Herne. Die Entwicklung der Corona-Zahlen sei furchterregend, sagt Hernes OB Frank Dudda. Er fordert deshalb einen nationalen oder NRW-weiten Impfgipfel.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) fordert einen nationalen Impfgipfel oder mindestens einen NRW-Impfgipfel. Das sei das „Gebot der Stunde“ angesichts der explodierenden Corona-Zahlen: „Die Entwicklung ist furchterregend“, sagt er zur WAZ. Bei dem Gipfel müssten Maßnahmen auf den Tisch, um die vierte Welle zu brechen. Die Ergebnisse des Bund-Länder-Gesprächs in der vergangenen Woche, die nun in einer neue Corona-Schutzverordnung münden sollen, reichten dafür bei Weitem nicht aus, kritisiert Dudda. In Herne, aber auch in ganz NRW müssten nun alle Anstrengungen unternommen werden, um bayerische Verhältnisse zu verhindern. Dort gibt es in Kommunen und Kreisen nicht nur Inzidenzen über 1000: „Die Krankenhäuser steuern auf eine Triage zu.“
Der OB rechnet auch in Herne mit weiter steigenden Corona-Zahlen. Am Montag vor einer Woche lag die 7-Tage-Inzidenz bei 167,6, an diesem Montag bereits bei 237,0. So hoch war sie erst einmal während der Pandemie: in der Woche vor Weihnachten im vergangenen Jahr, bevor sie Heiligabend auf 309,4 kletterte. Wie stark die Inzidenz nun weiter steigt, sei überhaupt noch nicht abzusehen: „Aktuell haben wir nichts, um die Inzidenz zu durchbrechen.“
Herne braucht weitere 120.000 Corona-Impfungen
Das Wichtigste sei nun, die Impflücke zu schließen, sagt Dudda. In Herne seien rund 80 Prozent der Menschen vollständig geimpft, das sei im bundesweiten Vergleich ein sehr guter Wert, reiche aber nicht aus. Weitere rund 6000 Erstimpfungen müssten dringend her, nicht zuletzt müssten zudem die bereits Geimpften in den kommenden Wochen und Monaten geboostert werden: „Wir müssen nun 120.000 Impfungen auf den Weg bringen.“ Darin noch gar nicht eingeschlossenen seien die bis zu 17.500 Kinderimpfungen, die in Kürze ebenfalls starten sollen.
Wie das gehen soll, wisse er nicht – auch nicht nach dem Bund-Länder-Gespräch. Das Land habe die Impfzentren Ende September schließen lassen, so auch das im Gysenberg. Das, kritisiert der OB, sei eine „organisierte Verantwortungslosigkeit“ gewesen, denn jetzt fehlten die Kapazitäten für die vielen Impfungen, die nötig seien, um durch den Winter zu kommen. Das Impfzentrum jetzt mal eben wiedereröffnen, wie es beispielsweise Gesundheitsminister Spahn zuletzt angestoßen hatte, sei keine Option, stellt der 58-Jährige klar. Es dauere fünf Wochen, um es wieder einzurichten und die Impfungen zu organisierten. Das sei viel zu lange, um die vierte Welle zu durchbrechen.
Die Stadt tue deshalb, was sie könne: Bei den mobilen Impfaktionen – zuletzt am Sonntag beim Cranger Weihnachtszauber – hätten allein von Freitag bis Sonntag 2000 Menschen einen Piks erhalten. Für die Beteiligten sei das „eine ungeheure Kraftanstrengung“ gewesen, und auch wenn die Resonanz der Menschen groß sei, so seien das doch auch nur „Trippelschritte“.
OB Dudda fordert 10-Punkte-Plan als Sofortmaßnahme
Deshalb fordert der OB besagten nationalen oder landesweiten Impfgipfel, um Sofortmaßnahmen zu besprechen und einzuleiten. Daran teilnehmen sollten unter anderem die kommunalen Spitzenverbände und die Kassenärztlichen Vereinigungen. Dabei müsse Klartext gesprochen und am Ende für die Kommunen und Städte ein 10-Punkte-Plan als „Wellenbrecher“ aufgestellt werden. Aufgezeigt werden müsse dabei insbesondere auch, wer alles mit impft, zum Beispiel Ärzte im Ruhestand, Apotheker oder Mediziner im Krankenhaus. Auch müsse gesagt werden, wie viele Ärzte Städte wie Herne für mobile Impfaktionen zusätzlich bekommen könne.
Darauf will die Stadt aber nicht warten. Sie lädt für den kommenden Mittwoch, 22. November, zu einem Herner Impfgipfel ein. Krisenstab und Koordierende Covid-Impfeinheit (KoCI) wollen dabei gemeinsam mit Ärzten sowie Vertretern von Krankenhäusern und Apotheken ausloten, wie noch mehr Hernerinnen und Herner schnellstmöglich geimpft und geboostert werden können. Dudda zweifelt, dass die niedergelassenen Ärzte, wie zuletzt angekündigt, diesen Kraftakt alleine stemmen könnten, auch wenn sie schon fleißig impften, darunter auch schon welche am Samstag. Er wisse ja noch nicht einmal, welche Hausärzte in Herne überhaupt gegen Corona impften, ärgert sich der OB.