Herne. Tiersammel-Sucht: Das Tierheim Herne-Wanne hat 30 völlig verwahrloste und unterernährte Katzen aus einer Ein-Zimmer-Wohnung gerettet.

Leidende Tiere haben die Mitarbeiter des Tierheims Herne-Wanne schon häufiger gesehen. Und dennoch liegt ihnen dieser Einsatz bis heute besonders schwer im Magen. Es ist der Dienstag der vergangenen Woche als eine Frau im Tierheim anruft und sagt, sie habe eine Auflage vom Veterinäramt bekommen und müsse ihre Katzen abgeben, erinnert sich Veronika Wolff, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Herne-Wanne.

Die Frau am Telefon gibt an, dass es sich um 30 Katzen handele. Eine Katzen-Mutter sei darunter mit sechs Babys, wovon vier aber bereits tot seien und zwei noch lebten. Sie wisse aber nicht, wie lange noch. Für die Mitarbeiter des Tierheims ist klar, dass sie schnell handeln müssen. Der Kontakt zum Veterinäramt macht deutlich, dass dieses sich an die Auflagen halten muss. „Bis zum 3. Dezember hat die Frau Zeit, die Katzen abzuschaffen“, sagt Veronika Wolff und ärgert sich über das Tierschutzgesetz. „Das bringt nichts.“

34 Katzen lebten in Herne-Horsthausen in einem Zimmer


Kurzerhand macht sich die Leiterin des Katzenhauses, Mercedes Schmidt, selbst mit einer Mitarbeiterin auf den Weg nach Horsthausen. Dort finden sie in einem Mehrfamilienhaus eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung mit Balkon voll gestellt mit lauter Kratzbäumen. „Wasser haben unsere Leute keines gesehen, es wurde nicht regelmäßig gefüttert.“ Als etwas Trockenfutter in die Mitte des Raums geworfen wird, stürzen sich insgesamt 34 Katzen darauf.


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Die Katzen waren zum Großteil völlig ausgehungert.
Die Katzen waren zum Großteil völlig ausgehungert. © Unbekannt | Tierheim Herne-Wanne


Die Frau „mittleren Alters“ sei völlig überfordert gewesen, sagt Veronika Wolff. Sie habe die Katzen über Kleinanzeigen gefunden und aufgenommen, weil die vorherigen Besitzer sie loswerden wollten. „Sie wollte ihnen helfen und dachte, bei ihr in der Wohnung geht es ihnen gut.“ Sie habe es vom Grund her nicht schlecht gemeint, habe dann aber, wie so häufig bei der Tiersammel-Sucht, dem Animal Hoarding, den Bezug zur Realität verloren, so Wolff.

30 Katzen davon übergibt die Besitzerin freiwillig an das Tierheim, stopft dabei teilweise vier Tiere in eine Transportbox, wie Veronika Wolff sagt. Die anderen vier Tiere wolle sie behalten, sagt sie und die Mitarbeiter des Tierheims können nichts dagegen tun. „Das wäre sonst Diebstahl“, erläutert Veronika Wolff. Das Veterinäramt sei aber weiter dran.

Katzen müssen alle vom Tierarzt behandelt werden

Die 30 Katzen hätten fast alle Durchfall, 25 von ihnen seien unterernährt, so die Tierschützerin. Eine Katze habe direkt zum Tierarzt an den Tropf gemusst, da sie völlig dehydriert war. Zudem seien die Katzen total verfloht. Das sei vielleicht auch der Grund, warum die Katzenbabys gestorben seien. Ein Kater sei ziemlich verfilzt, ein anderer habe kahle Stellen am Fell wohl wegen der Flöhe, sagt Veronika Wolff. „Manche sind nur noch Haut und Knochen, da erschreckt man sich, wenn man sie anfasst.“


Das Veterinäramt habe das Tierheim darauf hingewiesen, dass es die Kosten selbst tragen müsse, wenn sie die Katzen aus der Wohnung mitnehmen. Denn die Stadt Herne hat einen Vertrag mit dem Tierheim in Gelsenkirchen, erklärt Wolff. „Aber als Tierschützer kann man bei sowas nicht weggucken. Da darf das Geld nicht an erster Stelle stehen.“

Große Spendenbereitschaft nach Facebook-Aufruf

Über Facebook bittet das Tierheim um Hilfe - und ist überwältigt von der schnellen und positiven Resonanz. Neben Zuspruch spenden Tierfreunde spontan rund 2000 Euro und bieten an, Katzen bei sich aufzunehmen. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut. Die Menschen haben das Herz am rechten Fleck“, sagt die Tierschützerin. Dennoch: Die Kosten, die das Tierheim nun für Kastrationen (etwa 100 Euro pro Tier), Impfungen und Sanierung der Zähne zu tragen hat, liegen deutlich höher. „Das kostet etwa 200 Euro pro Tier“, schätzt Wolff.

Nun sei es aber erstmal wichtig, dass es den Tieren schon besser geht. Es würde sicherlich noch zwei Wochen dauern, bis die Katzen so fit seien, dass sie in ein neues, ein besseres Zuhause vermittelt werden können.


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