Herne. Das Landesprogramm zur Stärkung der Innenstädte geht nun auch in Herne in die Umsetzung. Zwei Instrumente stehen besonders im Mittelpunkt.

Das Landesprogramm zur Stärkung der Innenstädte geht nun auch in Herne in die Umsetzung. Im Mittelpunkt stehen sogenannte Pop-up-Stores, aber auch Leerstandsmanagement.

Zur Erinnerung: Unter dem Eindruck der Coronakrise, die den Einzelhandel in den Städten neben der Konkurrenz durch den Onlinehandel zusätzlich unter Druck brachte, legte das Bauministerium 2020 ein Programm auf, das der Verödung der Innenstädte entgegen wirken soll. Die Förderung läuft 24 Monate. Herne erhielt 300.000 Euro aus dem Fördertopf, um in Wanne und Herne Maßnahmen umzusetzen, die den Leerständen entgegenwirken. „Mit dem Programm soll neues Leben in die Innenstädte gebracht werden, und es sollen positive Signale gesetzt werden“, so Michael Böhm, Sprecher der Herner Wirtschaftsförderung, die das Projekt koordiniert.

Dieses Ladenlokal am Robert-Brauner-Platz steht leer, seitdem das Baubüro für die Neuen Höfe ausgezogen ist.
Dieses Ladenlokal am Robert-Brauner-Platz steht leer, seitdem das Baubüro für die Neuen Höfe ausgezogen ist. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ein Element des Programms sind die sogenannten Pop-up-Stores. Diese sollen sprichwörtlich Raum für Experimente geben, und im Idealfall festigt sich das Konzept in den zwei Jahren so gut, dass es nach dem Auslauf der Förderung auf eigenen finanziellen Beinen stehen kann. Denn das sind die Rahmenbedingungen: Der Vermieter verzichtet auf 30 Prozent der Kaltmiete, 20 Prozent (plus Nebenkosten) trägt der neue Mieter, den Rest tragen das Land (40 Prozent) und Stadt (10 Prozent).

Pop-up-Stores als Nachwuchsförderung für Handel und Gastronomie

Neben der finanziellen Hilfe werden die wagemutigen Händler mit Rat und Tat begleitet. Dafür konnte die WFG das Beratungsunternehmen Schneider + Straten gewinnen. Die ist nicht nur in anderen Städten an der Projektdurchführung beteiligt, Gisbert Schneider hat in der Vergangenheit auch bereits auf der Wanner Hauptstraße neue Händler für Ladenlokale gewinnen können.

Das Pop-up-Konzept sei eine Nachwuchsförderung für Handel und Gastronomie, so Schneider. Durch das Förderprogramm hätten sowohl Eigentümer als auch Mieter für zwei Jahre ein geringes Risiko, so Projektmanagerin Manuela Sommer. Ab sofort können sich Interessierten bewerben. Es würde genügen, eine übersichtliche Konzeptidee formlos einzuschicken (Mail an: sommer@schneiderstraten.de). Eine Rückmeldung würde schnell erfolgen. Die Konzepte sollen die Handelsmischung in Wanne und Herne abwechslungsreicher und individueller machen. Sommer: „Wir wollen eine Bereicherung.“ Eine Expertenrunde wird eine Auswahl treffen.

Erste Eigentümer geben positive Signale

Allerdings wird die Förderung nur für Ladenlokale bis zu einer Größe von 300 Quadratmeter gewährt, und es kommen nur Ladenlokale auf der Hauptstraße und der Bahnhofstraße in Frage. Die Mittel des Programms reichen aus, um drei Geschäfte in Herne zu fördern und zwei Wanne. Gisbert Schneider hat in Herne sieben Ladenlokale ermittelt, die in Frage kommen, in Wanne allerdings nur eins. Das liege daran, dass es in dem entsprechenden Bereich keinen Leerstand gebe. Doch beim Objekt in Wanne habe der Eigentümer schon signalisiert, mitzumachen, auch in Herne gebe es positive Signale.

Gisbert Schneider hat bereits neue Mieter für Ladenlokale auf der Hauptstraße in Wanne gefunden.
Gisbert Schneider hat bereits neue Mieter für Ladenlokale auf der Hauptstraße in Wanne gefunden. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Schneider und Sommer leisten aber auch Basisarbeit: Sie haben damit begonnen, Leerstände zu ermitteln und die entsprechenden Eigentümer zu kontaktieren, um herauszufinden, warum ein Ladenlokal leer steht. „Wir unterstützen die Eigentümer mit unserer riesigen Datenbank. Wir können ja analysieren, welcher der 2000 Filialisten in Deutschland in einer bestimmten Stadt für eine bestimmte Straße in Frage kommt“, so Schneider. Alle Gründe, die einen Leerstand manifestieren, wolle man aus dem Weg räumen. Schneider und Sommer sehen ihre Aufgabe aber auch darin, die Bestandsmieter in den Innenstädten zu betreuen, um bei Problemen zwischen Eigentümer und Mieter zu moderieren. Ziel sei es, in Zukunft mal mit jedem Eigentümer und jedem Mieter gesprochen zu haben und die Vertragslaufzeiten zu kennen. Doch dies sei im Projektzeitraum nicht zu realisieren.

Generell sieht Gisbert Schneider die Leerstands-Situation in Herne-Mitte nicht als dramatisch an, eine Studie habe zudem ergeben, dass der Einzelhandel die Bahnhofstraße als „gutes Pflaster“ bewertet. Aber man dürfe die Leerstände nicht auf die leichte Schulter nehmen, sie müssten bearbeitet und minimiert werden. Man benötige für jedes Ladenlokal eine Strategie.

>>> WEITERES LANDESPROGRAMM GEGEN LEERSTAND

■ Die Stadt Herne kämpft auch von einer anderen Seite gegen Leerstände.

■ Sie hat Mittel aus einem Modellvorhaben des Landes beantragt. Titel: Dauerhafte Umnutzung von leerstehenden Ladenlokalen.

■ Das Ziel: Ladenlokale, die keine Nachmieter mehr finden, sollen ganz verschwinden. Immobilienbesitzer sollen einen Anreiz erhalten, Ladenlokale, die keine Chance mehr auf Vermietung haben, umzubauen.