand zu bearbeiten, im Holzfeuer zu backen und vor allem keine Zusatzstoffe zu verwenden. Seit 14 Jahren tingelt Agnieszka von einem mittelalterlichen Fest zum nächsten und staunt immer wieder über das Interesse der Menschen an diese vergangene Zeit.

Vom Essen allein konnten die Menschen nicht überleben, weshalb ein wichtiges Handwerk auf keinem mittelalterlichem Fest fehlen darf: die Metsiederei.

Der Metmann

„Met ist das indogermanische Wort für Honig, weshalb man zu Met auch Honigbier sagt“, erklärt der Metmann Alfred Kaenders. Er ist mit seinem Metstand so gut wie das gesamte Jahr auf Festivals und Mittelaltermärkten unterwegs. „Früher hatte ich auf Festivals einen Stand mit selbstkreierten Parfüms; doch nach meinen ersten Stand auf einem Mittelaltermarkt habe ich mich entschieden, keine Parfüms mehr anzubieten“, erzählt er. Er habe auf einem Mittelaltermarkt Met getrunken, was ihm nicht schmeckte, und da wollte er es besser machen. „Mein Großvater hat in meiner Kindheit Met gesiebt. Daher wusste ich, wie Met schmecken kann.“ So fing er an sein eigenes Met zu brauen. „Nach drei Jahren hatte ich mein erstes Honigbier, was verkaufsfähig war – mittlerweile biete ich um die 100 verschiedene Sorten an: von fruchtig über kräuterig bis hin zu ausgefallenen Sorten, wie Lebkuchen-Met“, sagt Kaenders voller Stolz.

Auch wenn er mit seinem Met auf vielen Mittelaltermärkten sei, so möchte er nicht in jener Zeit leben: „All die Krankheiten, Kriege und kurze Lebenserwartung lässt diese Zeit nicht reizvoll erscheinen. Allerdings hat unsere heutige Zeit auch so ihre Tücken. So ist heutzutage alles zu schnelllebig und zu unpersönlich“.

Das Mittelalter-Spektakel bot nicht nur allerlei zu Essen und zu Trinken an. Neben Verkaufsständen konnten Besucher einiges selbst herstellen. So zum Beispiel Amulette aus Zinn.

Der Zinngießer

„Ich kriege das eh nicht hin“, sagt Bianca aus Herne, kurz bevor sie ihr Amulett gießen darf. Sichtlich nervös lässt sie sich alles von Olaf Boigk erklären und gießt dann das heiße Zinn in die Form. Nach wenigen Sekunden zeigt sich, dass die Besorgnis umsonst gewesen ist, denn das Amulett kommt geradezu perfekt aus der Form.

Das Mittelalter-Fest mit Feuershows, Ritterturnieren und Konzerten ist keine Rekonstruktion der damaligen Zeit, aber es wird eine besondere Atmosphäre auf die Besucher übertragen. Und das scheinen sie zu genießen. Denn nicht umsonst ist und bleibt das Mittelalter-Spektakel eine der best besuchtesten Veranstaltungen in Herne.