Herne. Die Mitglieder des Vereins „Hilfe für Samtpfoten und Co in Not“ nehmen Katzen auf, die kein Zuhause haben. So hilft eine Hernerin den Tieren.

Das Fiepsen, das die drei kleinen Fellknäulchen im Korb von sich geben ist noch recht zaghaft. Von gegenüber ist das Miauen schon fordernder. Die vier Kitten haben Hunger. Zeit für Nadine Afken, mit der Milchpipette anzurücken. Die Tierarzthelferin engagiert sich ehrenamtlich beim Verein „Hilfe für Samtpfoten und Co in Not“ und hat aktuell sechs Kitten in Pflege.

Eins nach dem anderen nimmt sie die winzigen Kätzchen aus ihrem Körbchen, säubert ihnen mit einem Wattepad den Popo und massiert ihnen während des Trinkens den Bauch. Abbey, Asha und Aik – so heißen die drei – sind gerade einmal neun Tage alt. Anfangs brauchten sei alle eineinhalb Stunden Milch, mittlerweile alle zwei bis drei. Gefunden wurden sie im Motorraum eines Autos, wo die Katzenmama sie abgelegt hat und nicht wieder gekommen ist. „Die hatten wirklich Glück, dass sie gefunden wurden“, sagt Nadine Afken.

Hernerin versorgt derzeit sechs Pflegekatzen

Gleiches gilt für Kiwi, sie ist schon drei Wochen alt und wartet ebenfalls ungeduldig auf ihre Milchration. „Sie wurde alleine in einem Schuppen gefunden, als der Sperrmüll entrümpelt werden sollte.“ Kiwi sei anfangs sehr nervös und ängstlich gewesen, sodass Nadine Afken ihr eine Stoffkatze kaufte, die sich erwärmen ließ und einen Herzschlag simuliert. „Auf der hat sie sich sofort eingekuschelt und wurde ruhiger.“ Eine kleine Quasselstrippe ist Kiwi aber trotzdem noch. Sobald die zweiwöchige Quarantäne für die Minis um ist, kann Kiwi auch mit ihnen zusammen sein.

Die Hernerin Nadine Afken engagiert sich ehrenamtlich im Tierschutz und betreut derzeit sechs Pflegekatzen – unter anderem diese beiden.
Die Hernerin Nadine Afken engagiert sich ehrenamtlich im Tierschutz und betreut derzeit sechs Pflegekatzen – unter anderem diese beiden. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Neben den vier Kleinen toben noch zwei weitere Pflegekätzchen durch die Wohnung – Tilo und Talia, acht Wochen alt. Ihre Mama sollte in geschützter Umgebung gebären – „sie war aber einfach zu jung, sodass die vier zu früh zur Welt kamen und die Mama viel zu wenig Milch hatte.“ Nadine Afken konnte nur Tilo und Talia retten.

Unkontrollierte Vermehrung: Herne Verein bemüht sich, Katzen zu kastrieren

„Viele bedenken nicht, dass so eine Geburt auch immer Risiken birgt“, sagt die Tierarzthelferin, die sich vor fünf Jahren dem Verein anschloss, und ärgert sich: „Die lassen ihre Katzen absichtlich unkastriert rumlaufen, weil Babys ja so süß sind.“ Aber keiner möchte so ein sterbendes Tierchen in den Händen halten. In diesem Jahr hat Nadine Afken vier Kitten verloren – „das zerrt schon an einem.“

Um die Zahl an streunenden Katzen und unkontrolliertem Nachwuchs einzudämmen, bemüht sich der Verein, die Tiere zu kastrieren. „Alle Fundtiere, die bei uns landen, werden zu gegebener Zeit kastriert.“ Auch bietet der Verein Aktionen an, bei denen Katzenhalter mit niedrigem Einkommen finanziell unterstützt werden, sodass die Katzen kastriert werden können. Für Wohnungskatzen sei es ohnehin entspannter, den Eingriff früh machen zu lassen.

