Herne. Herne startet in die Entwicklung des Masterplans Wasserlagen. Im Fokus stehen Wohnen, Gewerbe und Freizeit. Planung beginnt ohne Festlegung.

Anfang des Jahres hatte die Stadt angekündigt, dass sie verstärkt die Potenziale des Rhein-Herne-Kanals und der Emscher in den Blick nehmen will - mit einem Masterplan Wasserlagen. Nun startet der Prozess in die Umsetzung.

In der Rückschau könnte man sich fast wundern, dass die erst jetzt geschieht. Als sich Herne vor einigen Jahren - mit großer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger - einen neuen Stadt-Slogan gegeben hat, wurde das Wasser fester Bestandteil. Und schaut man noch weiter in die Vergangenheit - wie Stadtbaurat Karlheinz Friedrichs -, landet man in den Zeiten der Internationalen Bauausstellung, als Herne als „Zweistromland“ tituliert wurde. Doch handfeste Konzepte wurden in all den Jahren nicht entwickelt. Das soll nun Geschehen.

Hochwasserrisiken werden berücksichtigt

Dabei soll das Thema Wohnen eine zentrale Rolle spielen, aber auch Gewerbe und gerade die Freizeitmöglichkeiten, die die Herner Gewässer bieten. Oberbürgermeister Frank Dudda machte im Gespräch mit der Herner WAZ deutlich, dass dieser Masterplan keinesfalls bedeute, dass man die Stadt komplett zubauen wolle. Und bei allen zukünftigen Planungen sei man sich angesichts der Flutkatastrophe vor wenigen Monaten bewusst, dass Wasser nicht nur Anlass für Träume sein könne, sondern auch zum Alptraum werden kann. Deshalb werde man sich genau die Hochwasserrisiken anschauen.

Der „Grimberger Pier“ ist ein aktuelles Beispiel für eine geplante Wasserlage
Der „Grimberger Pier“ ist ein aktuelles Beispiel für eine geplante Wasserlage © Skiba

Wie das endgültige Konzept ausschaut, stehe voraussichtlich im Sommer des kommenden Jahres fest. Entwickeln wird es nicht die Stadt selbst, sie nutzt sich die Kompetenz der Planungsbüros Cityförster, Freiwurf und Plankom. Schaut man auf die Referenzen, offenbart sich, dass die Büros mit solchen Themen reichlich Erfahrung haben.

Die Vertreter der Büros machten im Gespräch mit der WAZ deutlich, dass sie bei einer ersten Bestandserhebung reichlich Potenziale in dem rund 1200 Hektar großen Gebiet entdeckt haben, in dem rund 21.600 Menschen leben. Und sie betonten, dass sie nicht einen Plan zeichnen würden, der alles festlegt, sondern dass man zunächst drei Denkrichtungen verfolge. Und die Planungsbüros zeichnen das Herner Bild am Wasser nicht nur in den schönsten Farben. Das Gebiet sei durch Straßen zerschnitten, es gebe soziale Missstände. All diese Faktoren müssten bei der zukünftigen Planung berücksichtigt werden.

Planungsbüros berücksichtigen eine Vielzahl an Faktoren

Und: Die einzelnen Bausteine dürften nie isoliert betrachtet werden, Wohnbauflächen müssten immer auch im Kontext mit Freiräumen betrachtet werden. Freiräume selbst müssten weiterentwickelt werden, weil sie heute immer mehr leisten müssten als in der Vergangenheit. Gerade in einer so dicht besiedelten Stadt wie Herne. Bei der Planung gebe es viele Graustufen, viele Faktoren müssten berücksichtigt werden, zum Beispiel der Nachhaltigkeit, Verkehrswende und ÖPNV-Anbindung. Wie komplex die Entwicklung einer Strategie sein kann, machten die Vertreter der Planungsbüros an folgenden Aspekten deutlich: So könne es im Zuge des Masterplans eine Rolle spielen, ob eine Kita erweitert werde oder ein Nahversorger an einen neuen Standort gehe.

Doch es stellt sich die Frage, ob bei den Planungen auf die entsprechenden Grundstücke zurückgegriffen werden kann. Die Stadt habe bereits mit den entscheidenden Akteuren gesprochen. Die hätten die Bereitschaft erkennen lassen, sich an dem Prozess zu beteiligen. Darüber hinaus sei man auch in der Nachbarschaft - in Herten und Recklinghausen - auf die Chancen des Masterplans aufmerksam geworden.

>>> BÜRGERBETEILIGUNG

■ Eine wichtige Rolle während des Prozesses soll die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger spielen. So soll es im Frühjahr 2022 zwei Workshops geben, um das Wissen, die Ideen und Bedenken von Bürgerschaft und Politik aufzunehmen.

■ Extra für diese Aufgabe ist das Büro Plankom an Bord. Es ist auf die Kommunikationsprozesse zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung spezialisiert.