Herne. Für Corona-Tests müssen die meisten Bürger nun selbst aufkommen. Wie sich das auf die Zahl der Impfwilligen in Herne auswirkt.

Seit 11. Oktober müssen die meisten Bürgerinnen und Bürger ihren Corona-Schnelltest selbst bezahlen. Wer zum Beispiel ins Restaurant, ins Schwimmbad oder zu Veranstaltungen gehen möchte und nicht geimpft oder genesen ist, braucht ein negatives Testergebnis. Sorgt diese Änderung nun dafür, dass sich mehr Menschen in Herne doch für eine Impfung entscheiden?

Ein Blick auf die Impfberichte der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), die immer montags veröffentlicht werden, zeigt: Die Zahl der Erstgeimpften ist von 11. bis 18. Oktober nicht signifikant gestiegen. In diesem Zeitraum haben 359 Hernerinnen und Herne eine erste Impfung bekommen. Im Vergleichszeitraum vom 4. bis 11. Oktober erhielten 334 Personen ihre Erstimpfung. Wieder eine Woche zuvor waren es sogar noch 689.

Herne: Viele wollen die Booster-Impfung

Markus Bruckhaus-Walter praktiziert in Herne als Hausarzt.
Markus Bruckhaus-Walter praktiziert in Herne als Hausarzt. © Bruckhaus-Walter

Größer als die Nachfrage nach dem ersten Piks ist inzwischen die nach der Booster-Impfung. So wurden zwischen dem 4. und 11. Oktober 474 Menschen zum dritten mal geimpft. Für Stadtsprecher Christoph Hüsken ist das vor allem ein Zeichen dafür, dass die Quote der Erstimpfungen in Herne schon sehr gut sei. Er berichtet außerdem, dass sich bei den mobilen Aktionen von Stadt und DRK zuletzt regelmäßig rund 100 Impfwillige eingefunden hätten: „Das ist ein hohes Niveau, aber nicht höher als in den letzten Wochen.“

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Auch Hausarzt Markus Bruckhaus-Walter hat keine gestiegene Impfbereitschaft beobachtet. Stattdessen würden die Patienten unzuverlässiger: „Früher wurden Impftermine zu 99 Prozent wahrgenommen, jetzt fallen sie zu zehn bis fünfzehn Prozent aus, ohne dass die Leute absagen.“ Den Grund sieht er auch in dem gestiegenen Angebot an mobilen Teams, die überall im Stadtgebiet impften.

Herner Hausarzt: Erstimpfung nur noch bei gezielter Ansprache

Erstimpfungen gebe es bei ihm fast nur noch auf direkte Ansprache des Patienten hin, sagt Bruckhaus-Walter. Stark nachgefragt sei dagegen die Booster-Impfung. „25 Prozent der Leute lassen vorher in einem Antikörper-Test ihre Titer bestimmen“, berichtet der Allgemeinmediziner.

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Hausärztin Andrea Reimann hat in ihrer Praxis ähnliche Beobachtungen gemacht: Nur wenige lassen sich noch zur Erstimpfung überreden, viele wollen den Booster. Im Impfzentrum allerdings, wo sie bis zur Schließung gearbeitet hat, hat die Medizinerin aber anderes erlebt: „Da saßen schon einige junge Leute mit wenig begeisterter Miene, die gesagt haben: ‘Ich muss mich impfen lassen, sonst wird es zu teuer’.“

Dass Patienten nun gezielt nach Attesten für eine Impfbefreiung fragen, erleben die beiden Ärzte indes eher nicht. „Dafür gibt es aber auch klare Vorgaben, die auf die allermeisten Menschen nicht zutreffen“, betont Reimann.