Drei Pflegestellen in Herne – das reicht nicht aus

Die rund 20 Mitglieder mit insgesamt sechs Pflegestellen, davon drei in Herne, reichten aber bei weitem nicht aus, um alle Tiere zu pflegen. „Wir suchen dringend Menschen, die Katzen zu Hause aufnehmen und bis zur Vermittlung versorgen“, betont Afken. Der Verein stelle bei Bedarf Ausrüstung, erstatte Futter- und Streukosten. „Aber natürlich freuen wir uns über jeden, der selber etwas beisteuert, da wir ja rein spendenfinanziert sind.“

Viele der Katzen, um die sich Nadine Afken aus Herne kümmert, sind noch sehr klein.
Viele der Katzen, um die sich Nadine Afken aus Herne kümmert, sind noch sehr klein. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Versorgung berge einige Kosten – angefangen beim Tierarzt bis hin zu gutem Futter. Auch wenn sich die Vereinsmitglieder über Seminare fortbilden, bleiben die Handaufzuchten in Nadine Afkens Zuständigkeit. „Ich arbeite seit 27 Jahren beim Tierarzt und kann die Kleinen auch mit zur Arbeit nehmen. Vor allem dieses Jahr gebe es viele Kitten. „Ich hatte schon zehn und die meisten davon Mädels, das ist ungewöhnlich.“

Katzen brauchen einen Rückzugsort

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Sie bekomme so viele Anfragen, dass sie häufiger ablehnen musste. Deshalb werden dringend weitere Pflegestellen gesucht: „Man sollte einen Raum haben, in dem man die Katzen separieren kann, das brauchen sie als Rückzugsort“, beschreibt sie eine Voraussetzung. Die Ehrenamtlichen pflegen aber nicht nur Kitten, sondern auch ältere Katzen. Letztere bekommen einen Blutcheck und eine Zahnsanierung, bevor sie weitervermittelt werden.

Wie wichtig den Ehrenamtlichen das Wohl der Katzen ist, zeigt sich auch daran, dass sie ihre pelzigen Schützlinge nicht in Einzelhaltung vermitteln: „Katzen, vor allem Kitten, brauchen jemanden zum Spielen, Putzen und Kuscheln. Wir können keine andere Katze ersetzen.“ Häufig genug habe sie in der Tierarztpraxis stark zerkratzte Katzenhalter gesehen: „Das kann passieren, wenn die Katzen alleine sind und keine Alternativen zum Spielen haben.“

Herne: Katzen leben friedlich mit zwei Bulldoggen zusammen

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Wer ein Kätzchen aufnehmen möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass die Tiere Platz, Spielmöglichkeiten und einen Rückzugsort brauchen. Aber auch kleine Wohnungen lassen sich katzengerecht einrichten. Bei Handaufzuchten gibt es noch eine Besonderheit: „Die sollten keine Freigänger werden, weil sie einfach zu zutraulich sind.“

Bei Nadine Afken zieht die ganze Familie mit, betüddelt die Kleinen, baut Klettermöglichkeiten. Die Familie hat neben den Pflegetieren noch vier eigene – zwei Bulldoggen und zwei Maine-Coons. „Unsere Katzen gucken erst immer skeptisch, spielen aber mit den Kleinen sobald sie größer sind“, sagt Nadine Afken. Eine der Bulldoggen kuschelt und schleckt die Kätzchen. „Langweilig wird es nie, wenn die Kleinen hier rumteufeln.“

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Acht Katzen suchen ein Zuhause

  • Der Verein „Hilfe für Samtpfoten und Co in Not“ wurde 2013 gegründet und finanziert sich komplett über Spenden wie z.B. Namenspatenschaften.
  • Gesucht werden sowohl Engagierte, die eine Pflegestelle zur Verfügung stellen möchten, als auch Menschen, die den Fundkatzen ein dauerhaftes Zuhause geben möchten.
  • Unter www.hilfefuersamtpfoten.info gibt es weitere Infos, ebenso bei Facebook unter „Hilfe für Samtpfoten und Co in Not“. Dort sind auch die aktuell zu vermittelnden Tiere zu sehen.
  • Insgesamt suchen derzeit acht Kitten ein liebevolles neues Zuhause. Anfang November sind die Katzen bereit für den Umzug. Bis dahin sind sie zwei Mal geimpft, gechipt und entwurmt. Kennenlernbesuche sind ab sofort möglich.