Herne. Großer Andrang bei der Tour durch den Gysenberg: Auf experimentelle Weise zeigte eine Biologin, was im Revierpark in Zukunft passiert.
Was haben eine Motte und eine Fruchtfliege mit dem Umbau des Herner Gysenbergparks zu tun? Jede Menge. Jedenfalls, wenn es um den neuen "Bionik-Mechanik"-Spielplatz nahe des Haupteingangs geht. Hier wird nämlich Umweltbildung im Mittelpunkt stehen - und das beim Rutschen, Wippen und Schaukeln.
"Die Kinder können zum Beispiel beim Wippen etwas über das Drehmoment lernen und beim Rutschen etwas über das Weg-Zeit-Gesetz", sagt Biologin Johanna Mines. Die Fruchtfliege werde als Vorbild für Computeralgorithmen vorgestellt und die Augen der Motte als Vorlage für Smartphone-Displays.
Fokus auf Umweltbildung
In zwei Touren führte die Biologin am Wochenende von der Biostation-Ruhr-Ost je 20 Hernerinnen und Herner durch den Gysenbergpark. Ziel: Erlebbar machen, was hinter der kommenden "ökologischen und nutzerfreundlichen Aufwertung" steckt, die im kommenden Frühjahr in die Bauphase geht. "Als der Park 1970 als erster Revierpark in Nordrhein-Westfalen angelegt wurde, stand der Freizeitaspekt im Vordergrund", erklärt Mines.
Nun werde der Fokus besonders auf Umweltbildung gelegt. Neben dem "Bionik-Mechanik"-Spielplatz werden künftig auch ein Naturlehrpfad mit Informationen über Pflanzen, Hölzer und Tierspuren sowie ein Insekten-Loop über die Entwicklung eines Schmetterlings zur Umweltbildung beitragen.
Herner Revierpark wird barriereärmer
Teilhabe spielte schon vor 51 Jahren eine große Rolle - und tut es auch weiterhin. "Insgesamt wird der Gysenbergpark barrierearmer, es gibt mehr Rampen und weniger Treppen", kündigt Mines an. Spielplätze böten in Zukunft auch Geräte, die mit Rollstühlen nutzbar seien. Der Kletterturm, der sich aktuell noch parallel zur Sodinger Straße befindet, werde abgebaut.
Er soll einem neuen Zugang weichen, daneben entsteht der "Bionik-Mechanik"-Spielplatz. "Der Gysenbergpark soll von der Sodinger Straße aus sichtbarer werden", erklärt Mines. Für Sportmöglichkeiten ist aber weiterhin ausreichend gesorgt: In den Umbaumitteln ist eine Outdoorfitnessanlage ebenso vorgesehen wie ein "Pumptrack", befahrbar mit Bobbycar ebenso wie mit Mountainbike.
Anschauliche Artenvielfalt
Wieso eine gesteigerte Artenvielfalt essentiell ist, erklärte Mines ebenfalls auf anschauliche Weise. "Wer ist bereit, Jacke und Schuhe auszuziehen?", fragt sie in die Runde. Iris Brockmann, Mitarbeiterin vom Regionalverband Ruhr (RVR) erklärt sich bereit. Wackelnd auf einem Podest stehend, wurde sie zum lebenden Anschauungsobjekt.
"Ohne Jacke pfeift der Wind ganz schön", gab Brockmann zu. Dass das auch auf den Wald zutrifft, konnte Mines erklären: "Der Waldrand besteht aus Waldmantel, Strauchgürtel und Krautsaum", erklärte die Biologin und ließ Brockmann nach und nach wieder ankleiden.
Neue Generation im Park
"Ich erinnere mich noch, wie ich hier Mitte der 70er mit meiner Tochter spazieren gegangen bin", sagt Teilnehmerin Margitte Dorau. Die Spielgeräte auf historischen Fotos habe sie alle wiedererkannt.
Dass es in Zukunft anstelle eines Wasserspielplatzes einen "Bionik-Mechanik"-Spielplatz gibt, findet die Hernerin aber überhaupt nicht schlimm: "Ich trauere den alten Spielgeräten nicht nach. Die neuen Attraktionen sind perfekt für die Enkelgeneration."
Umbau mit EU-Mitteln
• Der Gysenbergpark ist einer von insgesamt fünf Revierparks in NRW. Weitere Revierparks befinden sich in Duisburg, Oberhausen, Gelsenkirchen-Essen und Dortmund.
• Die Kosten für den Umbau und die Sanierung des Parks belaufen sich auf 5 bis 6 Millionen Euro. 80 Prozent werden von der Europäischen Union und dem Land NRW getragen. Der RVR übernimmt zwanzig Prozent der Kosten.