Herne. Zwei Herner Fraktionen gehen auf Klausurtagung. Und: Wie spricht man im Ausschuss eigentlich die Sitzungsleitung an? Hier unser „Politgeflüster“.

Warum die Fraktionen von SPD und CDU kürzlich dem Ruhrgebiet den Rücken gekehrt haben und warum es manchmal Probleme gibt, Ausschussvorsitzende richtig anzusprechen.

In Klausur

Was ist eigentlich mit Deutschland los?! Die Nationalelf schießt neun Tore und verabschiedet einen Weltmeister-Trainer, doch alle Welt spricht nur über den Karo-Mantel von Mats Hummels. Gut, dass es das Politgeflüster gibt, das den Fokus auf die wirklich wichtigen Fragen lenkt. Zum Beispiel: In welchen Hotels haben die Herner Ratsfraktionen von SPD und CDU am vergangenen Wochenende ihre Klausurtagungen durchgeführt? Also: Die Union residierte im Campus Garden in Iserlohn, die SPD im Relaxa Hotel in Ratingen. Im Vergleich: Anreise aus Herne (Google Maps): CDU 40 Minuten, SPD 40 Minuten. Zimmerpreis (laut booking.com): Relaxa ab 79 Euro, Campus Garden ab 79 Euro. Bewertung (laut hotel.de): Relaxa 7,8 Punkte - gut, Campus Garden 8,2 - sehr gut.

Viele Politiker, noch mehr Pflastersteine: CDU-Vertreter aus dem Herner Rat und den Bezirken bei der Klausurtagung in Iserlohn.
Viele Politiker, noch mehr Pflastersteine: CDU-Vertreter aus dem Herner Rat und den Bezirken bei der Klausurtagung in Iserlohn. © Unbekannt | CDU

Zu den Inhalten: Die SPD befasste sich schwerpunktmäßig mit den Themen Finanzen, Mobilität und Schule, die CDU erarbeitete auf ihrer „Antragsklausurtagung“ rund 25 konkrete Anträge und Anfragen, so war zu hören. Und warum tagen Fraktionen überhaupt an Wochenenden in Hotels und bleiben nicht einfach in Herne? „Die Teilnehmer können da nicht weg“, sagt ein prominenter Herner Stadtverordneter zur WAZ und meint damit wohl: Es kann konzentrierter gearbeitet werden. Auch die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls dürfte eine Rolle spielen. Klausurtagungen können aber auch Gefahren bergen - insbesondere fürs Spitzenpersonal: In Gelsenkirchen soll mal ein Oberbürgermeister abgesägt worden sein, nachdem er bei einer SPD-Klausurtagung zu Bett gegangen war. Auch wenn die Stimmungslage in den Herner Ratsfraktionen von SPD und CDU seit der Kommunalwahl 2020 nicht die allerbeste sein soll: Am vergangenen Wochenende ist niemand entmacht worden. Und ob Ratsmitglieder durch besondere Outfits aufgefallen sind, berichten wird dann im nächsten Politgeflüster.

Herr Vorsitzender

Leitete ausnahmsweise den Stadtplanungsausschuss: SPD-Ratsfrau Elisabeth Majchrzak-Frensel.
Leitete ausnahmsweise den Stadtplanungsausschuss: SPD-Ratsfrau Elisabeth Majchrzak-Frensel. © Unbekannt | SPD

Hier geht’s heute zunächst mal um besondere Anreden. Dass es Ausschussvorsitzende gibt, die regelmäßig ihre Kollegen falsch ansprechen, darüber haben wir schon geschrieben (der Klassiker: „Frau van der Beck“ statt „Frau von der Beck“). Im Ausschuss für Stadtplanung war nun aber die Ausschussvorsitzende selbst die Leidtragende. Weil Ulrich Syberg (SPD) verhindert war, sprang Parteifreundin Elisabeth Majchrzak-Frensel ein und leitete die Sitzung. Wiederholt wurde sie bei Wortmeldungen von verschiedener Seite als „Herr Vorsitzender“ angesprochen, darunter von FDP-Chef Thomas Bloch. Den Vogel schoss aber Dezernent Karlheinz Friedrichs ab, der sie mit „Meine Vorsitzende“ ansprach. Majchrzak-Frensel nahm’s jeweils gelassen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zumindest nach außen hin nicht: Es ist nur ein Gerücht, dass sie direkt nach der Sitzung Ulrich Syberg anrief und ihm mitteilte, nie wieder seine Vertretung zu übernehmen.