Herne. Das Feldherrenviertel in Herne bekommt eine Quartiersmanagerin. Die Abwärtsspirale des Stadtteils soll damit gestoppt werden. Das ist geplant.

Lärm, Dreck, Raser, Konflikte mit Südosteuropäern: Die Liste der Probleme im Herner Feldherrenviertel ist laut Anwohnern lang. Seit einiger Zeit kämpfen sie gegen die Abwärtsspirale an. Erst Anfang des Jahres nahm Sozialarbeiterin Nadine Albrecht von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in einem Ladenlokal an der Horsthauser Straße ihre Arbeit auf.

Sie bekommt nun Unterstützung aus der Stadtverwaltung: Eine Quartiersmanagerin soll dafür sorgen, dass es weiter aufwärts geht. An zwei Tagen in der Woche werde die Quartiersmanagerin für jeweils drei Stunden in dem Büro der Awo im Einsatz sein, sagt Stadtrat Karlheinz Friedrichs.

Fördermittel für das Projekt gebe es keine, „deswegen freuen wir uns umso mehr, dass das trotz angespannter Haushaltslage geklappt hat“, sagt Udo Sobieski. Es sei wichtig, dass man vor Ort Präsenz zeige. „Das kann vielleicht auch ein Pilotprojekt für andere Stadtteile sein.“

Quartiersmanagerin in Herne soll Akteure miteinander verknüpfen

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Die Aufgaben der neuen Managerin, deren Name erst bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen am 15. September verkündet werden soll, seien zum einen, die Akteure im Stadtteil miteinander zu verknüpfen und zum anderen vor allem auch die kurzen Wege in die Verwaltung zu nutzen. Sie arbeite bereits jetzt in der Verwaltung, kenne deswegen die Abläufe und die Gesichter der Kollegen. So könnten Dinge auf dem kurzen Dienstweg geregelt werden, sagt Sobieski. Das sei ein entscheidender Vorteil. Aber auch für die Menschen vor Ort soll sie eine Ansprechperson sein.

Die Voraussetzungen dafür seien gegeben, sagt Gisbert Schlotzhauer von der Initiative Feldherrenviertel. „Es gibt bereits viele Akteure, die sich für den Stadtteil einsetzen – unter anderem aus dem Moscheeverein, den Sportvereinen oder dem Kleingartenverein.“

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Sein Leben lang lebt der Herner schon in dem Viertel, die Verschlechterung des Quartiers sei schleichend gekommen, sagt er. Ältere Wohnungen seien irgendwann nicht mehr in einem guten Zustand gewesen, dadurch seien sozial Schwächere zugezogen und alte Eigentümer hätten ihre Häuser in die Hände neuer Investoren gegeben. Diese hätten aber häufig kein Interesse am Stadtteil. Zudem seien viele Geschäfte, die es früher noch gab, nicht mehr da und auch ein kultureller Mittelpunkt fehle.

Herne: Junges Viertel mit vielen Problemen

Das Feldherrenviertel sei ein recht junges Quartier, trotzdem gebe es viele Probleme: So sei die Arbeitslosen- und auch die Jugendarbeitslosenquote höher als im Durchschnitt, auch der Anteil der Alleinerziehenden sei hoch, sagt Schlotzhauer. Es gebe viele Nachbarn mit Migrationshintergrund aus verschiedenen Ländern. „Die leben eigentlich alle sehr friedlich zusammen – nur die Südosteuropäer bereiten viele Probleme.“

Bezirksbürgermeister Mathias Grunert freut sich, dass die neue Quartiersmanagerin im Herner Feldherrenviertel in Kürze startet.
Bezirksbürgermeister Mathias Grunert freut sich, dass die neue Quartiersmanagerin im Herner Feldherrenviertel in Kürze startet. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Als „Inselleben“ beschreibt er das Zusammenleben im Quartier. Es finde viel statt, aber jede Gemeinschaft sei für sich. Ziel sei es, diese Gruppen weiter zusammenzuführen. Zudem soll durch die neue Quartiersmanagerin, die liebevoll als „Kümmerin“ von den Beteiligten bezeichnet wird, dafür sorgen, dass Nadine Albrecht wieder mehr Zeit für ihre eigentlichen Projekte habe. Momentan kämen viele Menschen mit ihren Problemen zu ihr, sagt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. „Durch die neue Mitarbeiterin kann Nadine Albrecht dann wieder mehr an konkreten Projekten im Stadtteil arbeiten.“

Die Daten, die die „Kümmerin“ in ihrer Zeit – die zunächst bis 2022 angesetzt ist – sammelt, sollen ausgewertet werden und dann als Datengrundlage dienen, um zukünftige Fördermittel abrufen zu können, „wenn sie denn dann zur Verfügung stehen“, sagt Grunert.

>>>Projekt „wir.horsthausen“

Anfang März gab die Awo Ruhr-Mitte den Startschuss für das „wir.horsthausen“ betitelte Projekt, das aus Mitteln der EU und des Landes gefördert und von der Sozialarbeiterin Nadine Albrecht geleitet wird.

Das Projekt war eigentlich nur bis Ende des Jahres angesetzt, sei nun aber um ein Jahr verlängert worden, sagt Marcel Schaaf, Geschäftsführer der Awo Ruhr-Mitte. Auch eine zusätzliche halbe Stelle soll ermöglicht werden.

Die Resonanz auf das Projekt sei sehr gut, sagt Schaaf. Es gebe eine große Bereitschaft, sich zu verknüpfen und Netzwerke zu bilden.