Gelsenkirchen. Wer lange geimpft ist, fragt in Gelsenkirchen häufiger nach Antikörper-Tests. KVWL-Sprecher hält die Tests nicht für erforderlich.

Immer mehr Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener, die bereits vor Monaten gegen das Coronavirus geimpft worden sind, wollen wissen, wie stark sie noch geschützt sind – und ob eine Drittimpfung für sie sinnvoll wäre. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) rät allerdings nicht zu den in der Regel rund 20 Euro teuren Antikörper-Tests, wie Dr. Klaus Rembrink, Vorsitzender der KVWL in Gelsenkirchen im Gespräch mit der WAZ erklärt.

„Diese Tests reichen nicht aus, um bestimmen zu können, ob jemand ausreichend gegen das Coronavirus geschützt ist. Mit den Antikörpertest kann man zwar gut feststellen, ob es eine stille Infektion gab, aber als Methode um den Impfschutz bestimmen zu können, ist dieser Test allein ungeeignet“, so Rembrink. Man sei gut darin beraten, sich bei Drittimpfungen und Antikörpernachweisen an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu halten.

„Keine eindeutige Aussage zur Infektiosität oder zum Immunstatus“

Auch das RKI weist darauf hin, dass ein Antikörpertest „keine eindeutige Aussage zur Infektiosität oder zum Immunstatus“ zulasse. Das heißt: Ein solcher Test gibt keine deutliche Antwort darauf, wie gut die getestete Person auch nach einer Impfung tatsächlich geschützt ist. Ob eine Booster-Impfung notwendig ist, lässt sich nach Auffassung des RKI mit den Tests also nicht klären: Niedrige Konzentrationen von Antikörpern bedeuten demnach noch nicht, dass jemand wirklich gefährdet ist.

Die Stiko empfiehlt die Drittimpfung deshalb auch nicht etwa denjenigen, bei denen das Antikörper-Testergebnis auffällig war, sondern pauschal für manche Gruppen. „Im höheren Alter fällt die Immunantwort nach der Impfung insgesamt geringer aus und Impfdurchbrüche können häufiger auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen“, heißt es in den jüngst aktualisierten Impf-Empfehlungen. Deshalb wird die Drittimpfung vor allem Personen im Alter von über 70 Jahren sowie Menschen nahegelegt, die mit ihnen in Kontakt stehen – also Pflegepersonal und Bewohner in Alteneinrichtungen, auch wenn diese jünger sind.

Booster-Impfung für Risikopatienten

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Auch Risikopatienten können eine dritte Impfung erhalten. Die Stiko empfiehlt sie auch Menschen mit Immun-Defekten oder Erkrankungen, bei denen das Immunsystem durch Medikamente beeinträchtigt wird. Ärzte in Gelsenkirchen erleben, dass viele vorerkrankte Patienten, die bei ihm einen Antikörper-Test verlangen, ohnehin eine Drittimpfung erhalten können.

„Vielmehr als über Antikörper-Tests sollten wir deswegen wieder über Erstimpfungen nachdenken“, meint etwa Dr. Stephan Becker, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Oberhausen. Hier gebe es weiterhin enorm viel zu tun: 185.426 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener haben den vollständigen Impfschutz, das ist eine Quote von rund 70 Prozent gemessen an der Gesamteinwohnerzahl Gelsenkirchens. In NRW liegt die Impfquote bei 68,7 Prozent vollständig Geimpfter. Mehr Dosen pro 100.000 Einwohner wurden bislang nur in Bremen, im Saarland und Schleswig-Holstein verimpft.