Herne. Beim Herner Verein „Insert Coins“ können Fans an Automaten und Konsolen (fast) ohne Ende zocken. Nun gibt es zwei weitere Räume mit Geräten.
Früher standen sie überall: In Kneipen, Pommesbuden, Kaufhäusern. Heute ist es gar nicht mehr so einfach, einen historischen Flipper im Betrieb zu finden. In den Kellerräumen an der Wörthstraße 15 in Herne-Baukau gibt es davon umso mehr: Überall blinken hier Lampen, Knöpfe werden gedrückt, Bälle rollen und schrille Geräusche tönen aus den Geräten. Beim Verein „Insert Coins“, der sich 2014 gegründet hat, stehen in sechs Räumen 20 Konsolen, 24 Retro-Pcs, 64 Videospiele und 27 Flipper.
Vom Commodore 64 über den Nintendo Gameboy bis hin zum „Dance Dance Revolution Automat“ und dem „Medieval Madness“-Flipper ist alles dabei. Letzteres Modell gehört zu den meistgesuchten Flippern auf dem Markt. „Unter 8000 Euro geht der nicht weg“, sagt Vereinsmitglied Heiko Kendzia. Der Flipper-Kenner weiß, warum: Dass es beim Flipper spielen nämlich nur darum geht, einen Ball hochzuhalten, stimmt bei Weitem nicht. „Man muss auch richtige Missionen spielen“, sagt der 46-Jährige. Und die Mission ist bei „Medieval Madness“ vom Hersteller „Williams“ besonders raffiniert: „Man muss eine Burg zerstören, das Spiel ist tiefer, als zu dieser Zeit üblich.“
Herne: Die meisten Geräte stammen aus Privatbesitz
Der Verein, der über 90 Mitglieder zählt, kann mit einem weiteren Highlight aufwarten: einer in Europa einzigartigen „Mario-Kart-Wall“, bei der acht Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten können. „Das war auch der Ursprung des Vereins“, erklärt Ingo Behlau, der seit den Anfangstagen dabei ist. Sie sind Freunde, die gemeinsam Videospiele spielen wollten, und keine Lust mehr hatten, die Konsolen ständig herumzutragen.
„Die meisten Geräte hier sind im Privatbesitz unserer Mitglieder, Besucher können aber alles davon bespielen“, erklärt Behlau. Zombies schießen, Autorennen, Tetris – das übt nach wie vor auf eine Menge Herner eine Faszination aus. „Das ist eine Reise in die Jugend“, meint Behlau. Auch viele Familien gehörten zu den Gästen. „Da zeigen die Eltern ihren Kindern dann, womit sie früher gespielt haben“, so der 52-Jährige. Der älteste Automat – ein Whoopi Flipper – stammt aus dem Jahr 1964, am weitesten gereist ist ein Hyper-Sports-Automat aus den USA. „Arcade-Automaten sind aus der Öffentlichkeit verschwunden, nachdem der Jugendschutz manche erst ab 18 Jahren erlaubt hat“, erklärt Behlau.
Während des Lockdowns sind zwei neue Räume entstanden
„Insert coins“ – abgeleitet vom Münzeinwurf bei den Automaten – will die Spielkultur am Leben halten. „Wie ein Museum zum Anfassen“, beschreibt Behlau. Über ein Jahr musste der Verein seine Türen schließen, doch der Corona-Lockdown blieb nicht ungenutzt: „Wir haben viele Geräte repariert, Kondensatoren, Spulen und Monitore waren kaputt“, sagt Kendzia.
Durch die Mitglieder seien beinah alle Gewerke abgedeckt. Auch zwei neue Räume sind entstanden: Ein eigener Raum für Retro-Pcs und ein Raum mit Verkaufsstationen von Gameboys und Playstations. Im Juli hat der gemeinnützige Verein zum ersten Mal seine Türen wieder geöffnet, anstatt wie früher nur an einem Tag monatlich zu öffnen, können Besucher nun an zwei Tagen kommen. „Damit wollen wir die Zahlen reduzieren, 80 Leute dürfen gleichzeitig hier sein“, sagt Kendzia.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Zeit einplanen ist angesagt
Noch ist der Verein eher männerlastig, etwa zehn Prozent Frauen spielen an den Konsolen aber mit. „Wer herkommt, bleibt meist die vollen fünf Stunden, die wir geöffnet haben“, sagt Vereinsmitglied Heiko Kendzia. Zeit einplanen ist also angesagt.
Über die Öffnungstage und die Preise informiert der Verein im Internet: www.insert-coins.com.